Euro und Börsen atmen auf

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Europäische Bankaktien, Börsenindizes und die Gemeinschaftwährung haben sich nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts kräftig erholt. Gold hingegen büßte am Preis ein.

Die Klagen der Euroskeptiker sind abgewiesen. Das entschied das Bundesverfassungsgericht am Mittwochvormittag. Sofort nach Bekanntwerden der Entscheidung des deutschen Gerichts schnellten die Bankwerte an den Börsen nach oben.

Euro-Austritt befürchtet

Der britische Vermögensverwalter Threadneedle geht davon aus, dass Griechenland die Eurozone verlassen wird. Angesichts der hohen Verschuldung und der Rezession, in der sich das Land befindet, sei eine Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit anders schwer vorstellbar, schrieb der für die Investmentstrategie der britischen Gesellschaft verantwortliche Vorstand Mark Burgess am gestrigen Mittwoch in einem Kommentar.

„Selbst wenn die deutsche Bevölkerung davon überzeugt werden könnte, einen großen Scheck für Griechenland auszustellen, steht nicht fest, ob Griechenland davon überzeugt werden kann, dieses Geld zum Preis der fiskalischen Auflagen auch anzunehmen“, schrieb Burgess.

(Reuters)

Auch der DAX legte unmittelbar nach der Urteilsverkündung um 2,8 Prozent auf 5.338 Punkte zu. Mit der Entscheidung, dass die Griechenland-Hilfen ebenso wie Deutschlands Beteiligung am Rettungsschirm nicht gegen das Grundgesetz verstießen, wurde eine letzte wichtige Hürde in der Bundesrepublik genommen.

Aufatmen

Vor allem auch die deutschen Banken können aufatmen. Denn eine sichere Unterstützung für die Schuldnerstaaten des Euroraums bedeutet auch eine weitaus geringere Gefahr für die Geldinstitute in Deutschland, die mit die größten Gläubiger Griechenlands sind.

Mit der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts wird eine Pleite hochverschuldeter Euro-Staaten ein ganzes Stück unwahrscheinlicher. Deutsche Banken haben so ein geringeres Risiko, auf ihren Forderungen sitzen zu bleiben. Ein gut ausgestatteter Euro-Rettungsschirm ist somit auch ein effizienter Unterstützungsfonds für die deutschen Banken. Schließlich haben diese griechische Staatsanleihen in Höhe von gut 20 Milliarden Euro in ihren Bilanzen stehen.

Goldpreis sinkt um vier Prozent

Gegenüber Bloomberg erklärte der Bankenanalyst Jon Kirk von der Investmentbank Redburn Patners LLP, dass bei einem Verlassen der Eurozone Griechenlands, Irlands, Portugals, Italiens und Spaniens die meisten Banken in Europa pleite gehen würden.

Aber auch für andere deutsche Unternehmen ist die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts eine gute Nachricht. Immerhin hat der Euro es ihnen erlaubt, in der Vergangenheit massiv nach Griechenland zu exportieren. Denn mit der Einführung des Euro-Buchgeldes 1999 und des Bargeldes 2002 sind Abwertungen nicht mehr möglich. In der Vergangenheit hatten diese immer wieder deutsche Exporte verteuert.

Insgesamt haben sich die Ausfuhren Deutschlands seit Einführung des Euros nahezu verdoppelt. Im Mai diese Jahres hatten die Exporte der Bundesrepublik mit über 92 Milliarden Euro einen neuen Rekord erreicht. Im Jahr 2000 lag der Wert der Ausfuhren noch durchschnittlich noch deutlich unter 50 Milliarden monatlich.

Erleichterung

Auch die US-Aktienmärkte nahmen das Urteil des Bundesverfassungsgerichts mit Erleichterung auf. Der Dow Jones stieg innerhalb der ersten Minuten um über ein Prozent. Während sich an den Aktienmärkten wieder Optimismus breitmachte, sank der Goldpreis um knapp vier Prozent auf knapp über 1.800 Dollar – ein Anzeichen dafür, dass Investoren wieder Gold zu Geld machen, um in Aktien zu investieren.

Auch der Euro reagierte positiv und kletterte wieder deutlich über die Marke von 1,40 Dollar.