Deutsche Bank auf Schrumpfkur

Deutsche Bank auf Schrumpfkur
(dpa/Fredrik von Erichsen)

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Ohne Postbank und mit weniger Filialen will die Deutsche Bank Milliarden sparen und die Aufseher zufriedenstellen. Trotzdem wollen die Frankfurter eine führende Bank in der Welt bleiben.

Schrumpfen und sparen heißt die neue Devise der Deutschen Bank. Die beiden Co-Chefs von Deutschlands größtem Kreditinstitut, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, gaben am Montag in Frankfurt am Main bekannt, wie sie ihr Haus sanieren wollen. Neben der Trennung von der Postbank-Mehrheit wird die Bank rund 200 Filialen der Deutschen Bank schließen und ihr Investmentgeschäft neu positionieren. Wie die Deutsche Bank bereits zuvor mitgeteilt hatte, sollen bis 2020 – ihrem 150-jährigem Jubiläum – jährlich 3,5 Milliarden Euro eingespart werden.

Wie viele Stellen durch die Schrumpf- und Sparkur gestrichen werden müssen, ließ die Bank offen. Es sei „noch keine Entscheidung zu Personalmaßnahmen“ getroffen worden, sagte Fitschen. Um die Einsparungen zu erreichen, geht die Deutsche Bank von einmaligen Kosten in Höhe von 3,7 Milliarden Euro aus. Ein Großteil der Einsparungen erfolgt demnach über Effizienzsteigerungen etwa im Investmentbanking: „Wir werden die Bilanzsumme um 200 Milliarden Euro zurückschrauben“, sagte Jain mit Blick auf den für seine Bank enorm wichtigen Geschäftsbereich. Dazu werde sich die Bank aus einigen Bereichen im Investmentgeschäft „ganz zurückziehen“ und in anderen Bereichen effizienter agieren.

200 Filialen schließen

Weitere große Veränderungen gibt es im Privatkundengeschäft. Um dieses „effizienter und günstiger“ zu machen, will die Deutsche Bank bis 2017 rund 200 ihrer insgesamt etwa 700 Filialen schließen. Aus einigen Ländern werde sich das Kreditinstitut komplett zurückziehen, in anderen Ländern nur zum Teil. In die laut Jain „am stärksten wachsenden Länder“ – unter anderem China und Indien – investiere die Bank dagegen.

Zudem will sich die Deutsche Bank von der Postbank trennen und die Tochtergesellschaft im kommenden Jahr an die Börse bringen. Der Börsengang soll ohne die verbliebenen Kleinaktionäre vonstatten gehen – per sogenanntem Squeeze-out. Dazu erhöhe die Deutsche Bank zunächst ihre Anteile an der Tochter auf über 95 Prozent, sagte Jain, um dann die Kleinaktionäre über Zwangsabfindungen aus der Postbank zu drängen.

Der von zahlreichen Streiks begleitete Tarifkonflikt bei der Postbank wurde unterdessen beigelegt: Am Sonntagabend einigten sich Gewerkschaftsvertreter und Arbeitgeber auf ein Gehaltsplus von 2,1 Prozent ab April und einen Kündigungsschutz bis Juni 2017.

Vermögende Firmen- und Privatkunden

Mehr Geld will die Deutsche Bank unter anderem in die Digitalisierung stecken. In den nächsten fünf Jahren werde die Bank sich den Ausbau digitaler Technologien eine Milliarde Euro kosten lassen. Weiter ausgebaut werden soll auch der Geschäftsbereich Asset und Wealth Management, die Anlage- und Absicherungsberatung für private und institutionelle Investoren und das Geschäftsfeld Global Transaction Banking. Letzteres bietet weltweit Produkte und Leistungen für Unternehmen und Finanzinstitute an.

Insgesamt werde die Deutsche Bank künftig das Geschäft „mit Firmenkunden und vermögenden Privatkunden“ weiter forcieren, sagte Fitschen. Die Deutsche Bank will mit dem verschärften Sparkurs auch ihr Kapitalproblem in den Griff bekommen. Die Verschuldungsquote, der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme, soll mittelfristig von 3,4 Prozent auf fünf Prozent steigen. Die Quote spielt für Bankenaufsichten eine wichtige Rolle. „Wir sind mehr oder weniger das Schlusslicht bei der Verschuldungsquote“, sagte Jain.