/ Zielfoto entscheidet
Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce aus Jamaika hat sich endgültig zur Sprint-Königin der Leichtathletik gekrönt. Bei den Weltmeisterschaften in Moskau holte sich die 26-Jährige am Montagabend auch ihren zweiten WM-Titel nach 2009 über 100 Meter. In der Weltjahresbestzeit von 10,71 Sekunden siegte die Favoritin mit dem größten Vorsprung der WM-Geschichte vor Murielle Ahoure (10,93) von der Elfenbeinküste sowie Titelverteidigerin Carmelita Jeter aus den USA (10,94).
Miese Stimmung
Halbleere Ränge, gelangweilte Zuschauer, mürrische Athleten: Die Leichtathletik-WM in Moskau ist gerade einmal drei Tage alt, da hat die Stimmung beim weltgrößten Sportereignis des Jahres bereits ihren Tiefpunkt erreicht. Selbst Superstar und Sprint-Clown Usain Bolt führte bei seinem Spurt zur Goldmedaille über 100 m keine Wende im Luschniki-Stadion herbei und wunderte sich später: „Als ich mich aufgewärmt habe, hat niemand gelacht. Alle waren viel zu ernst.“ Das Desinteresse der Russen an den Titelkämpfen steckt auch die Sportler an.
Dabei sollte die Weltmeisterschaft – 33 Jahre nach den Boykott-Spielen von Moskau – der glanzvolle Auftakt zu einer neuen Ära der Großveranstaltungen in Russland sein. Im kommenden Jahr finden in Sotschi die Olympischen Winterspiele statt, 2018 ist Russland Gastgeber der Fußball-Weltmeisterschaft.
Nun sind Organisatoren und Ausrichter auf der Suche nach den Gründen für das Ausbleiben der Zuschauer, immerhin seien doch im Vorfeld 80 Prozent der Karten verkauft worden. Der Vizepräsident des Leichtathletikweltverbandes IAAF vermutet, dass die Moskauer bei Temperaturen von über 30 Grad lieber aufs Land gefahren sind. (Tageblatt.lu)
Über die 400 Meter ist die Britin Christine Ohuruogu in einem dramatischen Lauf zum zweiten Mal in ihrer Karriere Weltmeisterin geworden. Die 29-Jährige fing am Montagabend auf den letzten Zentimetern des Rennens noch die lange Zeit führende Amantle Montsho aus Botswana ab. Erst die Auswertung des Zielfotos ergab: Ohuruogu gewann mit der Winzigkeit von vier Tausendstelsekunden vor der Titelverteidigerin, beide kamen nach 49,41 Sekunden ins Ziel. Die Bronzemedaille ging an die Russin Antonina Kriwoschapka (49,78).
Im Kugelstoßen gewann die Neuseeländerin Valerie Adams überlegen ihren vierten WM-Titel nach 2007, 2009 und 2011 mit 20,88 Meter.
Damit übertrumpfte die Olympiasiegerin die Deutsche Astrid Kumbernuss, die von 1995 bis 1999 dreimal Weltmeisterin geworden war. Zweite wurde die Deutsche Christina Schwanitz mit 20,41 Meter. WM-Dritte wurde die Chinesin Gong Lijiao mit 19,95 Metern.
Bei den Männern
Der Deutsche Raphael Holzdeppe schrieb ein Stück Leichtathletik-Geschichte. Der 23-Jährige sicherte sich als erster deutscher Stabhochspringer WM-Gold. Der Höhenjäger überquerte 5,89 im ersten Versuch und bezwang endlich seinen großen Rivalen Renaud Lavillenie. Der Olympiasieger aus Frankreich überquerte die gleiche Höhe erst im dritten Versuch. Der Olympia-Zweite Björn Otto aus Köln sicherte sich mit 5,82 m Bronze.
Auch bei den 110 m Hürden gab es eine faustdicke Überraschung. Im Alter von 31 Jahren feierte der Amerikaner David Oliver seinen ersten großen Titel. Der ehemalige Football-Spieler legte die 110 m Hürden in der Weltjahresbestzeit von 13,00 Sekunden zurück. Sein Landsmann Ryan Wilson (13,13) und der Russe Sergej Schubenkow (13,24) komplettierten das Podium. Titelverteidiger Jason Richardson (13,27) und Weltrekordhalter Aries Merritt aus den USA (13,31) gingen als Vierter und Sechster überraschend leer aus.
Im Hammerwurf hat der Pole Pawel Fajdek völlig überraschend den Titel geholt. Der ehemalige Junioren-Europameister siegte am Montagabend mit der Weltjahresbestleistung von 81,97 Metern vor dem klar favorisierten Olympiasieger Krisztian Pars aus Ungarn (80,30). Die Bronzemedaille ging an den Tschechen Lukas Melich mit einer Weite von 79,36 Metern.
Doping
Die Dopingwelle in der Leichtathletik rollt indes weiter: Kelly-Ann Baptiste, WM-Dritte von 2011 über 100 m, und Semoy Hackett wurden positiv getestet. Das gab der nationale Verband aus Trinidad und Tobago NAAA bekannt, machte aber keine Aussage zur gefundenen Substanz. Baptiste und Hackett waren kurz vor WM-Beginn aus Moskau abgereist. Baptiste war mit ihren 10,83 Sekunden Dritte der Weltrangliste und galt als Medaillenkandidatin. Bereits im Vorfeld der WM waren prominente Sprinter des Dopings überführt worden. Unter anderem wurden Ex-Weltmeister Tyson Gay (USA), Ex-Weltrekordler Asafa Powell, Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown und Sherone Simpson (alle Jamaika) positiv getestet.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
- Roland Breyer, ein Leben im Dienst der Gemeinde - 17. September 2020.
- Klimafreundliche Mobilität - 13. September 2020.