„Wir wollen was schaffen hier“

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Die Abteilung Sport mit Chef de mission Heinz Thews an der Spitze kann vermelden: „We are ready“. Thews und seine Crew haben monatelang jedmögliche Anstrengung unternommen, um den Athleten die besten Bedingungen für Höchstleistungen zu bieten.

Das Headquarter ist das „Alvisse Parc Hotel“, wo der Einzug der Luxemburger Athleten am Sonntag (26.05.13 – zwei „Wellen“: 15.00 und 16.00 Uhr) und am Montag (ab 10.00) stattfindet. Insgesamt 115 Zimmer sind für die Luxemburger Delegation in Dommeldingen reserviert. Dazu kommt noch Island, dem 86 Zimmer zur Verfügung stehen.

Das Tageblatt hat die Gelegenheit einer informellen Koordinierungssitzung zum sportlichen Teil für die Presse genutzt, um Heinz Thews über Ambitionen und die zukünftigen „European Games“ zu befragen.

Tageblatt: Wie lauten die COSL-Ambitionen?

Heinz Thews: „Bei unserer Zielsetzung haben wir drei große Bereiche festgelegt. Wir haben Athleten, die gute Leistungssportler sind, für die das Niveau der Olympischen Spiele aber nicht erreichbar ist. Für sie sind die JPEE ein Hauptwettkampf. Diese Sportler sind jedoch sehr wichtig für das Land, sie sind z.B. auch entscheidend für Trainingsgruppen und für die Sportarten selbst, damit sie funktionieren. Das ist ihr Highlight.

Die zweite Zielgruppe sind junge Perspektivathleten, die bei den Spielen Erfahrungen bei einem Multisport-Event sammeln können. Diese Veranstaltungen haben ihren eigenen Charakter, anders als die ‚eigene‘ EM oder WM. Hier ist sehr wichtig, dass die JPEE ein Schritt auf dem Weg nach oben sind.

Der dritte Bereich sind die beiden Kollektivsportarten Volleyball und Basketball. Das ist ein absoluter Hauptwettkampf für die Spieler, mit ähnlich großen Nationen, wo sie nachher wissen, wo sie stehen. Hinzu kommt, dass die Spiele, wie wir gesehen haben – auch im Ausland –, ein angesehenes Publikums-Event sind. Wir haben eine große Fangemeinde. Das ist ein Festival des Sports für die Luxemburger Bevölkerung. Und die JPEE sind natürlich auch ein Medienereignis. Über die Quantität der Berichterstattung werden wir im Ausland überall beneidet. Die einheimischen Medien schaffen eine einmalige Plattform für die Luxemburger Sportler.“

Was sagst du zur Aussage, bei den JPEE gebe es nur „Schockelas-Medaillen“?

„Da muss man sehr stark differenzieren. Wir haben Disziplinen dabei, die haben durchaus Olympia-Niveau. Zum Beispiel waren bei den Trap-Wettbewerben in der Vergangenheit die Hälfte der Teilnehmer Olympia-Starter und Leute aus den Top 10. Aber wir haben auch schwache Events dabei, das muss man ganz klar sagen. Das wechselt von Jahr zu Jahr. Ich finde, man sollte korrekt und fair gegenüber den Sportlern sein. Wir wollen viele Medaillen, aber wir wollen natürlich auch gute Leistungen. Der Unterschied ist vorhanden, diese Argumentation stimmt. Aber es ist von vornherein nie klar, welche Disziplinen stark besetzt sind und welche nicht. Das macht dann auch den Reiz aus.“

Bedeutet eine Rekorddelegation dann auch automatisch eine Rekordzahl an Medaillen?

„Ich wage es ja nie, echte Prognosen abzugeben. Wir wollen was schaffen hier, das ist klar. Wenn man die Anzahl der Athleten in Verbindung stellt mit der Delegation von Liechtenstein, wo der Basketball fehlte, ist unser Team nicht so dramatisch größer als vor zwei Jahren. Das Team 2013 ist groß, was auch daran liegt, dass z.B. in der Leichtathletik viele Athleten die Kriterien erfüllt haben. Die Delegation ist ausgewogen. Ein kleiner Wermutstropfen ist, dass wir unsere beiden Topschwimmer (Stacchiotti und Carnol, d. Red.) nicht ganz zur Verfügung haben. Das kostet uns eventuell die ein oder andere Goldmedaille. Aber ich bin optimistisch, dass andere in die Bresche springen können.

