Schlimmer als ein Vulkanausbruch

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Das Klima fuhr Achterbahn, Vulkanasche verdunkelte die Sonne. Üble Zeiten für Neandertaler, zum Verhängnis wurde ihnen aber eine andere Katastrophe: der moderne Mensch.

Der moderne Mensch setzte den Neandertalern mehr zu als Naturkatastrophen – so das Ergebnis einer aktuellen Studie. Demnach spielten weder heftige Vulkanausbrüche noch rapide Klimaschwankungen beim Verschwinden des Neandertalers eine entscheidende Rolle. Die Verwandten des modernen Menschen lebten in kleinen Gruppen und waren sehr mobil, sie konnten zunächst gut mit solchen Widrigkeiten umgehen, schreibt ein Forscherteam in den «Proceedings» der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNAS). Auf längere Sicht sei Homo sapiens aber noch besser für die Anforderungen gerüstet gewesen und habe sich gegenüber dem Neandertaler durchgesetzt.

Während der letzten Kaltzeit vor etwa 100 000 bis 30 000 Jahren zogen die modernen Menschen von Afrika nach Europa und breiteten sich dort aus. Sie trafen dabei in vielen Regionen auf Neandertaler, die dort schon seit Zehntausenden von Jahren lebten. Etwa 40 000 Jahre vor unserer Zeit ging die Zahl der Neandertaler deutlich zurück, vor etwa 30 000 Jahren waren sie komplett ausgestorben.

Klima ist eine Ursache

Wissenschaftler rätseln seit langem darüber, welche Gründe für das Aussterben unserer Verwandten maßgeblich waren. Eine mögliche Ursache ist das Klima. Es gab in diesem Zeitraum immer wieder heftige Kaltzeiten, die von wärmeren Zwischenzeiten unterbrochen wurden. Die Gruppen waren gezwungen, vor der Kälte gen Süden zu fliehen, besiedelten die alten Gebiete aber in Warmzeiten wieder.

Einige Forscher nehmen an, dass der moderne Homo sapiens besser für die ständigen Klimaveränderungen gerüstet war als der Neandertaler. Zusätzlich habe ein schwerer Vulkanausbruch vor etwa 40 000 Jahren den Neandertalern zu schaffen gemacht. Dabei wurden große Mengen Asche über weite Teile Europas verteilt und lösten vermutlich einen vulkanischen Winter aus.

Interaktion bedeutete das Ende

Die Forscher um John Lowe von der Royal Holloway University of London (Surrey/Großbritannien) hatten „versteckte“ Ablagerungen der ausgestoßenen Vulkanasche untersucht: Die kleinen Glaspartikel lassen sich auch unter dem Meer oder in Höhlen finden. Solche Fundorte seien bisher in der Forschung kaum berücksichtigt worden.

Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler archäologische Funde von Neandertalern und frühen Homo sapiens-Populationen genauer datieren und die zeitlichen Abläufe besser untersuchen. Sie stellten fest, dass in vielen Regionen Europas Überreste von Neandertalern sowie Hinterlassenschaften ihrer Kultur schon lange vor dem Vulkanausbruch seltener werden. Stattdessen gibt es vermehrt Fundstücke, die mit dem Vordringen anatomisch moderner Menschen in Verbindung gebracht werden, etwa ausgefeiltere Werkzeuge.

Die Interaktion zwischen Neandertaler und Homo sapiens habe bereits in der Zeit vor 40 000 Jahren stattgefunden, berichten die Forscher. Für die urtümlichen Neandertaler habe der Kontakt üble Folgen gehabt – verheerender gar als der gewaltige Vulkanausbruch.