LuxemburgDie Post – ein wesentlicher Akteur in der Krise

Luxemburg / Die Post – ein wesentlicher Akteur in der Krise
Die Jahrespressekonferenz der Luxemburger Post konnte erstmals als Livestream verfolgt werden Foto: Post

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Wie wichtig ein Unternehmen wie die Post für das Funktionieren des Landes ist, hat sich in den letzten Wochen gezeigt. Ein „Bleif Doheem” ohne Internet, Telefon und Briefträger wäre nur schwer vorstellbar. Dennoch rechnet auch die Post mit finanziellen Einbußen durch die Krise. Sie geht das Jahr jedoch mit Optimismus an, gestärkt durch ein gutes Jahresergebnis 2019.

„Als Post sind wir auf ganz besondere Art von der Krise betroffen“, so Claude Strasser, Geschäftsführer, am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahreszahlen für 2019. Als „service essentiel“ habe man weiter funktionieren müssen. Dabei seien die ersten zwei Wochen „ein sehr schwieriger Start“ gewesen. Aber glücklicherweise habe es dann doch keine Engpässe bei den Netzen gegeben. Auch Notfälle bei Kunden wurden weiterhin behandelt, die Briefpost lief weiter, Verkaufsstellen empfingen Kunden … „alles lief weiter.”

Dort, wo es möglich war, habe man Telearbeit eingesetzt, so der Postchef weiter. An einer ganzen Reihe Projekte sei man beteiligt gewesen. Man habe schnell ein Callcenter für das CGDIS („Corps grand-ducal d’incendie et de secours“) errichtet. Das neue Angebot von Letzshop für gefährdete Personen habe man „quasi über Nacht mit neu aufgebaut“. Vielen Gemeinden und der Armee habe man beim Verteilen der Masken geholfen. „Ich glaube, wir haben unseren eigenen bescheidenen Beitrag geleistet, damit das Land einigermaßen weiterfunktioniert hat“, sagt Claude Strasser. Staatliche Hilfsmaßnahmen, wie etwa Kurzarbeit oder Direkthilfen, habe man keine in Anspruch genommen.

Ich glaube, wir haben unseren eigenen bescheidenen Beitrag geleistet, damit das Land einigermaßen weiterfunktioniert hat

Claude Strasser, Geschäftsführer der Post

Finanzielle Spuren werde die Krise jedoch hinterlassen, so das Unternehmen. „Es wird mehr Stress bei Umsatz und operativem Gewinn geben“, meinte Verwaltungsratspräsident Serge Allegrezza. „Wir werden nicht ohne Schrammen hier rauskommen.“ Und „wir werden nicht von der Krise profitieren“, so auch Strasser. Sie werde „negative finanzielle Folgen haben“. Aber es werde „weniger schlimm“ als bei anderen werden. 2020 werde trotzdem ein gutes Jahr werden.

Die Luxemburger Post-Gruppe, die seit fünf Jahren der größte Arbeitgeber des Landes ist, kann das Krisenjahr 2020 gestärkt angehen, so Claude Strasser weiter. Obwohl die Unternehmensgruppe nicht nur in Wachstumsbereichen unterwegs ist, konnte sie letztes Jahr ihre Verkäufe um gute vier Prozent, auf 862 Millionen Euro, steigern. Der operative Gewinn legte um sechs Prozent zu, der Nettogewinn stieg auf 38 Millionen Euro. Demnach, da auch der Staat in diesen Zeiten Geld brauche, habe man entschieden, eine Dividende von 20 Millionen Euro auszuzahlen, wie im Vorjahr.

21 Millionen weniger Briefe als im Jahr 2015

Zu dem guten Resultat beigetragen haben nicht alle Unternehmensbereiche. Wachsende Schwierigkeiten gab es letztes Jahr beim CCP. Traditionell lebte der Finanzbereich von den auf dem Geld der Kunden erwirtschafteten Zinsen. Diese sind jedoch seit einigen Jahren negativ. In den Vorjahren konnte der Bereich sich noch mit langjährig angelegten Geldern über Wasser halten. Doch dieses Jahr war das Ergebnis im Finanzbereich negativ.

