Yves Bourgnon: „Von montags bis mittwochs in Monnerich“

Yves Bourgnon: „Von montags bis mittwochs in Monnerich“

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FUSSBALL - Seit nunmehr sechs Jahren gehört Yves Bourgnon dem Verwaltungsrat der FLF an. Am Samstag aber, wenn der 92. Kongress ab 9.00 Uhr in Diekirch („Al Seeërei“) stattfinden wird, will der 67-jährige gebürtige Schweizer mehr, er will ganz nach oben.

Christophe Junker

Zum Tageblatt-Interview am Mittwoch erschien Yves Bourgnon vollbepackt. Neben diversen Werbegeschenken hat der einstige Banker auch Taschen voller Ideen mitgebracht, Ideen, welche er sich zum Wohle des Luxemburger Fußballs alle niedergeschrieben hat.

Tageblatt: Herr Bourgnon, warum kandidieren Sie für das Amt des FLF-Präsidenten?
Yves Bourgnon: „Im Jahr 2004 wurde ich in den Verwaltungsrat der FLF gewählt. Nach sechs Wochen flog ich unter Henri Roemer aber wieder raus. Anschließend wurde ich wiedergewählt, ich war damals sehr enttäuscht, hatte ich doch nur zwei Stimmen (es waren fünf, d. Red.) weniger erhalten als die Vizepräsidenten. Jean Schiltz wurde damals zum dritten Vizepräsidenten ernannt, es wurden exakt den Stimmen nach die Posten der Vizepräsidenten verteilt. Es war halt so. Vizepräsident zu werden hätte mir sehr viel bedeutet, vor allem als Nicht-Luxemburger.“
Siehe auch: Kommentar
„T“: Sie gehörten damals keiner Mannschaft an, weder der von Henri Roemer noch der von Paul Philipp …
Y.B.: „Ich hatte etwas andere Ideen, auch Charles Schaack (heutiger Präsident der Schiedsrichter-Kommission, d. Red.), mit dem ich damals etwas Werbung in eigener Sache betrieben habe, oder noch Nico Zenner und Claude Kremer (Präsident der Spielfeld-Kommission und des Frauen-Fußballs). Es war eine positive Zeit bis 2007. Ich habe damals die ‚Administration‘ bekommen, und die ist heute in Ordnung.“

„T“: War diese denn damals unter Henri Roemer – der seine Kandidatur für einen Posten im Verwaltungsrat gestellt hat und der Sie unterstützt – nicht in Ordnung?
Y.B.: „Nein, es herrschte Chaos. Henri Roemer aber hatte andere gute Seiten, er war ein Visionär. Die Finanzen stimmten ebenfalls. Ich will aber nicht zu viel über alte Sachen reden.“

Alte Kamelle „Lottolux“

„T“: Dabei haben Sie aber die alte Kamelle „Lottolux“ wieder aufgewärmt.
Y.B.: „Ich habe Paul Philipp damals gesagt, dass die Buchhaltung der Lottolux nicht im Einklang mit der FLF steht.“

„T“: Inwiefern?
Y.B.: „Der ‚Conseil de surveillance‘ hat sich immer geweigert, in die Konten der Lottolux zu blicken. Ich will aber nicht behaupten, dass Summen veruntreut wurden. Aber unsere Bilanzen waren ‚incongruent‘ (sie stimmten ganz einfach nicht überein, d. Red.).“

„T“: Das ist starker Tobak. Christian Hess (zuständig für die FLF-Finanzen, d. Red.) wird das sicher nicht freuen zu hören.
Y.B.: „Ich will nicht zu viel über andere Personen sprechen oder anschuldigen. Es wäre damals vielleicht nicht schlecht gewesen, mich als Finanzexperten zu hören, Christian Hess war Dachdecker … Jedenfalls wurde ich seitdem vom Verwaltungsrat kaltgestellt. Ich hatte es anschließend schwer. Alles, was ich vortrug, wurde nicht angenommen. Paul Philipp hat viele Kompetenzen, Kompetenzen in der Buchhaltung aber hat er nicht.“

Thema Geld

„T“: Bleiben wir beim Thema Geld. Man hört allerorts in Luxemburg, dass Sie einen finanziellen Wahlkampf betreiben.
Y.B.: „Wie Herr Charles Schaack und Paul Philipp bin ich UEFA-Delegierter. Dafür bekommen wir eine gewisse Summe. Seit sechs Jahren, also nicht erst seit heute oder gestern, habe ich dieses Geld an die Vereine weitergegeben. Herr Schaack und Herr Philipp bekommen auch Geld, geben das aber nicht weiter. Normalerweise sind es 50 Euro, ich sehe darin nichts Illegales. Ich möchte nur zu bedenken geben, dass Paul Philipp beim Sportministerium arbeitet. Und was macht er dort den ganzen Tag? Ich will nicht, dass Sie das negativ rüberbringen.“

„T“: Ich bin Journalist und gebe Ihnen an dieser Stelle die Möglichkeit, Stellung zu beziehen.
Y.B.: „Es wundert mich nur, dass noch kein anderer Journalistenkollege von Ihnen mich darauf angesprochen hat. Ich möchte auch nicht, dass Sie darüber zu viel bringen. Nur so viel: Ich bekomme wöchentlich Post, wo ich um eine kleine finanzielle Hilfe gebeten werde. Und das mache ich gerne. Schreiben Sie das bitte in meine Antwort hinzu. Wenn es sich um Summen in anderer Größenordnung handeln würde, wäre das was anderes.“

