Zu Besuch im olympischen Segelrevier in Qingdao: Segeln und ein klein wenig guter deutscher Einfluss

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42 Millionenstädte gibt es laut Schätzungen aus dem Jahre 2005 in China. Eine davon ist Qingdao, wo Segler Marc Schmit momentan seine Wettkämpfe absolviert. Dass Qingdao alles andere als eine gewöhnliche Stadt im Reich der Mitte ist, davon überzeugte sich am Samstag Großherzog Henri. Aus Qingdao berichten Philip Michel (Texte) und Roland Miny (Fotos)

42 Millionenstädte gibt es laut Schätzungen aus dem Jahre 2005 in China. Eine davon ist Qingdao, wo Segler Marc Schmit momentan seine Wettkämpfe absolviert. Dass Qingdao alles andere als eine gewöhnliche Stadt im Reich der Mitte ist, davon überzeugte sich am Samstag Großherzog Henri.

Aus Qingdao berichten Philip Michel (Texte) und Roland Miny (Fotos)

Als 1897 zwei deutsche Missionare in der Shangdong-Provinz ermordet wurden, schlug Kaiser Wilhelm der II. zu. Die Deutschen wollten sich wie zuvor vor allem die Briten, aber auch eine ganze Reihe anderer ausländischer Mächte ein Einflussgebiet im Reich der Mitte sichern.
Die Qing-Dynastie war soweit geschwächt, dass sie keinen geschlossenen Widerstand an den Brandherden des Riesenreiches leisten konnte. Und so besetzte ein deutsches Geschwader unter dem Vorwand, Ausländer beschützen zu wollen, die Jiaozhou-Bucht. Qingdao entwickelte sich unter dem Einfluss der Deutschen zu einer modernen Großstadt deutschen Stils. Noch heute ist das Vermächtnis deutlich sichtbar, an den Häusern und auch an der Kirche im Zentrum. Das wichtigste Überbleibsel der mit harter Hand regierenden Besatzungsmacht – jedes kleinste Vergehen wurde blutig bestraft – ist allerdings die Brauerei, die das weltweit bekannte Tsingtao-Bier nach original deutschem Rezept herstellt. Inzwischen gehören 52 Brauereien in China zur Tsingtao-Gruppe, allein fünf davon in Qingdao. Kein Wunder also, dass hier alljährlich das weltweit größte Bierfestival organisiert wird. 2008 wurde es allerdings wegen der Olympischen Spiele verschoben.
Der Besuch der Brauerei stand am Nachmittag für die Delegation, der auch Sportminister Jeannot Krecké und COSL-Präsident Marc Theisen angehörten, auf dem Programm. Zuvor war das olympische Dorf inspiziert und vor allem Marc Schmits Rennen verfolgt worden. Dabei hatte es für Großherzog Henri sogar für einen Plausch mit Schmit gereicht, der nach seinem guten 30. Platz zur Yacht mit den Luxemburgern herübergesegelt war.
Vor dem abschließenden Abendessen mit dem Bürgermeister der Stadt hatte es eine Stadtrundfahrt auf abgesperrten Straßen gegeben. Und die machte deutlich, dass der Badeort seine Zukunft im Tourismus sieht. Sandstrände, Nobelboutiquen, Hotels und Restaurants gibt es im Überfluss. Die für das rund eine Flugstunde entfernt liegende Peking so typischen Betonklötze sucht man in Qingdao vergeblich.
Die Deutschen waren die Bewohner im Übrigen 1914 los, als Qingdao von den japanischen Truppen erobert wurde. 1919 musste Deutschland durch den Versailler Vertrag alle „Schutzgebiete“ abtreten. Qingdao ging sehr zum Leidwesen der Chinesen ausgerechnet an die japanischen Erzfeinde über. Die Rückgabe erfolgte 1922.
Die Rückkehr des Großherzogs und der Luxemburger Delegation erfolgte unterdessen nach dem Abendessen mit dem Bürgermeister. Das Flugzeug wartete und in Peking angekommen, ging es im Eiltempo in Richtung Olympiastadion, wo Grand-Duc Henri noch gerade rechtzeitig zum Start des 100-Meter-Finales eintraf.