„Der Effekt der Niedrigzinsen hat durchgeschlagen“, so Strasser. „Und er wird sich in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen.“ Jedes Jahr würden rund 10.000 neue Konten eröffnet. Auch die bestehenden Kunden setzen mehr Geld auf ihre Postkonten. Doch das viele neue Geld bedeutet für die Post nur zusätzliche Kosten. „Wir brauchen ein neues Modell. Man kann nicht mehr von den Zinsen leben.“ Man sei auf der Suche nach Lösungen.

Gut entwickelt haben sich derweil die beiden nach Umsatz wichtigsten Teile des Unternehmens: Der Bereich Telekommunikation konnte den Umsatz auf 463,8 Millionen Euro steigern. Claude Strasser bedauert jedoch, dass die Zahl der Festnetzlinien um etwa 20.000 pro Jahr zurückgeht. Neue Anschlüsse an das Glasfasernetz würden zwar einen Teil der Ausfälle auffangen, jedoch benötige dies – im Gegensatz zum stehenden Netz – neue Investitionen und die Margen seien kleiner.

Einen Anschluss ans Glasfasernetz haben mittlerweile 69,5 Prozent der Gebäude in Luxemburg, so die Post weiter. Die Errichtung des 4G-Netzes sei abgeschlossen. Bis Jahresende hoffe man, erste 5G-Leistungen anbieten zu können. Das Glasfasernetz soll, mit passenden Gelegenheiten, weiter ausgebaut werden. Eine landesweite 100-Prozent-Abdeckung wird man jedoch nie erreichen. Schnelles Internet sollen die Kunden in Zukunft jedoch auch über 5G erhalten können.

Der einzige Bewerber für Briefpost-Dienstleistungen

Überragend gut entwickelt hat sich auch der Bereich Pakete und Logistik. „Hier gab es das stärkste Wachstum zu verzeichnen“, so Strasser. Hintergrund war das noch relativ junge Geschäft mit dem Empfang von E-Commerce-Paketen aus Asien und die Weiterleitung der Pakete in andere europäische Länder.

Im Bereich Briefpost ging der Schrumpfungsprozess derweil weiter. Letztes Jahr wurden nur noch 126 Millionen Briefe verschickt. „Das sind 21 Millionen weniger als im Jahr 2015“, so Strasser. „Wenn man dann bedenkt, was eine Briefmarke kostet …” Die Zahl der hierzulande verschickten Pakete hat sich jedoch im gleichen Zeitraum von zwei auf vier Millionen verdoppelt.

Auch in den kommenden zehn Jahren wird die landesweite Belieferung mit Briefen von der Post gewährleistet werden, versicherte Claude Strasser. Es gab eine Ausschreibung, doch „wir waren die einzigen Bewerber. Das zeigt, dass das Geschäft kein Geschenk ist.“

Gross
21. Mai 2020 - 12.12

@Tun "Wie wäre es mit größeren Paketautomaten?" Genau mein Problem auch. "Ich zahle 6,80€ um Pakete von deutschen Geschäften die das ‘worldwide’ im Web nicht verstanden haben, von Trier in den Automaten in unserem Viertel transportiert zu bekommen und nicht um 2 Stunden auf dem Postamt draußen im Regen in der Schlange zu stehen." Ich versteh' nicht, wenn der Automat voll ist, wieso liefern sie nicht nach Hause an den angegebene Ort wo sie all die anderen Pakete auch hinbringen ?

Tun
15. Mai 2020 - 13.23

Wie wäre es mit größeren Paketautomaten? Ich zahle 6,80€ um Pakete von deutschen Geschäften die das 'worldwide' im Web nicht verstanden haben, von Trier in den Automaten in unserem Viertel transportiert zu bekommen und nicht um 2 Stunden auf dem Postamt draußen im Regen in der Schlange zu stehen.