Euro bei 1,20 Franken gedeckelt

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(dpa)

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Die Schweizerische Notenbank (SNB) hat die Festlegung auf ein Wechselkursziel nach Angaben der EZB auf eigene Faust entschieden. Der Euro-Wechselkurs darf ab sofort nicht weniger als 1,20 Franken betragen.

Mit einem festen Mindestkurs zum Euro will die Schweizerische Nationalbank (SNB) die heimische Wirtschaft vor den Folgen der Franken-Rekordjagd schützen. Künftig wollen die Währungshüter in Zürich keinen Euro-Kurs unterhalb von 1,20 Franken pro Euro tolerieren. „Die gegenwärtige massive Überbewertung des Schweizer Frankens stellt eine akute Bedrohung für die Schweizer Wirtschaft dar und birgt das Risiko einer deflationären Entwicklung“, heißt es in einer knappen Mitteilung vom Dienstag.

„Die Nationalbank wird den Mindestkurs mit aller Konsequenz durchsetzen und ist bereit, unbeschränkt Devisen zu kaufen“, versicherte die SNB weiter. Sollten die Interventionen nicht die gewünschte Wirkung erzielen, sei sie zudem bereit, weitere Maßnahmen zu ergreifen.

Finanzmärkte reagieren

An den Finanzmärkten sorgte die Ankündigung für massive Kursbewegungen. Der Kurs des Euro zum Schweizer Franken sprang in einer ersten Reaktion um mehr als acht Rappen bis auf 1,2158 Franken und lag damit über dem von der Notenbank angepeilten Mindestkurs. Zudem fiel der Goldpreis zeitweise massiv zurück. Nach einem Rekordhoch bei 1920,25 US-Dollar im frühen Handel rutschte der Preis für das Edelmetall zeitweise bis auf 1860 Dollar zurück. Außerdem legten die Kurse am Frankfurter Aktienmarkt zunächst deutlich zu.

Ein Mindestkurs von 1,20 Franken zum Euro bedeutet, dass ein Schweizer Franken höchstens 0,833 Euro wert sein darf. Zum Vergleich: Ende 2007 war ein Franken für etwa 0,60 Euro zu haben – in der Spitze kostete er in diesem Jahr dann 0,97 Euro, eine Aufwertung also von mehr als 60 Prozent innerhalb weniger Jahre.

Franken zu stark

Der starke Franken belastet die Schweizer Exportwirtschaft enorm, weil er deren Waren auf Auslandsmärkten deutlich verteuert. Auch die Einzelhändler im Schweizer Grenzgebiet bekommen die folgen zu spüren: Die gewaltig gestiegene Kaufkraft des Franken hat einen kräftigen Einkaufstourismus ausgelöst, von dem deutsche Händler in grenznahen Orten kräftig profitieren.

Die Intervention der SNB bewerteten Experten als eine völlig neue Qualität: „So etwas hat es bisher in diesem Ausmaß noch nicht gegeben“. Allerdings dürfe die Festlegung des Franken auf einen Mindestkurs zum Euro nicht mit einer Anbindung an die europäische Gemeinschaftswährung verwechselt werden.

Die SNB muss demnach das angepeilte Ziel erreichen, „wenn sie nicht ihre Glaubwürdigkeit völlig verlieren will“. Weiter hieß es, dass die Schweizer Notenbank erfolgreich ist. „Die SNB kann den Kurs des Franken solange über dem Mindestkurs von 1,20 Franken halten wie sie will.“