„T“: Anderes Thema: Nehmen wir an, am Samstag werden Sie zum FLF-Präsidenten gewählt. Was wird sich bei Ihnen persönlich und bei der FLF ändern?
Y.B.: „Wenn ich Präsident der FLF bin, habe ich schon alles so programmiert, dass ich von montags bis mittwochs den ganzen Tag in Monnerich sitze. Donnerstags und freitags, wenn es geht, bin ich nicht da. Das Präsidentenamt ändert mein Leben in dem Sinn, dass es eine fantastische Herausforderung ist. Mein Leben wird dadurch nicht bequemer, im Gegenteil.“

„T“: Was für ein Gefühl haben Sie momentan, wer liegt Ihrer Meinung nach in Führung? Paul Philipp oder Sie?
Y.B.: „Das ist schwer. Es kann sich noch viel ändern. Zum Beispiel die ganze Sache mit den Schiedsrichtern. Das ist schon ein Vorteil für Paul Philipp, oder sagen wir’s anders, es ist nicht mehr so ein großer Nachteil für ihn.“

„T“: Dass die Schiedsrichter also nicht streiken, könnte Sie Stimmen kosten?
Y.B.: „Diese Sache ist aus meiner Sicht noch immer nicht geregelt.“

„T“: Kommen wir noch mal zurück auf die Frage, was sich bei der FLF ändert, wenn Sie Präsident sind.
Y.B.: „Wir wollen die Luxemburger Vereine unterstützen. Wir wollen das ‚Bénévolat‘ voranbringen. Ich habe ein konkretes Programm, das ich Ihnen gerne zeigen kann. Aber auch Herr Bourgnon kann das allgemeine Problem des ‚Bénévolats‘ nicht in einer Viertelstunde aus der Welt schaffen.“

„T“: Zeigen Sie mir.
Y.B.: „Da der BIO (‚Bulletin d’information officiel‘) nicht mehr gedruckt wird, können wir dadurch 100.000 Euro einsparen. Diese sollen dem ‚Bénévolat‘ zufließen. Unsere Idee ist, dass die ehrenamtlichen Helfer von samstags 11.00 Uhr bis sonntags 16.00 Uhr in einem durchschnittlichen Hotel – nicht in einem Palast – absteigen. Dort können sie sich austauschen und sie werden von uns beglückwünscht.“

„Béné und Volat“

„T“: Und die zweite Idee?
Y.B.: „Wir wollen alle sechs Wochen in den Zeitungen einen gut geschriebenen Artikel über das ‚Bénévolat‘ herausbringen. Ich habe einige Bilder (Karikaturen, d. Red.) vorbereiten lassen. Darüber hinaus wollen wir allen Helfern Püppchen verteilen, die ich gefertigt habe. Die heißen Béné und Volat. Die kann man dann seinem Enkelkind schenken oder im Auto aufhängen. Wir organisieren auch eine Lotterie mit sehr vielen und guten Preisen. Also nicht mit abgelaufenen Nudeln.“

„T“: Außerdem wollen Sie die BGL Ligue auf acht Teams reduzieren.
Y.B.: „Ja, um das Niveau zu steigern. Es wird drei Kammern geben, eine für die BGL Ligue und Ehrenpromotion, eine für die unteren Divisionen und eine für die Damen. Jeder Kammer gehören ein Präsident und zwei Vize-Präsidenten an. Jede bekommt einen Sekretär und mit ihrem Budget können sie die Unkosten bezahlen. Jeder Präsident gehört zudem dem Verwaltungsrat an.“

„T“: Wo soll das ganze Geld herkommen?
Y.B.: „Die FLF hat drei Millionen Euro zur Seite gelegt und in den letzten zwei Jahren noch mal zweieinhalb Millionen gespart. Anstatt diese mit 0,5 Prozent Zinsen anzulegen, könnte man auch etwas hiervon nehmen und verteilen. Auch die Schiedsrichter könnten alle zwei Jahre eine Prämie ausgezahlt bekommen.“ 

YVES BOURGNON FAKTEN

o Geboren: am 21. Dezember 1942 in Basel (Schweiz)

o Kinder: 2 (u.a. der heute 37-jährige FLF-Unparteiische Frank Bourgnon)

o Elternhaus: „Ich stamme aus einer gutbürgerlichen ‚famille bourgeoise‘.“

o Beruf: Eidgenössisch diplomierter Bankbeamter (war u.a. berufshalber während 14 Jahren in Nord- und Südamerika)

o Sein Weg nach Luxemburg: Wurde von seinem früheren Arbeitgeber ab dem 1. Januar 1979 nach Luxemburg geschickt, zunächst für sechs Monate. Anschließend wurde um ein halbes Jahr verlängert und die Familie kam ebenfalls nach Luxemburg. Das war vor inzwischen bereits 32 Jahren.

o Nationalität(en): „Ich besitze sowohl die Schweizer als auch die Luxemburger Nationalität. ‚Ech si Lëtzebuerger de conviction‘.“

o Hobbys: U.a. Schweizer Taschenmesser, das Theater (Mitglied des TNL) oder noch die Fliegerei („Ich habe vor einem Jahr den Pilotenschein gemacht“). War früher ebenfalls Schiedsrichter in der Schweiz, wo er „in unterklassigen Ligen pfiff“. Einige Jahre war Yves Bourgnon ebenfalls Präsident des FC Mamer 32.

o Sein Team: Yolande Haas-Hoffmann (Bartringen), Claude Kettel (Aspelt), Fred Keup (Kehlen), Alex Penning (Strassen)