Die Zukunft liegt im Wind

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Noch nie war auf der weltgrößten Industriemesse in Hannover so viel Ökologie wie heute. Vor allem auch die aufstrebende Wirtschaftsmacht China möchte Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden und präsentiert etliche spektakuläre Neuigkeiten.

Die Hannover Messe ist seit jeher Vorreiter bei der Präsentation von Neuentwicklungen im Bereich Energieeffizienz und regenerative Energiegewinnung gewesen. Doch noch nie hat es so viele Aussteller mit dermaßen spektakulären Neuentwicklungen in diesem Bereich gegeben wie in diesem Jahr.

Vor allem chinesische Unternehmen haben im Wettlauf um die nachhaltige Energiegewinnung und Energieeffizienz enorm aufgeholt und lassen europäische Firmen teilweise weit im Schatten stehen.

So präsentiert die Firma CET XJ Group aus Henan in China auf der Messe ein Batterieaustauschsystem für Elektrobusse. Dazu müssen die Busse in eine speziell ausgelegte Halle einfahren. Dort werden dann vollautomatisch die leeren Batterien per Roboter herausgenommen und volle wieder eingesetzt. Die ganze Prozedur dauert nur wenige Minuten, in etwa so lange wie auch das Volltanken mit herkömmlichem Kraftstoff dauern würde. Danach kann der Bus wieder weiterfahren.

Austauschverfahren von Batterien

Das Batterieaustauschverfahren hat den enormen Vorteil, dass Elektrofahrzeuge nicht mehr stundenlang an einer Aufladestation stehen bleiben müssen, bis die Batterie endlich voll ist. Es gibt natürlich auch technische Möglichkeiten, Batterien schneller aufzuladen, doch dann würden diese sehr schnell sehr heiß, was die Batterien über kurz oder lang zerstören würde.

Deswegen ist nach dem jetzigen Stand der Technik ein Austauschverfahren von Batterien, auch für Autos, die wohl schnellste Möglichkeit. Dabei könnte auch bei privaten Pkws ein Pfandsystem zum Zuge kommen: Tauscht man eine Batterie des Autos an einer Ladestation aus, bezahlt man nur für die Dienstleistung der aufgeladenen Batterie, die Pfandgebühr der vollen Batterie wird mit der der leeren verrechnet.

Spritsparende Motoren

Die Firma hat bereits 33 solcher vollautomatischer Austauschstationen und weitere 2.000 manuelle Austauschstationen in 24 chinesischen Provinzen und Städten gebaut. Doch die Chinesen sind auch beim Bau spritsparender Motoren weiter als die Europäer. So präsentierte die Firma FAW die Luxuslimousine des Modells H7 Phev, die gerade einmal 3,7 Liter auf 100 Kilometern verbraucht, deutlich weniger als die gängigen europäischen Kleinwagen.

Das Fahrzeug hat ein Leergewicht von 1.990 Kilogramm, ein Tankvolumen von 70 Litern und erreicht 220 km/h Höchstgeschwindigkeit. Bei Fahrten mit geringer Geschwindigkeit, wie bei Stadtfahrten, schaltet das Fahrzeug automatisch auf Batteriebetrieb um.

Stahl aus Rodange für einen Weltrekord

Doch auch ArcelorMittal präsentierte auf der Hannover Messe eine Neuheit: eine Stahlkonstruktion, um die höchsten Windparks der Welt zu bauen. Die meisten Windkrafträder haben einen Rohrturm, doch sind diese meistens auf eine Nabenhöhe von rund 100 Metern beschränkt. Denn der Turm läuft nach oben hin spitz zu. Das bedeutet, je höher der Turm, desto größer muss auch die Basis und damit das Fundament des Turms sein. Deswegen ist bei den meisten Rohrtürmen bei 100 Metern Nabenhöhe Schluss.

Das liegt vor allem daran, dass die einzelnen Bauteile eines Rohrturms über Schienen und Straßen transportiert werden müssen. Überschreiten die einzelnen Ringe eines solchen Turms bestimmte Abmessungen, können sie nicht mehr überall hin geliefert werden, vor allem wenn der Transport unter einer Brücke hindurch muss.

Nicht so bei einem Gittermast. Südlich von Berlin ist bereits ein Windkraftrad mit 160 Metern Nabenhöhe in Betrieb. Diese Höhe ist ein Weltrekord. Der Stahl für den Gittermast kommt von ArcelorMittal und wurde in Rodange gegossen.

Bessere Energieausbeute

Da die Windstärke mit zunehmender Höhe steigt, haben höhere Windkrafträder eine deutlich bessere Energieausbeute als solche mit geringerer Höhe. Der Vorteil der Gittermast-Bauweise besteht aber auch darin, dass im Vergleich zu Rohrtürmen nur fast die Hälfte des Stahls gebraucht wird. Außerdem sind sie naturgemäß durchlässiger für Wind, was die Belastung für die Gesamtkonstruktion verringert.

Und auch beim Transport gibt es kaum logistische Probleme, wie etwa bei den Einzelteilen für Rohrtürme. Denn der Winkelstahl wird per Straße angeliefert und erst vor Ort zusammengebaut. Jeder Standard-Lkw kann diesen Stahl transportieren, auch in Ländern, in denen die Infrastruktur schlechter ist.

(Stefan Osorio-König/Hannover/Tageblatt.lu)