/ Die Messe des "Made in Italy"

(Tageblatt-Archiv)
Tageblatt: Die Gastregion der diesjährigen Messe ist das Veneto. Warum haben Sie sich für diese Region entschieden?
Fabio Morvilli: „Veneto ist vor allem wegen Venedig sehr bekannt. Es gibt aber vieles andere in der Region zu entdecken. Dazu gehören Städte wie Pordenone oder Padua. Außerdem ist die Region sehr abwechslungsreich, sie geht vom Meer bis zu den Bergen.
Und im Bereich Gastronomie ist die Region vor allem für ihren Weißwein, aber auch Rotwein und Rosé bekannt.“
Welche Neuigkeiten stehen denn dieses Jahr auf dem Programm?
„Wir machen in diesem Jahr eine Art Voreröffnung. Das heißt am Donnerstagabend empfangen wir ein italienisches Spitzenforschungsinstitut, das sich für Luxemburg interessiert.
Das ist auch das Institut, das einen Roboter entwickelt hat, der die Konsistenz von Dingen erkennen kann und entsprechend ob sie weich oder hart sind, kräftiger oder weniger kräftig zupacken kann.“
Wie viele Besucher erwarten Sie dieses Jahr?
„Naja, das ist ja auch immer ein bisschen vom Wetter abhängig. Aber bei den Messen der vergangenen Jahre waren es immer zwischen 13.000 und 15.000 Besucher gewesen.
Dieses Jahr rechnen wir allerdings mit etwas mehr Besuchern, da die Messe diesmal nicht Mitte September, sondern erst Ende September stattfindet.“
Kommen zur Italia Dimensione 2000 eher Fachbesucher oder interessiertes Publikum?
„Das ist ganz unterschiedlich. Viele Leute kommen weil sie sich einfach für italienische Produkte interessieren. Aber es gibt auch ein Fachpublikum. Für dieses organisieren wir dann auch B2B.“
Welche Produkte aus Italien werden denn vorrangig nach Luxemburg exportiert?
„Da sind natürlich vor allem Lebensmittel, aber auch Autos sowie Möbel und Textilien.
Doch es gibt da noch eine ganze Reihe von Produkten, die dem breiten Publikum eher weniger bekannt sind. Wenn Sie in einem Flugzeug Kaffee serviert bekommen, so ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dieser mit einer Kaffeemaschine gebraut wurde, die in Italien hergestellt wurde. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für Flugzeugsitze.“
Sie sind Präsident der italienisch-luxemburgischen Handelskammer. Hilft die Kammer auch Luxemburger Unternehmen, die nach Italien exportieren oder expandieren wollen?
„Jeder, der bei uns Mitglied ist, und mittlerweile haben wir rund 250 Mitglieder, bekommt unsere Unterstützung. Wir als Italienisch-luxemburgische Handelskammer sind Teil eines Netzwerkes von Handelskammern.
Allein in Italien gibt es 101 rein italienische Handelskammern, im Ausland 75 bilaterale Handelskammern.
Über all diese können wir unsere Mitglieder helfen, wenn sie Kontakte im Ausland aufnehmen wollen. So haben wir beispielsweise schon Luxemburger Firmen über unser Netzwerk geholfen, Kontakte nach Südamerika zu knüpfen. Außerdem sind wir als Handelskammer auch von der italienischen Regierung offiziell anerkannt.“
Die Handelskammer bringt aber auch Studenten und potenzielle Arbeitgeber zusammen.
„Als Italienisch-luxemburgische Handelskammer haben wir schon rund 300 italienischen Studenten einen Aufenthalt im Großherzogtum organisiert. Die meisten von ihnen verbringen dann drei Monate entweder im ‚Institut de formation bancaire Luxembourg‘ oder in der PwC-Academy. Anschließend machen sie ein Praktikum von drei bis sechs Monaten in einer Bank oder einem anderen Unternehmen.
Und immerhin rund 80 Prozent von ihnen haben nach Beendigung ihres Praktikums einen Arbeitsplatz angeboten bekommen.“
Welche Dienstleistungen bieten Sie als Handelskammer sonst noch an?
„Wenn italienische Firmen zu uns kommen, dann helfen wir zuallererst mit den verwaltungstechnischen Belangen. Aber wir helfen ihnen auch, in Kontakt mit hier ansässigen Unternehmen oder Luxemburger Politikern zu kommen.
Umgekehrt gibt es natürlich auch Luxemburger Unternehmen, die eine Filiale in Italien eröffnen wollen oder dort ihre Produkte verkaufen. Auch in diesem Bereich bieten wir ihnen unsere Unterstützung an.
Eines unserer Hauptaugenmerke ist auch das Organisieren von B2Bs. Das heißt bilaterale Treffen von Unternehmen, also so eine Art Kontaktbörse für Geschäftsleute. Außerdem veranstalten wir einmal pro Jahr einen großen Kongress mit einer wichtigen Persönlichkeit als Gastredner.
Wir haben auch gute Beziehungen nach China oder in die Türkei. Hier konnten wir schon oft eine Brückenfunktion für Unternehmen einnehmen.“
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Handelskammern?
„Wir pflegen eine sehr enge Zusammenarbeit mit den anderen ausländischen Handelskammern hier in Luxemburg, wie der American Chamber of Commerce, aber auch der deutschen, französischen oder britischen Handelskammer hier im Großherzogtum.
Wir arbeiten auch eng mit den italienischen Handelskammern aus Belgien und den Niederlanden zusammen. Schließlich ist die Italienisch-luxemburgische Handelskammer vor 20 Jahren aus der belgisch-luxemburgisch-italienischen heraus entstanden. Aber natürlich arbeiten wir auch eng mit unserer Botschaft zusammen.“
Kann man sich bei Ihnen auch über italienische Firmen generell informieren?
„Ja, die Italienisch-luxemburgische Handelskammer ist ja in ein Netz von 75 italienischen Handelskammern weltweit eingebunden. Wir verfügen über eine umfangreiche Datenbank über italienische Unternehmen. Auf diese Weise können wir etwaige Geschäftspartner darüber informieren, inwieweit die Firma glaubwürdig oder solvent ist.“
In einem Europa, in dem der Binnenmarkt schon seit vielen Jahren Realität ist, wofür benötigt man dann noch eine bilaterale Einrichtung wie die Italienisch-luxemburgische Handelskammer?
„Natürlich hat sich in der Hinsicht vieles geändert, aber die Italienisch-Luxemburgische Handelskammer ist eine von der italienischen Regierung anerkannte Institution. Das ist ein ganz wichtiger Fakt. Unsere Handelskammer ist zudem Teil eines Netzes von insgesamt 77 Handelskammern weltweit.
Obwohl die Volkswirtschaften in der Europäischen Union heute sehr stark integriert sind, hat die Handelskammer immer noch eine sehr wichtige Funktion. Wir kümmern uns vor allem um die Förderung im Bereich Wirtschaft, Handel und in geringfügigem Maße auch um die kulturellen Beziehungen zwischen den beiden Ländern.“
Worin bestehen denn die Schwierigkeiten für italienische Firmen, in Luxemburg Fuß zu fassen?
„Italien ist sehr reich an kleinen Familienunternehmen und Handwerksbetrieben. Bei ihnen ist ein Handelshindernis mit Luxemburg oft schon allein die Sprache. Aber auch eine unterschiedliche Gesetzgebung in den beiden Ländern macht es vor allem kleineren Unternehmen oft schwer.
Umgekehrt helfen wir aber auch Luxemburger Unternehmen, die sich gerne in Italien niederlassen möchten.“