Büros gehen weg wie warme Semmeln

Büros gehen weg wie warme Semmeln
(Tageblatt/Alain Rischard)

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Die Erholung des Marktes für gewerbliche Immobilien in Luxemburg hat auch 2011 seine Erholung fortgesetzt. Zwar kamen lang nicht mehr so viele neue Büroflächen hinzu wie in den Jahren vor der Krise 2008, allerdings sank die Zahl leerstehender Büros im vergangenen Jahr weiter.

Im vergangenen Jahr wechselten gewerbliche Immobilien mit einer Gesamtfläche von 174.000 Quadratmetern den Besitzer. Das sind 51.000 Quadratmeter, oder 41,5 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor. Das geht aus den neuesten Zahlen der Gewerbeimmobilienagentur CB Richard Ellis hervor. „Das ist ein klares Anzeichen dafür, dass wieder mehr Interessenten vorhanden sind“, so Véronique Koch von CB Richard Ellis. „Allerdings konzentriert sich das Gros der Transaktionen auf das Gebiet Kirchberg und Oberstadt, sowie das Bahnhofsviertel.“

In der Tat fanden in diesen drei Stadtvierteln mit 80.000 Quadratmetern rund 46 Prozent aller Transaktionen im Großherzogtum im vergangenen Jahr statt.

Oberstadt und Kirchberg sind auch traditionell die Gebiete, in denen der Leerstand an Gewerbeimmobilien ausgesprochen gering ist. Die starke Nachfrage nach Objekten in diesen Vierteln, gepaart mit einem relativ geringen Restangebot an freien Flächen führt zwangsläufig zu deutlich höheren Quadratmeterpreisen für Miete oder Kauf, als in der Peripherie.

Mietpreis bis zu 40 Euro pro Quadratmeter

Für viele Experten der Gewerbeimmobilienbranche ist diese Tendenz unverständlich. „Das Back Office einer internationalen Bank muss nun wirklich nicht auf dem Boulevard Royal oder auf Kirchberg liegen“, so ein Branchenkenner. „Man kann die gleichen Flächen stadtnah, wie beispielsweise in Leudelingen oder Münsbach wesentlich günstiger bekommen, hätte darüber hinaus auch noch eine sehr gute und schnelle Verkehrsanbindung über die Autobahn und meistens auch deutlich bessere Parkmöglichkeiten für Kunden wie für Angestellte, als in der Innenstadt.“

Die durchschnittliche Quadratmetermiete pro Monat liegt im Zentrum der Hauptstadt bei rund 40 Euro. In peripheren Bereich kann diese Zahl bis auf 20 Euro sinken. Dennoch zöge es viele Finanzinstitute, „vor allem aus Prestigegründen“, in die innerstädtischen Bereiche, obwohl beispielsweise auf Cloche dOr weit über zehn Prozent der Büroflächen leerstehen.

Bewegung auf dem Immobilien-Markt

Ein klares Anzeichen für das wieder erweckte Interesse an Gewerbeimmobilien ist auch der Umstand, dass die Durchschnittsgröße der Transaktionen im vergangenen Jahr deutlich gestiegen ist. Lag diese 2010 noch bei 556 Quadratmeter, so waren es 2011 immerhin schon 716 Quadratmeter – ein Plus von durchschnittlich 160 Quadratmetern oder 28,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

„Teilweise ist die höhere Durchschnittsgröße natürlich auch eine Konsequenz einzelner sehr großer Transaktionen“, so Véronique Koch weiter.

Große Projekte

Nach Angaben von CB Richard Ellis waren die größten Projekte des vergangen Jahres das „Projet Leudelange“ der Banque Raiffeisen in Leudelingen mit 11.114 Quadratmeter im dritten Quartal, gefolgt von Pictet & Cie. auf Kirchberg mit 8.711 Quadratmetern.

Mit 5.630 Quadratmetern ebenfalls ein großes Projekt war Arendt & Medernach auf Kirchberg, Ketterthill in Esch/Alzette (5.500 Quadratmeter), CRP Henri Tudor in Esch/Alzette (4.900) oder die Kanzlei „Kremer Associés & Clifford Chance“ in der Oberstadt.
Gegenwärtig sind in Luxemburg noch rund 251.000 Quadratmeter freie Gewerbefläche verfügbar, was einer Leerstandsquote von knapp über sieben Prozent entspricht. „Allerdings gehen wir davon aus, dass diese Leerstandsquote in diesem Jahr weiter sinken wird“, so Véronique Koch von CB Richard Ellis.

Das liegt unter anderem auch daran, dass im Laufe dieses Jahres gerade einmal 70.000 Quadratmeter neue Gewerbeflächen hinzu kommen werden. 2011 waren es immerhin noch 105.000 Quadratmeter.

Der Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien hatte im vergangen Jahr ein Gesamtvolumen von 368 Millionen Euro, die Durchschnittstransaktion einen Wert von 13 Millionen.