Handball-Pokal„Wir haben den Jackpot geknackt“ – die Reaktionen nach dem Finale

Handball-Pokal / „Wir haben den Jackpot geknackt“ – die Reaktionen nach dem Finale
Nach der Niederlage im Vorjahresendspiel durfte Berchem gestern den Titel bejubeln Foto: Wildson Alves

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In einem höchstdramatischen Finale sicherte sich Berchem gestern erst im Siebenmeterschießen den Pokalsieg gegen die Red Boys. Während die Enttäuschung aufseiten der Differdinger groß war, durfte Berchem nach der Niederlage im Vorjahresendspiel den Pokal in die Höhe stemmen.

Cédric Stein hatte Tränen in den Augen, die Freude nach dem Sieg in der „Loterie nationale Coupe de Luxembourg“ stand ihm ins Gesicht geschrieben: „Wir wussten, dass wir immer 100 Prozent geben und immer weiterkämpfen müssen. Auch wenn wir zwischendurch zurücklagen, ist es uns gelungen, uns für diese Leistung zu belohnen. Es war aber ein extrem schwieriges Finale.“ Die Entscheidung fiel erst im Siebenmeterschießen und dort hatte Berchem das glücklichere Händchen: „Wir stehen vor einem Umbruch im Verein. Dass wir nun ein paar Spieler mit einem Titel verabschieden können, ist einfach großartig.“

Während Lé Biel (l.) seinen Vertrag in Berchem um zwei Jahre verlängert hat, verabschiedet sich Ariel Pietrasik im Sommer
Während Lé Biel (l.) seinen Vertrag in Berchem um zwei Jahre verlängert hat, verabschiedet sich Ariel Pietrasik im Sommer Foto: Wildson Alves

Einer, der den Verein am Saisonende verlassen wird, ist Ariel Pietrasik – mit einem weinenden und einem lachenden Auge blickt er auf den Pokalsieg zurück. Der Berchemer Leistungsträger zog sich im Finalspiel früh eine Fußverletzung zu und konnte nicht weiterspielen, die Freude über den Titel war dennoch grenzenlos. Pietrasik wechselt im Sommer in die Schweiz, das Ziel war es, vorher einen Titel zu gewinnen. Dieses wurde nun erfüllt: „Wir waren richtig motiviert. Es hat mir das Herz gebrochen, als ich mich verletzte und nicht mehr helfen konnte. Die Jungs haben aber einen fantastischen Job geleistet und bis zum Ende gekämpft. Es macht mich stolz, ein Teil dieser Mannschaft zu sein. Ein besseres Ende hätte es nicht geben können.“ 

Trainer Alexandre Scheubel verlässt Berchem ebenfalls zum Saisonende und auch bei ihm war die Freude über den Abschiedstitel dementsprechend groß: „Differdingen hat eine großartige erste Halbzeit gespielt. Wir konnten unser schnelles Spiel nicht aufbauen. In der zweiten Hälfte sind wir zurückgekommen und im Siebenmeterschießen hat Szilveszter (Liszkai) unglaublich gehalten. Innerhalb von 24 Stunden haben wir sowohl gegen Esch als auch gegen Differdingen gewonnen, das ist monströs“, freute sich Scheubel: „Ich war für zwei Jahre in Berchem und es gab auch manchmal schwierige Zeiten. Der Pokalsieg ist die Belohnung dafür.“

Die Red Boys müssen derweil weiter auf den ersten Pokalsieg seit 1989 warten: „Es soll einfach nicht sein, wir werden diesen Pokalfluch einfach nicht los“, so der enttäuschte Aldin Zekan, der insgesamt neun Treffer verbuchte und zum MVP des Spiels gewählt wurde. „70 Minuten lang haben wir uns aufgeopfert und alles gegeben. Das Siebenmeterschießen ist eine Loterie, einen Vorwurf kann man jedenfalls keinem von uns machen.“

Während die Red Boys am Vortag relativ problemlos gegen Käerjeng ins Finale zogen, mussten die Berchemer 60 Minuten lang gegen Esch kämpfen. Und dies nicht ohne Folgen. Ben Majerus fiel im Endspiel aufgrund einer Gehirnerschütterung aus. Auch Ben Weyer wurde im Halbfinale mehrmals im Gesicht getroffen und mit blutender Nase behandelt, zudem verletzte sich Christo Tsatso an der Schulter (beide konnten am Sonntag aber spielen). Im Finale hat Berchem dann Teamgeist bewiesen und genau wie am Vortag weitergekämpft: „Die Freude ist enorm, wir sind überglücklich. Wir haben in der zweiten Halbzeit enorm gekämpft, auch ich persönlich bin in der zweiten Hälfte besser ins Spiel gekommen und habe mehr Verantwortung übernommen“, sagte Lé Biel, der seinen Vertrag in Berchem erst vergangene Woche um zwei weitere Jahre verlängert hat: „Ich weiß nicht, wann der Trainer wieder anfangen will, zu trainieren, jetzt wird aber erst mal gefeiert.“

„Wir haben nie aufgehört zu kämpfen. Wir müssen ehrlich sein, das Siebenmeterschießen ist eine Loterie und wir haben heute den Jackpot geknackt“, freute sich Yann Hoffmann, der mit zehn Treffern bester Schütze der Partie war. Dass er seinen ersten Pokalsieg gerade gegen seinen Ex-Verein gewonnen hat, bremste die Euphorie aber ein bisschen aus: „Es tut mir im Herzen weh, die Jungs so niedergeschlagen zu sehen.“

Die Red Boys zeigten derweil eine überaus kämpferische Leistung, im Siebenmeterschießen fehlte aber das nötige Glück. „Es ist einfach nur schade. Wir waren so nah dran und dann verliert man so unglücklich. Wir haben wirklich alles in die Waagschale geworfen und müssen trotz dieser mehr als bitteren Niederlage das Positive aus diesem hochdramatischen Finale für die Zukunft mitnehmen.“

Zuschauer waren zwar keine erlaubt, doch Berchem wurde trotzdem von seinen Fans unterstützt
Zuschauer waren zwar keine erlaubt, doch Berchem wurde trotzdem von seinen Fans unterstützt Foto: Wildson Alves
Cédric Stein und Berchem lagen rund 50 Minuten lang zurück, erst danach konnten sie das Spiel drehen
Cédric Stein und Berchem lagen rund 50 Minuten lang zurück, erst danach konnten sie das Spiel drehen Foto: Wildson Alves