Enrico Macias muss 30 Millionen zahlen

Enrico Macias muss 30 Millionen zahlen
(AFP/Archiv)

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Ist Enrico Macias ein besserer Sänger oder ein besserer Investor? Die Frage sollte offen bleiben. Ein Luxemburger Gericht verurteilte ihn zur Zahlung von 30 Millionen Euro.

Dabei hatte der Sänger durchaus die Möglichkeit gehabt, billiger davonzukommen. Noch vor zwei Jahren hatte er das Angebot vorliegen, nur zwölf Millionen Euro zu zahlen und aus der Sache heraus zu sein.

Enrico Macias wurde verurteilt, 30 Millionen Euro an die Luxemburger Filiale der Landsbanki zu zahlen. (Bild: AFP-Archiv)

„Die Sache“ beginnt im Jahr 2007. Damals kontraktieren die Eheleute Macias einen „Equity Release“-Kredit in Höhe von 35 Millionen Euro. Bei diesem Kontrakt gibt man einer Bank Immobilien als Sicherheit gegen Bargeld und Wertpapiere oder Versicherungen.

Im konkreten Fall stellt Enrico Macias zwei Immobilien zur Verfügung, darunter seine Villa in Saint-Tropez. Als Gegenleistung erhält er neun Millionen in bar, zwei Versicherungsverträge von je elf Millionen Euro und einen in Höhe von vier Millionen Euro.

Solche Verträge sind in der Finanzwelt nicht ungewöhnlich. Partner der Eheleute Macias ist die isländische Bank Landsbanki mit ihrer Filiale in Luxemburg.

Im selben Jahr, in dem die Verträge unterzeichnet werden, beginnt die Finanzkrise der Jahre 2007/2008. Opfer dieser Krise werden in Luxemburg zwei isländische Banken.

Opfer der Finanzkrise

Die Kauphting Bank geht in den Besitz der britischen Familie Rowling über und heißt heute Banque Havilland. Die zweite Bank, Landsbanki, wird insolvent. Zur Insolvenzverwalterin wird Maitre Yvette Hamilius bestellt. Maitre Hamilius muss feststellen, dass Landsbanki insbesondere in Frankreich und in Spanien diese Geschäfte getätigt hat.

Die Partner wie Enrico Macias mussten sich im Prinzip bei diesen Geschäften noch bis 2007 keine Sorgen machen. Mit der Finanzkrise aber ändert sich alles. Die Versicherungsverträge oder Aktiendepots verlieren dramatisch an Wert. Die Insolvenzverwalterin der Landsbanki stellt die Verträge zur Disposition und verlangt die Rückzahlung. Auf Enrico Macias kommt eine Rückzahlung in Höhe von um die 30 Millionen Euro zu. Der Sänger fühlt sich zu Unrecht mit der Forderung konfrontiert, wie weitere 80 französische Kunden.

Maitre Yvette Hamilius trifft auf französische Juristen, die der Landsbanki das Recht abstreiten, in Frankreich Bankgeschäfte zu betreiben. Sie trifft außerdem auf einen nicht unbekannten französischen Untersuchungsrichter, der zu Verhandlungen sogar nach Luxemburg kommt.

Untersuchungsrichter Renaud van Ruymbeke verlangt von Yvette Hamilius Sicherheitsleistungen in Höhe von 50 Millionen Euro. Das Arrondissements-Gericht in Luxemburg untersagt die Zahlung.

Die Insolvenzverwalterin, die offensichtlich erkennt, dass auf diesem Weg wenig zu erreichen ist, erarbeitet mit den Gläubigern, die zwischenzeitlich auf erhebliche Forderungen verzichtet haben, und mit dem zuständigen Gericht einen Kompromissvorschlag.

Sie ist bereit, auf 80 Prozent der Forderungen zu verzichten. Das heißt, Gläubiger und Gericht erlauben ihr, auf 200 Millionen Euro Forderungen zu verzichten. Enrico Macias erhält also einen Vorschlag, nur noch ein wenig mehr als zwölf Millionen Euro zu bezahlen. In Spanien stößt der Vorschlag auf breite Zustimmung bei den Kreditnehmern.

In Frankreich dagegen stößt er auf Ablehnung. So wie Enrico Macias lehnen ihn weitere 69 Vertragspartner der Landsbanki ab. Nur zehn von 80 nehmen ihn an.

Enrico Macias ist nach wie vor der Meinung, dass er Opfer einer Machenschaft geworden ist. Man dürfe eine enge Verbindung zwischen der Luxemburger Justiz und Landsbanki annehmen, wird er in der französischen Presse zitiert.

Sein Anwalt glaubt, dass es der Insolvenzverwalterin nicht gelingen wird, das Urteil gegen Enrico Macias in Frankreich durchzusetzen.

Eine Frage aber haben die Luxemburger Richter in ihrem Urteil beantwortet: Enrico Macias dürfte ein mindestens ebenso versierter Investor wie Sänger sein, meinten sie. In ihrem Urteil bezeichneten sie ihn als einen „versierten“ Investor.

Mithin zu einem, der weiß, was er mit seinem Geld anstellt. Deswegen soll er nun 30 Millionen an die bankrotte Bank zahlen. Plus Zinsen …