Chefinnen bei SAP dringend gesucht

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SAP setzt auf Frauen-Power. 2017 sollen Frauen ein Viertel der Managerposten einnehmen. Ärger mit den Aktionären brockt SAP indes der Rechtsstreit mit dem Erzrivalen Oracle ein.

Jede vierte Führungsposition bei Europas größtem Softwarehersteller SAP soll in sechs Jahren mit einer Frau besetzt sein. „Wir wollen unsere Frauenquote im Management von derzeit 18 Prozent jedes Jahr um einen Prozentpunkt steigern“, sagte SAP-Personalchefin Angelika Dammann der Nachrichtenagentur dpa. „Im Jahr 2017 wollen wir dann 25 Prozent erreicht haben.“ SAP-Co-Chef Jim Hagemann Snabe versprach am Mittwoch auf der Hauptversammlung in Mannheim: „Wir werden Frauen mit hohem Potenzial gezielt weiter entwickeln und fördern.“

Helfen sollen auch ein frauenfreundliches Image und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Dammann kündigte an, das Umfeld für Frauen weiter zu verbessern. „Ich denke, wir können da noch innovativer, noch mutiger sein.“ Flexibles Arbeiten und Jobsharing seien zum Beispiel im Führungsbereich sehr wichtige Werkzeuge.

Frauen bringen sich ins Spiel

Aber auch die Frauen selbst sind gefragt: „Für Frauen ist es wichtig, sich mehr ins Spiel zu bringen und sich mehr zuzutrauen“, sagte die Managerin, die im vergangenen Jahr als erste Frau den Sprung in den SAP-Vorstand schaffte. Bei SAP arbeiten weltweit mehr als 53 500 Mitarbeiter, knapp 30 Prozent davon sind Frauen.

Herbe Kritik der Aktionäre musste SAP indes für seine Strategie im milliardenschweren Rechtsstreit mit dem Erzrivalen Oracle einstecken. Europas größter Softwarehersteller war im vergangenen November von einem Geschworenengericht in den USA wegen Datendiebstahls zu einer Schadenersatzzahlung von umgerechnet rund einer Milliarde Euro verurteilt worden. Aktionärsvertreter warfen der SAP-Führung vor, sie habe dieses Risiko nicht ernst genug genommen und lange nicht ausreichend Geld zur Seite gelegt.

In Schutz genommen

Aufsichtsratschef und SAP-Mitbegründer Hasso Plattner nahm die Führungsriege in Schutz. Eine vom Aufsichtsrat angestoßene und derzeit noch laufende Untersuchung bei SAP soll Licht in den Fall bringen. Bisher sei kein Fehlverhalten des Vorstandes festgestellt worden, sagte Plattner. Die Untersuchung soll in einigen Monaten abgeschlossen sein.

SAP hatte zugegeben, dass die Mitarbeiter der mittlerweile geschlossenen US-Tochter TomorrowNow Daten geklaut hatten. Die Walldorfer hatten zunächst mit einer Schadenersatzhöhe im zweistelligen Millionen-Bereich gerechnet und entsprechend Geld zurückgelegt. Erst im Schlussquartal 2010 wurden die Rückstellungen dann massiv auf 981 Millionen Euro nach oben geschraubt.

„Eklatante Fehleinschätzung“

Aktionärsschützer warfen dem Management deshalb eine „eklatante Fehleinschätzung“ vor. Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte, SAP habe damit «voll daneben» gelegen. Die DSW verlangte deshalb, die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu vertagen.

„Ein Jury-Urteil vorherzusagen ist immer schwierig – selbst für Fachleute“, verteidigte SAP-Co-Chef Bill McDermott das Vorgehen. Der Vorstand habe unter den damaligen Voraussetzungen die moderaten Rückstellungen für gerechtfertigt gehalten – „und tut das rückblickend immer noch“. SAP hat sich in dem Fall auch noch nicht geschlagen gegeben: Das Unternehmen versucht, die Zahlung auf höchstens 408 Millionen Dollar zu drücken.

Gegenangriff

Wehren will sich SAP auch in einem anderen Rechtsstreit in den USA. Eine texanische Jury hatte verlangt, gegen SAP eine Strafe von 345 Millionen Dollar wegen der Verletzung eines Patents der US-Firma Versata zu verhängen. «Wir werden beantragen, dass der Richter die Entscheidung der Jury aufhebt und auch sonst alle rechtlichen Möglichkeiten prüfen», sagte Snabe. Das Verfahren zieht sich bereits seit 2007 hin.

Für die Geschäftsentwicklung der nächsten Monate zeigte sich das Führungsduo optimistisch: «Wir sind auf dem besten Weg, auch 2011 zweistelliges Wachstum zu erzielen», sagte McDermott. Für das vergangene Jahr sollen die Aktionäre eine Dividende von 60 Cent je Aktie bekommen (Vorjahr: 50 Cent).