Zuversicht und Playstation

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GRUPPE A - Wie kommt der WM-Gastgeber mit den immensen Erwartungen zurecht? Im Eröffnungsspiel der „Seleção“ gegen Kroatien setzt Trainer Scolari auf seine erfolgreiche Elf vom Confederations Cup. Stürmerstar Neymar gibt sich zuversichtlich.

„Auch wenn es weitere Anwärter auf den Titel gibt wie Spanien, Deutschland oder Argentinien. Unter Felipe Scolari hat das Team eine Identität gewonnen. Unsere Fans können sicher sein: 23 Krieger werden sich für die Seleção zerreißen und wollen den Titel holen“, versicherte Neymar.

Trainer Luiz Felipe Scolari weiß vor dem ersten Gruppenspiel am Donnerstag (12.06.14 / 22.00 Uhr: ZDF, TF1, La 1) in São Paulo nur zu gut, dass es bei der Titeljagd aber um mehr als Tricks und Tore geht: Ein frühes Ausscheiden könnte die Stimmung im Land kippen lassen und die Proteste verstärken. Doch die Spieler um Neymar vertrauen dem 65-jährigen Chefcoach, der Brasilien bereits 2002 zum Titel führte und schon zu Beginn seiner zweiten Amtszeit im November 2012 vollmundig verkündete: „Ich habe diesen Job angenommen, weil ich zu 100 Prozent sicher bin, dass ich mit Brasilien die WM gewinnen werde.“

Die Kroaten wissen um die nervliche Belastung des Gegners. „Brasilien ist Favorit und muss als Gastgeber den Titel holen. Der Druck ist immens. Diesen Druck kann man nicht messen, den werden die Spieler nie mehr in ihrem Leben haben“, sagte Trainer Niko Kovac.

Scolari ficht das nicht an. Er setzt auf die Unterstützung von 200 Millionen Brasilianern und auf jene Mannschaft, die im vergangenen Jahr im Endspiel des Confederations-Cups Weltmeister Spanien mit 3:0 aus dem Maracanã jagte. Die immensen Erwartungen an sein Team sind dadurch weiter gestiegen. „Klar ist die Anspannung groß, aber das motiviert einen als Spieler auch. Wenn wir den Anpfiff hören, ist alles vergessen“, sagte Stürmer Fred, der Torschützenkönig vom Confederations Cup.

So lange ist das her?

Bei den Kroaten versucht man, mit Galgenhumor an das erste WM-Spiel 2014 heranzugehen. „Weltmeister kann Kroatien nur auf der Playstation werden“, sagte Davor Suker, WM-Dritter und Torschützenkönig 1998, heute Präsident des kroatischen Verbandes. Bei den Fans kam das nicht sonderlich gut an, die Spieler fühlten sich bei Nachfragen nicht gerade wohl in ihrer Haut. „Ich denke, dass es der Präsident nicht so gemeint hat. Vielleicht wollte er bloß einen Scherz machen“, sagte Luka Modric, der wohl beste Spieler der heutigen kroatischen Generation.

Die Hoffnungen der Kroaten ruhen am Donnerstag (12.06.14) vor allem auf dem defensiven Mittelfeld. In Luka Modric, in den Halbfinals gegen die Bayern und dem Endspiel gegen Atletico mit überragenden Leistungen für Real Madrid, stellen die „Vatreni“ (die Feurigen) eine der besten „Doppel-Sechsen“ des gesamten Turniers. Sie wollen Neymar und Co. den Zahn ziehen und die Lust am Zaubern nehmen. „Fast jedes Spiel wird im Mittelfeld entschieden. Die Mannschaft, die das bessere Mittelfeld hat, gewinnt meistens auch“, sagte Modric.

„Es wird Zeit, dass wir endlich mal wieder die Gruppenphase überstehen“, sagte Ivica Olic vom VfL Wolfsburg. Doch dafür müsste gegen Brasilien, spätestens aber gegen Mexiko oder Kamerun der erste Sieg bei einer WM-Gruppenphase seit 2002 gelingen. „So lange ist das schon her?“, fragte Olic schmunzelnd: „Ich kann mich noch daran erinnern, als sei es gestern gewesen.“ Negative Gedanken können die „Feurigen“ eben wirklich nicht mehr gebrauchen.