Eine harte Nuss für Apple

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Der Mobilfunk-Konzern China Mobile gehörte zu den letzten weißen Flecken auf der iPhone-Landkarte. Diese Lücke ist jetzt geschlossen. Doch mit seiner Hochpreis-Strategie will Apple ein Nischenanbieter bleiben.

Mehr als 760 Millionen Kunden: Die Größe des chinesischen Mobilfunk-Anbieters China Mobile ist kaum zu fassen. Wie viele von ihnen werden sich allerdings ein iPhone zulegen, wenn das Apple-Handy Mitte Januar erstmals ins Angebot der Telekom-Firma kommt? US-Branchenanalysten gehen von 12 bis 20 Millionen Geräten im ersten Jahr aus – und das ist wiederum eine deutlich bodenständigere Zahl.

Denn in China regieren nach wie vor die Billig-Smartphones. Und Apple-Chef Tim Cook wettet darauf, dass ein langer Atem mit hohen Preisen in Erwartung steigenden Wohlstands auf Dauer die bessere Wahl ist als ein aggressiver Preiskampf um Marktanteile. Doch gemessen an dem bisherigen iPhone-Absatz in China wäre selbst in dieser Spanne immerhin ein Plus von 50 Prozent oder sogar eine Verdoppelung drin.

China ist der wichtigste Markt für die Mobilfunk-Branche. Rund jedes dritte Smartphone weltweit wird im Reich der Mitte verkauft. Im kommenden Jahr dürften es nach Schätzungen 450 Millionen Computer-Handys werden. Apple kam im dritten Quartal 2013 laut Marktforschern nur auf einen Anteil von sechs Prozent. Der Erfolg der neuen Modelle iPhone 5s und 5c sowie der China-Mobile-Effekt dürften dem Marktanteil in den kommenden Monaten zwar deutlich verbessern. Doch Apple wird mit seiner bisherigen Preispolitik in China auf absehbare Zeit ein Nischenanbieter bleiben.

Teuerer als in Westeuropa

Die neuen iPhones kosten in China sogar etwas mehr als in den reichen USA oder Westeuropa. Dagegen verkaufen im Ausland kaum bekannte chinesische Anbieter selbst ihre Spitzen-Smartphones für die Hälfte. Es dominiert – wie im Rest der Welt – das Google-Betriebssystem Android. Der chinesische Markt ist aber so gewaltig, dass auch ein kleines Stück vom Kuchen große Wirkung hat. „China wird in der Zukunft definitiv der größte Markt für Apple sein“, verkündete Cook Anfang 2013 in einem Interview mit dem chinesischen Internetportal Tencent. Er war da in China unterwegs, unter anderem auch für Gespräche mit China Mobile. Im August kam er wieder.

Cook setzt auf die schnell wachsende Mittelschicht, die besonderen Wert auf Luxus und Statussymbole legt. Auch ohne China Mobile setzte Apple im Dezember 2012 beim Start des iPhone 5 zwei Millionen Geräte am ersten Wochenende ab. Dabei sahen die Läden der beiden Mobilfunk-Anbieter China Telecom und China Unicom sowie die elf hauseigenen Apple Stores kaum geschäftig aus: Die iPhones mussten über das Internet vorbestellt werden. Damit sollte Spekulanten der Wind aus den Segeln genommen werden, nachdem es zuvor Krawalle vor Apple-Stores gegeben hatte.

China ist ein hartes Pflaster für westliche Unternehmen – und Apple ist da keine Ausnahme. Im Frühjahr machten chinesische Medien den Konzern zum Ziel einer Kritik-Kampagne und warfen den Kaliforniern Arroganz vor, weil sie Chinesen in Garantiefällen im Regen stehen gelassen hätten. „Wir entschuldigen uns aufrichtig“, erklärte Cook prompt auf der chinesischen Firmen-Website. Er sprach von „Missverständnissen“, einem „Mangel an Kommunikation“ und versprach, dass sich Apple von nun an kulanter zeigen werde.

Schlechte Arbeitsbedingungen bei Fertiger Foxconn

Zuvor musste Apple erst einen Streit um Namensrechte vor Gericht durchkämpfen, um sein iPad-Tablet auch in China zu verkaufen. Und immer wieder hängt der Vorwurf schlechter Arbeitsbedingungen beim Auftragsfertiger Foxconn in der Luft. Denn die schicken iPhones und iPads werden in riesigen Fabrik-Komplexen mit Hunderttausenden Arbeitern in China gebaut. Cook machte in seinen zwei Jahren an der Apple-Spitze mehrere Schritte für mehr Transparenz. Unter anderem trat Apple als erster Tech-Konzern der Organisation Fair Labor Association (FLA) bei, die eigene unabhängige Kontrollen durchführt. Zuletzt wurde Foxconn aber wieder kritisiert, weil die Zahl der Überstunden immer noch zu hoch sei.