Wichtig ist auch, sich die Meldelisten der anderen Nationen anzusehen, die sicherlich auch nicht immer all ihre Topathleten dabei haben. Ich wünsche unserem Team, dass wir am Samstag (dem letzten Wettkampftag, d. Red.) so situiert sind, dass wir nach vorne kämpfen können. Das wird dann vor allem im Leichtathletikstadion und in der Coque bei den Kollektivsportarten für eine hervorragende Stimmung sorgen.“

Was bedeutet die Schaffung der „European Games“, die 2015 erstmals in Baku stattfinden werden, für die Spiele der kleinen Staaten? 2015 finden bekanntlich auch JPEE in Island statt.

„Es ist auf jeden Fall eine Veränderung der Ausgangsposition. Vergangene Woche habe ich bei einem EOC-Meeting (EOC: Vereinigung der europäischen Olympischen Komitees, Anm. d. Red.) in San Marino bereits mit einigen Kollegen der kleineren Nationen gesprochen. Ich glaube, es ist nötig, dass man sich zusammensetzt und ein Feintuning der Ziele vornimmt. Ich renne nicht blind den Aussagen des EOC hinterher, dass die Schaffung der ‚European Games‘ keinen Einfluss auf die JPEE hat. Sie hat einen Einfluss. Zwischen Ende der Spiele der kleinen Staaten auf Island und den ‚European Games‘ in Baku (die ‚European Games‘ finden 2015 vom 12. bis 28. Juni statt, d. Red.) liegen zehn Tage.

Jetzt muss man auf die nächsten Eckdaten warten: Erstens, wie sind die Qualifikationsbestimmungen, wie viele Leute werden zugelassen? Da liegt momentan sehr viel Druck auf dem EOC. 2014 wird die Qualifikationsphase losgehen müssen – da kommen sie gar nicht dran vorbei. Das heißt, im Herbst 2013 müssen die Kriterien veröffentlicht werden. Es wird auch bei einigen Sportarten gemunkelt, dass die Spiele ein wesentlicher Qualifikationswettbewerb wird für die Olympischen Spiele seien. Einiges scheint in dieser Richtung aber bereits festzustehen. Wir kommen dann für einige Athleten nicht daran vorbei, die ‚European Games‘ extrem gut und seriös vorzubereiten. Ich glaube, dass die echten Kandidaten mit Leistungspotenzial bei den ‚European Games‘ dann bei den JPEE nur nominiert werden können, wenn es in das Vorbereitungsprogramm passt – praktisch als Test.

Im Schwimmen zum Beispiel kann ich mir das gut vorstellen. Für uns bedeutet das, dass wir auf den ein oder anderen Sportler bei den Spielen der kleinen Staaten verzichten müssen. Das ändert an den Zielen für die JPEE aber nichts. Die Kosten müssen bei den JPEE im Griff behalten werden.“

Es wurde gesagt, dass bei den „European Games“ alles bezahlt wird. Das wäre natürlich ein Riesenvorteil für diesen Wettbewerb?

„Das werden ähnliche Bedingungen sein wie bei den Olympischen Spielen. Aber es bleibt immer ein Kostenpaket bei den nationalen Olympischen Komitees. Natürlich gibt es Zuschüsse, z.B. für die Flugtickets. Aber wenn diese alle vergeben sind, musst du den doppelten Tarif bezahlen. Auch die Logistik und die Vorbereitung kosten. In Baku wollen sie ein Bomben-Straßenrennen organisieren. Da müssen wir einige Tage vorher präsent sein. Diese Kosten bleiben immer beim NOK.“

Momentan scheint noch nicht klar, ob alle Sportarten in Baku vertreten sein werden.

„Schwimmen ist momentan eine Zusage, aber mit einer Altersbeschränkung ab 17, 18 Jahren. Mit der Leichtathletik verhandeln sie noch, es sieht nach einem Einladungswettbewerb der Top 16 aus. Sie wollen nicht ohne, das ist mir klar. Aber sie kriegen nicht alle Sportarten. Aus unserer Sicht gehe ich da völlig uneigennützig ran. Wir haben z.B. Karate dabei. Diese Sportart bekommt dann eine völlig andere Plattform, eine völlig andere Förderung in Luxemburg. Das wertet die Sportart auf. Wir dürfen nicht blind hinterherlaufen. Wir müssen das heraussuchen, was für uns gut ist. Aber dass die JPEE davon nicht berührt werden, ist nicht realistisch.“