KonjunkturChina bleibt auf Wachstumskurs

Konjunktur / China bleibt auf Wachstumskurs
China soll dieses Jahr um etwa zwei Prozent wachsen. Das wäre weniger als in den Vorjahren, jedoch deutlich mehr als viele andere Länder.  Foto: STR/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Chinas Wirtschaft hat sich im Spätsommer weiter kräftig vom Corona-Schock erholt – und lässt andere Volkswirtschaften hoffen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von Juli bis September im Vergleich zum Vorquartal um 2,7 Prozent.

Analysten rechnen damit, dass die Erholung sich auch in den kommenden Monaten fortsetzen wird – getragen vom Konsum der Chinesen und von den Feiern zum Jahresende, wie Analyst Rajiv Biswas von IHS Markit erklärte. Im September hätten die Einzelhandelsumsätze das höchste Niveau seit Jahresbeginn erreicht, begründete der Analyst. Auch die Industrieproduktion verzeichnete im vergangenen Monat den höchsten Anstieg dieses Jahres. Die Statistikbehörde erklärte gestern vorsichtiger, das internationale Handelsumfeld sei „nach wie vor kompliziert“.

In China war das Coronavirus im Dezember 2019 zuerst aufgetaucht und hatte sich dann weltweit ausgebreitet. Die Volksrepublik verhängte strenge Maßnahmen, um die Ausbreitung einzudämmen. Im ersten Quartal brach das BIP in China offiziellen Zahlen zufolge um 6,8 Prozent im Vorjahresvergleich ein. Mit den Lockerungen der Maßnahmen wuchs die Wirtschaft aber bereits im zweiten Quartal wieder um 3,2 Prozent –während andernorts die Konjunktur heftig einbrach.

Position auf Weltmarkt ausgebaut

Laut einer Studie des Kreditversicherers Euler Hermes konnte China so seine Position auf den Weltmärkten während der vergangenen Monate deutlich ausbauen. Vor der Corona-Krise standen die chinesischen Exporte für 20 Prozent des Welthandels – aktuell sind es 25 Prozent. Die Geschwindigkeit dieser Entwicklung sei „noch nie dagewesen“, heißt es in der Studie.

China ist zum Beispiel einer der größten Hersteller weltweit von Medizinprodukten, vor allem von Masken und Desinfektionsmitteln. Der Marktanteil bei Produkten zur Bekämpfung des Coronavirus stieg von 8,8 Prozent in den Jahren 2017 bis 2019 auf 11,5 Prozent im Schnitt in diesem Jahr, wie Euler Hermes mitteilte. Die boomende Nachfrage beschere dem Land eine Art Corona-bedingte Sonderkonjunktur, so VP-Bank-Ökonom Thomas Gitzel. Auch in Luxemburg hat dieses Jahr beispielsweise der Import von Schutzmasken schwindelerregende Höhen erreicht.

Gleichzeitig ist auch der Marktanteil von Produkten für die Heimarbeit wie Computer, Telefone oder Kopfhörer von rund 27 Prozent auf 33 Prozent gestiegen. Der Studie zufolge konnte China seinen Exportanteil in einer Mehrheit der Märkte vergrößern, vor allem in Europa und Asien. Die USA sind wegen der politischen Spannungen die Ausnahme – hier sanken die Importe aus China im Vorjahresvergleich um fast 18 Prozent.

Pandemie soll weitgehend unter Kontrolle sein

Die Entwicklung der chinesischen Exporte ist allerdings stark abhängig von der wirtschaftlichen Lage in den Empfängerländern – die wiederum von der Entwicklung der Pandemie dort abhängt. China selbst sei „absolut nicht gefeit vor der zweiten Welle“, warnte Analyst Ting Lu von der Bank Nomura. Erst vor kurzem gab es einen Corona-Ausbruch in der Millionenmetropole Qingdao. Insgesamt beschreiben die chinesischen Behörden ihren Kampf gegen das Virus jedoch als große Erfolgsgeschichte: Die Pandemie soll demnach im Land weitgehend unter Kontrolle sein.

Der chinesischen Wirtschaft kommt für die konjunkturelle Wiederbelebung der schwer von der Corona-Krise gebeutelten Weltwirtschaft eine besondere Rolle zu. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet laut seiner Prognose von vergangener Woche damit, dass China schneller als erwartet zur Normalität zurückkehren wird. Das Wachstum korrigierte der IWF deutlich nach oben auf 1,9 Prozent. Damit ist China die einzige große Volkswirtschaft, die dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum ausweisen wird.