Japan kämpft gegen Stagnation

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Japans Wirtschaft schwächelt - und das trotz jahrelanger aggressiver Geldpolitik. Der Bank von Japan droht die Munition auszugehen. Nun ist der Staat wieder verstärkt gefragt.

Die Roboterarme heben den Teigfladen mit zwei Spachteln an, wenden ihn über einer heißen Eisenplatte und kredenzen das Ganze am Ende mit Mayonnaise und Seetang. Im „Henn-na Restaurant“ (seltsames Restaurant) im japanischen Freizeitpark „Huis Ten Bosch“ bereiten Roboter das Essen und servieren Getränke. Was die mehr als 200 Maschinenwesen leisten, könnte nach Meinung der Finanzzeitung „Nikkei“ helfen, ein ernstes Problem der Nummer Drei der Weltwirtschaft zu lindern: Japan leidet unter akutem Arbeitskräftemangel, auch wegen der Überalterung der Gesellschaft. Gepaart mit der geringen Inflation und der sinkenden Nachfrage im In- wie im Ausland ergibt das eine wirtschaftliche Stagnation.

Mit Spannung wird deshalb an diesem Mittwoch (21. September) der Ausgang zweitägiger Beratungen der Bank of Japan (BoJ) erwartet. Seit drei Jahren schießt die Zentralbank aus allen Rohren, kauft massenweise Staatsanleihen und hat die Geldmenge stark ausgeweitet, um eine Deflation zu verhindern und höhere Nachfrage zu schaffen. „Das hat jedoch nur in sehr beschränktem Umfang funktioniert“, urteilt Martin Schulz, Ökonom beim Fujitsu Research Institute in Tokio.

Stichwort niedrige Inflation

Stichwort niedrige Inflation: Dies führt die BoJ im Wesentlichen auf die weltweit gesunkenen Energiepreise zurück sowie auf die günstigen Importe durch den wieder stärkeren Yen zurück. Doch die starke Währung sorgt mit dafür, dass der für das Land wichtige Export schwächelt. „Die Zukunftsaussichten werden von den Haushalten wie von den Unternehmen nach wie vor sehr skeptisch gesehen“, erklärt Schulz. Investiert werde deshalb lieber in ausländischen Wachstumsmärkten sowie in Bereichen, wo man angesichts der geringen Binnennachfrage weiter Kosten einsparen kann.

Geht der BoJ das Pulver aus? Japans Notenbanker haben zu einer umfassenden Überprüfung ihrer gesamten Politikstrategie und der Resultate ihres bisherigen geldpolitischen Kurses ausgeholt. Wird die BoJ noch mehr Staatsanleihen kaufen? Die Negativzinsen noch weiter senken? Oder gar Staatsanleihen aus dem Ausland kaufen, um damit den zuletzt wieder stark gestiegenen Yen zu senken? Es wird viel spekuliert, eines gilt aber als ziemlich wahrscheinlich – dass die BoJ zu einer relativ positiven Einschätzung ihrer Politik kommen wird. Schließlich steht die Börse relativ stabil da, der Immobilienmarkt ist gewachsen, der Arbeitsmarkt leer gefegt, die Löhne sind gestiegen, wenn auch langsam.

Manche Ökonomen wie Schulz gehen daher davon aus, dass die Zentralbank keinen Bedarf an wirklich großen Kursänderungen sehen wird. Möglich seien kleinere Änderungen wie eine geringe Senkung der Zinsen weiter in den Negativbereich. Oder auch der Kauf weiterer Anleihen, aber nicht mehr nur Staats-, sondern möglicherweise auch Firmenanleihen. Ein Ende der expansiven Geldpolitik ist jedenfalls nicht in Sicht. Nun aber ist entscheidend, wie das Geld ausgegeben wird, meinen Experten – wie früher für Betonprojekte oder aber verstärkt für innovative Bereiche, die Japans Produktivität steigern helfen. Zum Beispiel Roboter.