Die Folgen des Ölpreisanstiegs

Die Folgen des Ölpreisanstiegs
(Reuters/Darley Shen)

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Mit der Einigung auf die erste Förderkürzung seit 2008 hat die Opec dem Ölpreis im Dezember kräftigen Schub gegeben.

Spekulationen hierauf hatten den Rohstoff aber schon in den Monaten zuvor beflügelt. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich im Vergleich zu ihrem 13-Jahres-Tief vom Januar um mehr als die Hälfte auf aktuell rund 55 Dollar je Barrel (159 Liter) und steuerte auf den größten Jahresgewinn seit 2009 zu. Im Sommer 2014 – bevor das weltweite Überangebot den mehrjährigen Preisverfall auslöste – hatte es aber noch etwa 115 Dollar gekostet. Welche Folgen haben die wieder anziehenden Energiekosten für Inflation, Konjunktur und Finanzmärkte in der Euro-Zone?

IST DER ÖLPREISANSTIEG NACHHALTIG?

Zumindest für die kommenden Monate sagen die meisten Analysten einen höheren Preis voraus. Die Nordea-Bank etwa rechnet für 2017 mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 57 Dollar je Fass – das wäre gut ein Viertel mehr als im ablaufenden Jahr. Allerdings erwarten etwa die Experten der Barclays Bank für die zweite Jahreshälfte 2017 wieder fallende Preise. Ein Grund dafür: Die Produzenten von Schieferöl, das mit Hilfe des technisch aufwendigen und teuren Fracking-Verfahrens gewonnen wird, dürften ihre Förderung hochfahren, weil sich dies für sie ab einem bestimmten Preisniveau wieder lohnt. Experten wie Eugen Weinberg von der Commerzbank bezweifeln zudem, ob die Opec-Staaten ihre Vereinbarung vollständig umsetzen werden.

ZIEHT DIE INFLATION IN EUROPA WIEDER AN?

Ja. Die Teuerungsrate in der Euro-Zone wird nach Prognose von Sal.-Oppenheim-Chefvolkswirt Martin Moryson im kommenden Jahr wegen des teuren Öls zeitweise über die Marke von 1,5 Prozent steigen. Derzeit liegt sie bei 0,6 Prozent. Benzin, Diesel und Heizöl haben einen hohen Anteil am Warenkorb, mit dessen Hilfe die Inflation berechnet wird. Deshalb schlagen höhere Ölpreise auf die Teuerungsrate durch.

WELCHE FOLGEN HAT DAS FÜR DIE WIRTSCHAFT?

Wegen steigender Preise an den Zapfsäulen und für Heizöl bleibt den Verbrauchern weniger Geld im Portemonnaie. „Mit anziehender Inflation wird der Kaufkraftgewinn durch Lohnsteigerungen geringer“, sagt BayernLB-Ökonom Stefan Kipar. „Auch steigen die Produktionskosten vieler Unternehmen, wenn Rohstoffe teurer werden.“ Das sieht Holger Sandte, Chef-Volkswirt der Nordea Bank für Europa, ähnlich. „Zwar wird sich die Importnachfrage Russlands und anderer Ölexportländer erhöhen und damit die Nachfrage nach europäischen Exporten gestützt, Aber der Schwung beim privaten Verbrauch dürfte nachlassen.“ Das sei einer der Gründe, warum die Wirtschaft in der Währungsunion 2017 nur um 1,3 Prozent wachsen dürfte.

WAS HEISST DAS FÜR ANLEGER?

An den Anleihenmärkten wird es im kommenden Jahr kaum etwas zu verdienen geben, erwartet Anlagestratege Lars Edler vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Denn die steigende Inflation zehrt massiv an den ohnehin niedrigen Erträgen. So dürfte etwa die zehnjährige Bundesanleihe eine negative Gesamtrendite von etwa einem Prozent abwerfen, wenn man die Teuerung einrechnet. Auch am Devisenmarkt könnten viele Anleger umdenken: Die Währungen von Ölförderländern wie Norwegen und Russland legten wegen der höheren Ölpreise bereits merklich zu.

WIE REAGIERT DER AKTIENMARKT?

Hier gibt es viele Gewinner, aber ebenso viele Verlierer. Papiere von Öl- und Gasförderern gehören zu den Profiteuren. So kletterten die Aktie von BP im Dezember an der Londoner Börse zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 502,2 Pence. Die Papiere der italienischen Eni legten in den vergangenen Wochen mit rund 16 Prozent fast doppelt so stark zu wie der EuroStoxx50. Auf der anderen Seite leiden Fluggesellschaften wie die Lufthansa, weil der Kerosinpreis ein großer Kostenfaktor ist. Üblicherweise werden auch energieintensive Unternehmen und Konsumgüterhersteller für Investoren unattraktiver, wenn die Ölpreise anziehen.