Die Trendsetter aus Diekirch

Die Trendsetter aus Diekirch
(Ifinzi)

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Leichtbiere und Kleinstbrauereien liegen im Trend.

Der Biermarkt ist im Umbruch. Der Bierkonsum ist rückläufig und immer mehr Mikrobrauereien versuchen ihren Teil vom Kuchen zu bekommen. Die Brauerei Diekirch passt sich diesen neuen Zeiten an. Ein weiterer Trend, der sich auf dem Biermarkt abzeichnet, kommt aus den USA. Dort ist der meistgetrunkene Gerstensaft das zum ABInBev-Konzern gehörende Bud Light. Auch die Kunden in Luxemburg fragen vermehrt nach alkohol- und kalorienarmen Bieren, wie eine Umfrage der Brauerei aus Diekirch feststellte.

Belgisches Bier Weltkulturerbe?

Die belgische Bierkultur könnte bald zum Weltkulturerbe gehören. Das für das immaterielle Weltkulturerbe zuständige Unesco-Komitee tagt ab Montag in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Die belgische Bierkultur hat gute Chancen, in die Liste aufgenommen zu werden, nachdem eine Expertenkommission dies in der vergangenen Woche empfahl. In der belgischen Bewerbung wird unter anderem auf die fast 1500 Biersorten verwiesen, die in dem Land gebraut werden. Belgische Biere hätten durchaus „einen internationalen Ruf“, gab auch der deutsche Brauer-Bund-Sprecher Huhnholz zu. Er bekräftigte die Hoffnung seines Verbands, das Bierbrauen nach dem Reinheitsgebot zunächst auf die nationale Liste des immateriellen Kulturerbes zu bringen. Danach könnten die weiteren Schritte zur Aufnahme ins Weltkulturerbe folgen – dies nehme allerdings mehrere Jahre in Anspruch. (AFP)

Immer mehr Biertrinker fragen also nach sogenannten Nablab-Bieren (No Alcohol – Low Alcohol Beer). Bei der Umfrage gaben im November des Jahres 2015 rund 31 Prozent der befragten Einwohner Luxemburgs an, in den vergangenen vier Wochen Nablab-Biere getrunken zu haben. Ein Jahr später waren es schon 44 Prozent. Neben Leichtbieren war die Gruppe der Nablab-Biere die einzigen, bei denen die von den Befragten angegebenen Verbrauchszahlen nicht rückläufig waren.

„Mit unserem Diekirch Radler waren wir es, die diese Entwicklung vorangetrieben haben“, so Arnold Blondeel, Direktor der „Brasserie de Luxembourg“. „Das Radler ist ein großer Erfolg.“ Auch Marc Böttner, der Braumeister, pflichtete dem bei: „Unsere Brauerei kann als Trendsetter angesehen werden.“ Mit einem Alkoholanteil von nur 1,1 Prozent passt dieses Biermischgetränk zu der heutigen Zeit. Die gesundheitsbewussten Kunden wollen sich, so Korneel Warlop, Kommunikationsmanager bei ABInBev für Belgien und Luxemburg, nach dem Sport oder einer Shoppingtour unter Freunden erfrischen und „ein gepflegtes Bier ohne viel Alkohol verantwortungsvoll trinken“.

Craft-Biere

Der Kommunikationsmanager verneinte den Verdacht, dass hinter den Leichtbieren die Idee stecke, mehr davon zu verkaufen. Vor allem unter Studenten oder bei Fußballspielen werde viel getrunken. Der Braukonzern sei sich der Probleme des übermäßigen Konsums und alkoholbedingter Unfälle bewusst. „Es ist keine Werbung für uns, wenn jemand unter dem Einfluss von Alkohol einen Unfall baut“, so Korneel Warlop. Aus diesem Grund habe der Konzern einen Aktionsplan gestartet, der die Verbraucher zu verantwortungsbewussten Biertrinkern erziehen soll. „Wir sind uns aber auch bewusst, dass wir dieses weltweite Problem nicht schnell lösen können“, so Warlop.

Ein anderer Trend, der sich abzeichnet, ist das sogennante „Craft Beer“. Craft-Biere stammen meistens aus kleinen Brauereien und haben oft eine lange Geschichte. „Die Produkte der Mikrobrauereien werden immer beliebter“, so Warlop. Da die Kunden aber gerne abwechslungsreich trinken und die Produkte von allen Mikrobrauereien testen wollen, gibt es keine nachhaltige Nachfrage. „Die Mikrobrauereien verschwinden auch schnell wieder.“ Trotzdem ist der Konzern in diesen Markt eingestiegen. Im September hatte ABInBev die älteste Brauerei Belgiens, die Bosteels-Brauerei, aufgekauft. „Von dieser Übernahme profitieren beide Seiten“, so Warlop.

„Wir können die Nachfrage nach Craft-Bieren decken und Bosteels kann auf unsere Vertriebskanäle und unser Marketing-Know-how zurückgreifen.“ Eine Verlagerung der Produktion kommt laut Warlop nicht in Frage. „Das Schlüsselelement des Erfolges ist, dass das Bier im Respekt der Familientradition gebraut wird. Es sei schade, wenn die Produktion verlagert würde.“ Durch die Übernahme sei sichergestellt, dass die Brauerei auf lange Sicht überleben wird. „An der Art, wie das Bier gebraut wird, wird sich nichts verändern“, versicherte Warlop.