Der richtige Duft

Der richtige Duft
(Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

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Düfte haben eine ganz besondere Wirkung auf den Menschen. Und doch gibt es nur wenige, die Düfte fürs Marketing benutzen. Cyrille Gerhardt ist einer von ihnen.

Düfte sind seine Leidenschaft. Wenn Cyrille Gerhardt anfängt, von Parfums, von ätherischen Ölen, von ihrer Geschichte und ihrer Wirkung zu erzählen, dann fangen seine Augen an zu glänzen.

450 Düfte hat Smell-Marketing im Angebot. (Bild: Tageblatt/Fabrizio Pizzolante)

Das, was er erzählt, hat Hand und Fuß. Cyrille Gerhardt kennt die Koryphäen in der Welt der Düfte. Er kennt Psychologen und Psychiater, ihre Studien und Forschungsergebnisse. Er kennt Aromatherapeuten und ihre Bücher. Er arbeitet eng mit ihnen zusammen. Und er kennt sich im Bereich Marketing bestens aus.

Gerhardt hat sich mit seiner Firma namens „Smell-Marketing“ in Düdelingen niedergelassen. Der Name spricht für sich, denn der Geschäftsmann macht Marketing mit Düften: Duftmarketing. Er sucht und konzipiert den Duft für Geschäfte, für Hotelketten, für Messen und für Supermärkte. „Es gibt keinen Grund, weshalb es einen Ort geben sollte, der nicht gut riecht“, davon ist Gerhardt überzeugt.

Der Duft, der zur Marke passt

450 Düfte hat er zur Auswahl. Eigentlich ist für jeden etwas dabei. Zu seinen Kunden zählt unter anderem die Luxemburger Handelskammer, die der Fachmesse „Greater Region Business Days“ die richtige Note verliehen hat. Aber auch auf Hotelmessen oder Gastromessen hat Cyrille Gerhardt schon gearbeitet. Unter seinen Kunden befindet sich auch der Hotelkonzern Hilton sowie der private Club „House17 in Luxemburg-Stadt.

„Die Arbeit besteht darin, in die Marke, in den Laden einzutauchen und den passenden Duft zu finden“, sagt er. Teuer muss es allerdings nicht sein, seinen Laden mit dem richtigen Duft auszustatten. Verkaufsflächen bis zu 300 Quadratmeter können schon für unter 100 Euro im Monat mit dem richtigen Duft versehen werden. Und das, obwohl Cyrille Gerhard mit hochwertigen und edlen Säften arbeitet, wie er sagt.

Ist für einen Kunden nicht der richtige Duft dabei, dann kann Smell-Marketing auch einen eigenen Duft kreieren. Das ist nichts Ungewöhnliches. Edle Marken sowie Hotels im 5-Sterne-Plus-Bereich etwa besitzen oft ihren eigenen Duft, der zum Wohlbefinden der Gäste und Kunden beitragen soll und der als Erkennungsmerkmal dient. Duftkreationen mit Wiedererkennungswert also.

Kunden, die aber glauben, mit dem richtigen Duft automatisch mehr zu verkaufen, nimmt Cyrille Gerhardt gleich den Wind aus den Segeln. „Das Gesamte muss stimmen. Wenn der Laden nicht schön aussieht, hilft auch der richtige Duft nicht.“ Alle Sinne, so erklärt Cyrille Gerhardt, müssen umschmeichelt werden.

Selbst wenn sich Geschäftsleute dessen nicht immer bewusst sind: Eigentlich macht sich jeder Gedanken darüber, wie er den Kunden über seine Sinnesreize zum Kauf bewegen kann. Zum Beispiel dann, wenn es gilt, eine möglichst hübsche Einrichtung zu kaufen oder die Waren richtig zu drapieren. Mit professionellem Marketing hat so etwas aber oft nicht viel zu tun. Da hilft es auch nicht, wenn in einer Ecke ein Raumspray steht und im Hintergrund Radio läuft und der Moderator womöglich noch erzählt, wie schön das Wetter draußen ist.

Trotzdem ein Stiefkind des Marketings

Einfach das Radio laufen zu lassen, nennt Gerhardt einen „monumentalen Fehler“. „Die Hintergrundmusik muss dem Rhythmus, der Tageszeit angepasst sein. Am Morgen etwas mit Pepp, am Nachmittag etwas Entspannendes mit einem ruhigen Rhythmus. Es gibt Experten, die Musik für Läden kreieren.“

„Es gibt Läden, die Sinnesmarketing komplett ausreizen“, so Gerhardt. In solchen Läden wird nichts dem Zufall überlassen. Die Dekoration ist genau gewählt. Die Ware liegt so, dass der Kunde verleihtet wird, sie zu berühren. Mit dem Geruch, so Gerhardt, muss man allerdings sparsam sein. Er muss subtil und dezent eingesetzt werden, um das Ganze abzurunden.

Duftmarketing hat seine Anfänge in den USA in den 60er Jahren, als Händler Melonen aufschnitten, um mit dem süßen Duft Kunden anzulocken. Dann hat sich allerdings nicht viel getan bis Anfang 2001, als Wissenschaftler anfingen, sich dem Thema sensorisches Marketing zu widmen und die f`ünf Sinne im Detail genauer zu untersuchen.

Trotz allen Verkaufsargumenten: Duftmarketing bleibt das Stiefkind des Marketing. In Frankreich, wo der Einsatz von Gerüchen in Verkaufsräumen schon weiter verbreitet ist als in Luxemburg, Belgien oder Deutschland etwa, sind gerade einmal 11.000 Verkaufsflächen derart aufgewertet. Gerhardt spricht von einer Nische.

Eine „Nische in der Nische“ hat Cyrille Gerhardt mit der Person von Jean-Charles Sommerard in Paris gestartet. Sommerard hat wie Gerhardt eine Leidenschaft für Düfte. Der Franzose füllt Bücher damit. Bislang sind es elf an der Zahl.

Dieser Jean-Charles Sommerard ist Geschäftspartner von Cyrille Gerhardt und stellt fair gehandelte biologische Düfte her. Die Zutaten für diese Düfte bezieht er von seinem Vater, der auf Madagaskar lebt und zum Großteil selbst anbaut. „Jean-Charles ist ein Künstler“, schwärmt Gerhardt. Kein anderer in Europa benutze fair gehandelte Biodüfte für sein Duftmarketing.

Seine Leidenschaft für Düfte trägt Cyrille Gerhardt nicht seit Kindesbeinen mit sich herum. Studiert hat er Marketing. Er entdeckte die Welt der Gerüche vor Jahren, als er in der Schweiz für einen großen Konzern gearbeitet hat. Über seine Arbeit erhielt er Zugang zur verschworenen und für sehr verschlossen bekannte Gemeinschaft der Grasser Parfümeure.
Die Liebe zum Duft flammte in ihm auf und er kniete sich immer weiter in das Thema hinein, bis das Duft-Abenteuer in der Gründung seiner Firma gipfelte.