China vor Prestigegewinn

China vor Prestigegewinn
(Reuters/Nicky loh)

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China steht auf der internationalen Bühne vor dem größten Prestige-Gewinn seit fast 15 Jahren. Mit der Aufnahme seines Zahlungsmittels Yuan in den Club der Weltreservewährungen winkt ein weiterer Durchbruch nach dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) 2001.

Gibt das Führungsgremium des Internationalen Währungsfonds (IWF) grünes Licht, mischt der Yuan bald in der Spitzenliga mit, in der Dollar, Euro, Pfund und Yen schon lange spielen. Zuletzt hatten IWF-Chefin Christine Lagarde und auch die im Fonds sehr einflussreichen USA ihren Segen dafür gegeben. Der Ritterschlag für die chinesische Währung, auch Renminbi (RMB) genannt, gilt als großer Erfolg der Reformer in Peking, die eine Liberalisierung der Finanzordnung der Volksrepublik anstreben.

Eine Billion Yuan für den Anleihemarkt

Schätzungen zufolge könnten rund eine Billion Yuan (umgerechnet rund 147 Milliarden Euro) in den chinesischen Anleihemarkt fließen, wenn der Yuan im Währungskorb des IWF landet. Nach einem grundsätzlichen Ja des IWF-Boards könnte es im Herbst 2016 soweit sein, wenn der Korb neu zusammengestellt wird. Er ist die Basis für die „Sonderziehungsrechte“ – eine Art künstliche Währung des Fonds. Nach ihnen werden die Beiträge der IWF-Mitglieder wie auch ihre Kreditmöglichkeiten bemessen. Manche Ökonomen erwarten, dass damit in der Zukunft die Nachfrage nach Yuan weltweit um mehr als 567 Milliarden Euro steigen wird.
Den Aufstieg der chinesischen Währung in die erste Liga können die Reformer im eigenen Land als Etappensieg verbuchen. „Insbesondere geht es darum, mit Japan auf Augenhöhe zu kommen“, meint Ökonom Derek Scissors vom Forschungsinstitut China Beige Book. Wie Reuters aus mit den Diskussionen im IWF vertrauten Kreisen erfuhr, wird der RMB mit der Aufnahme in den Währungskorb des Fonds zwar weniger Gewicht haben als erwartet, aber zumindest den Yen überflügeln. Demnach würde er weniger als den vom IWF-Stab im Sommer avisierten Anteil von 14 bis 16 Prozent im Korb ausmachen und wohl nur einen knapp zweistelligen Wert erreichen. Derzeit ist der Dollar mit 41,9 Prozent das Schwergewicht, gefolgt vom Euro (37,4 Prozent), dem Pfund (11,3 Prozent) und dem Yen (9,4 Prozent).

Doch Skeptiker befürchten, dass die Aufnahme den Reformbemühungen in Peking keinen weiteren Auftrieb geben wird. Denn der Börsenrutsch vom Sommer steckt dem Land noch in den Knochen. Manche Kritiker machen den schädlichen Einfluss von ausländischem Kapital für den Einbruch der Kurse um mehr als 40 Prozent mit verantwortlich.

Öffnung der Landeswährung

Politische Beobachter glauben, dass die Bemühungen um eine Öffnung der Landeswährung nach dem Prestigeerfolg beim IWF erlahmen. Als abschreckendes Beispiel dient die Aufnahme Chinas in die WTO im Jahr 2001. Damals hatten Reformen im Staatssektor plötzlich keine Priorität mehr, nachdem die Mitgliedschaft unter Dach und Fach war.

Und die Währung des Exportweltmeisters ist nach wie vor an den internationalen Märkten weit davon entfernt, eine frei schwankende – also konvertible – Devise zu sein. Vielmehr ist sie locker an den Dollar gekoppelt: Die Zentralbank bestimmt arbeitstäglich einen Referenzkurs. Der IWF-Stab ist jedoch der Auffassung, dass der Yuan zumindest das Kriterium der freien Verwendbarkeit erfüllt – also, für internationale Transaktionen und an wichtigen Devisenmärkten weithin genutzt wird.

Die Zentralbank der zweitgrößten Volkswirtschaft nach den USA hatte den Yuan nach einer Reihe schwacher Wirtschaftsdaten im August weiter abgewertet. Die Währung markierte daraufhin zum Dollar den tiefsten Stand seit vier Jahren. Die Maßnahme verschafft der schwächelnden chinesischen Wirtschaft Vorteile auf dem Weltmarkt. Dies versetzte die Börsen rund um den Globus in Aufruhr und schürte Sorgen vor einem Währungskrieg.
Der Reformer und Notenbankchef Zhou Xiaochuan hatte das Ziel ausgegeben, den RMB 2015 grundsätzlich konvertibel zu machen. Nun spricht die Führung nur noch davon, diesen Status „in einer geordneten Weise“ zu erreichen. Laut einem Ökonomen in der Chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften (CASS) wirkt auch hier der Börsencrash vom Sommer nach: „Wir können es uns nicht erlauben, noch einen Kursrutsch hinzulegen.“

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