ArcelorMittal fährt die Produktion zurück

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ArcelorMital Luxemburg leidet unter der wirtschaftlich noch nicht überwundenen Krise in den entwickelten Staaten. Das sagte Generaldirektor Michel Wurth am Dienstag gegenüber Journalisten in Luxemburg. Bau und Industrie befänden sich noch nicht wieder auf dem Niveau vor der Krise, sagte Wurth. Wurth schloss aus, dass der weltgrößte Stahlhersteller in Luxemburg ein Werk schließen werde. „Dies...

Helmut Wyrwich
 
Im dritten Quartal 2010 produzierte Arcelor Mittal in Luxemburg 609.000 Tonnen Stahl. Im zweiten Quartal lag die Produktion bei 710.000 Tonnen. Im dritten Quartal sei sie um 14 Prozent gesunken, sagte Wurth. Auch beim Resultat machte sich eine Schwäche  in den vergangenen drei Monaten bemerkbar. Das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Amortisation sei um 21 Prozent gesunken.
 
Die Situation wird sich im vierten Quartal nicht bessern, kündigte der Topmanager an. Die Ausnutzung der Kapazität in der Produktion werde auf 66 Prozent sinken. Im zweiten Quartal hatte der Nutzungsgrad bei 82 Prozent gelegen, im dritten Quartal bei 74 Prozent. Die Tendenz war also das gesamte Jahr über sinkend.  Ähnlich sieht die Situation bei den Walzwerken aus. Auch hier geht die Nutzung bis Ende des Jahres auf  66 Prozent zurück. Im zweiten Quartal hatte sie noch bei 82 Prozent gelegen, in den vergangenen  drei Monaten war sie bereits auf 74 Prozent abgesunken.
 
Wurth führte das Absinken der Nutzungsgrade bis zum Jahresende darauf zurück, dass bei den Kunden zum Jahresende teilweise die Werke geschlossen und die Produktion unterbrochen würde. Die Stahlhersteller als Zulieferer würden diesem Rhythmus folgen. Man werde daher mit flexiblen, angepassten Schichten arbeiten und die Produktion teilweise unterbrechen. Dies sei bei Elektrostahlwerken, wie sie in Luxemburg arbeiteten, einfacher als bei Hochöfen.
 
Rodange besonders betroffen

Besonders betroffen wird von dieser Verringerung der Produktion der Standort Rodange mit der Walzstraße „C“, die Eisenprodukte für den Bau herstellt, aber auch die Walzstraße A  mit Produkten wie etwa Stahl zum Kranbau. Bei beiden Straßen zeige sich, dass die Konjunktur im Bau und in der Industrie noch nicht wieder richtig angezogen habe. Im Drahtwerk Bissen komme man auf eine Auslastung von 85 Prozent, im laufenden Quartal, das seien fünf Prozent weniger als im vorherigen Quartal. Siehe auch:
XXL-Träger aus Differdingen

 
Konkret bedeutet diese Verringerung der Produktion, dass zum Beispiel in Differdingen die Greystraße in der ersten Novemberwoche, Anfang Dezember eine Woche und im Januar 2011  „einige Tage“ stillstehen werde, kündigte Direktor Jean François  Liesch an. Man werde die Kapazitäten den Bestellungen anpassen, meinte Michel Wurth.
 
Überkapazitäten in Europa

Der ArcelorMittal-Generaldirektor wies darauf hin, dass es in Europa Überkapazitäten in der Stahlproduktion gebe. Insbesondere im Baustahl seien in Südeuropa noch neue Kapazitäten aufgebaut worden, obwohl die vorhandenen schon nicht mehr voll genutzt werden könnten. Man werde versuchen, die Preise nicht weiter verfallen zu lassen, die Fixkosten zu flexibilisieren, die Wartungsarbeiten in entsprechende Leerzeiten zu legen. Für die Mitarbeiter bedeute das, dass Schichten ausfallen würden und auch Überstunden wegfallen könnten. Da ArcelorMittal aber mit Arbeitszeitkonten arbeite, könnten die betroffenen Stahlwerker dies ausgleichen.
 
ArcelorMittal wird Ende des Jahres noch knapp 6.000 Mitarbeiter in Luxemburg  beschäftigen. Im Laufe des Jahres werden insgesamt 270 Mitarbeiter in den Vorruhestand gehen. Mit 6.079 Mitarbeitern beschäftigte das Unternehmen in Luxemburg 100 Menschen weniger Ende September 2010 als Ende des vergangenen Jahres. In der „cellule de reclassement“ seien derzeit 273 Mitarbeiter untergebracht, wurde am Dienstag bekannt.