Der trügerische Schein des Goldes

Der trügerische Schein des Goldes
(dpa)

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Wohl kaum ein anderes Element hat die Fantasie der Menschheit so beflügelt wie das Gold. Im Periodensystem der chemischen Elemente nimmt es Platz 79 ein.

Das gelblich glänzende Edelmetall ist eines der seltensten Elemente im Universum. Und auch seine Entstehungsgeschichte vor Milliarden von Jahren ist atemberaubend spektakulär.

Als die ersten Menschen vor Tausenden von Jahren das erste Gold aus Flüssen und Bächen wuschen, waren sie von dem Glanz, der Beständigkeit und der relativen Schwere des Edelmetalls fasziniert. Niemand konnte sich damals vorstellen, wie das Gold wirklich entstand. Wegen seiner Schönheit und Unvergänglichkeit wurden ihm überirdische Fähigkeiten zugeschrieben. Deswegen wurde Gold häufig für rituelle und religiöse Zeremonien gebraucht.

Gold im Alltag

Und tatsächlich kommt das Gold vom Himmel. Denn es entsteht, wenn ein sehr schwerer Stern im Universum explodiert: In einer Supernova.
Doch der kosmische Ursprung des Edelmetalls spielt für heutige irdische Belange kaum noch eine Rolle.

Gold erfüllt für die Menschheit heute im Prinzip drei Hauptzwecke: Als Schmuck, als Geldanlage und, in geringem Maße, in der Technik.
Doch wenn das Gold, anders als andere Materialien, wie Kupfer, Eisen, Aluminium, Erdöl oder Holz, für die Menschen kaum einen praktischen Nutzen hat, warum kostet es dann so viel?
Dafür gibt es im Prinzip drei Gründe: Die Psychologie, die Aufwendigkeit der Gewinnung und die Seltenheit.
Dass Gold selten ist, überrascht nicht. Das gelblich glänzende Edelmetall kommt auf der Erde, genauso wie im restlichen Universum, sehr selten vor. Auf ein Gramm Gold in der Erdkruste kommen 40 Tonnen Silizium, 21 Tonnen Aluminium und 14 Tonnen Eisen. Selbst das relativ seltene Uran gibt es gut 600-mal häufiger als Gold. Auch Silber kommt gut 20-mal mehr vor als der König der Edelmetalle.

Interesse am Edelmetall

Die Seltenheit des Goldes bedeutet, dass das Gesamtangebot relativ gering ist. Das Interesse, Gold zu besitzen sprich zu erwerben, ist seit jeher aber sehr groß. Dementsprechend hoch ist auch der Preis für das Edelmetall.
Aber auch die Gewinnung von Gold ist aufwendig.

Gegenwärtig werden jährlich rund 2.500 Tonnen Gold gefördert, teilweise in bis zu 5.000 Meter tiefen Minen, wie das beispielsweise in Südafrika der Fall ist. Um ein einziges Gramm Gold zu schürfen, sind oftmals viele Arbeitsstunden notwendig. Die damit verbundenen hohen Produktionskosten sind ein weiterer Faktor, der den Goldpreis beeinflusst.

Psychologie besimmt Preis

Entscheidend für die Höhe des Preises ist jedoch der psychologische Faktor. Gold stellt für viele Anleger einen sicheren Hafen dar. Durch die komplette Geschichte hindurch war Gold immer sehr gefragt. Dass das Edelmetall irgendwann mal seinen kompletten Wert verlieren könnte, ist für die meisten nicht vorstellbar.
In Zeiten volatiler Aktien- und Rentenmärkte flüchten deswegen viele ins Gold, in der Hoffnung, dass dieses seinen Wert auch noch langfristig nicht verlieren wird.

Und in der Tat ist ein Absacken des Goldpreises aufgrund eines plötzlich auftretenden Überangebots wegen stark steigender Fördermengen eher unwahrscheinlich. Dafür ist, wie bereits gesagt, das Gold zu selten und der Abbau zu aufwendig.

Angebot und Nachfrage

Einzig ein plötzlicher Verkauf von Gold aus Beständen der Zentralbanken, wie der Fed, der deutschen Bundesbank oder der französischen Nationalbank, könnte eine Spirale nach unten des Goldpreises auslösen.

Doch ein derartiger Verkauf ist eher unwahrscheinlich. Und wenn er stattfindet, dann wohl in einer konzertierten und wohldosierten Aktion der verschiedenen Notenbanken, um ein Absacken des Preises zu verhindern, der auch den Wert ihrer Bestände mindern würde.

Da die Anleger davon ausgehen können, dass das Angebot an Gold weltweit pro Jahr nur geringfügig wächst, wird es zumindest von der Angebotsseite her nicht zu einem Preisdruck nach unten kommen.

Aktien vor Gold?

Viel gefährlicher aus Anlegersicht ist da hingegen schon eine nachlassende Nachfrage nach Gold. Sind genügend Investoren der Meinung, mit Aktien wieder gute bis sehr gute Renditen erzielen zu können, beispielsweise bei anziehendem Wirtschaftswachstum der großen Volkswirtschaften, könnte das Interesse der Anleger sich von Gold zurück auf Aktien verlagern.
Der nachlassende Nachfragedruck auf das Edelmetall hätte dann unmittelbar seinen Preisverlust zur Folge.

Doch bei dem Interesse an Gold spielt noch eine andere Unsicherheit eine Rolle: Die steigende relative Schuldenlast der Staaten. Die absolute Höhe der Schulden spielt dabei weniger eine Rolle. Eine stark wachsende Wirtschaft hat auf die relativen Schulden in zweifacher Hinsicht einen positiven Effekt.

Gold bleibt begehrt

Erstens steigt das BIP relativ zu den absoluten Schulden und zweitens kann durch die höheren Steuereinnahmen die Staatsschuld gedrückt werden, was den zusätzlichen positiven Effekt auf die Höhe der Zinsen hat.

Solange jedoch die Wirtschaft in den großen Volkswirtschaften nur geringfügig wächst und die Schulden weiter hoch bleiben, wird auch das Interesse an Gold bestehen bleiben.
Wie so oft in der Wirtschaft spielen zukünftige Erwartungen eine große Rolle beim Eintritt eines Ereignisses.
Solange genügend Menschen glauben, dass Gold seinen Wert langfristig mehr oder weniger behalten wird, werden sie ihr Gold halten beziehungsweise noch zukaufen. Damit bleibt der Wert hoch oder steigt sogar.

Sollten die Anleger dieser Meinung nicht mehr sein, könnte es beim Gold ganz schnell zu einem Preisverfall kommen, zumal das Edelmetall, außer für einige wenige Anwendungen in der Elektronik, wie im Computer oder in der Medizin (Goldzähne), kaum eine praktische Anwendung hat.