Wie man sich selbst ein Ei ins Netz legt

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Champions League, 2. Qualifikationsrunde: AIK Solna - Jeunesse Esch 1:0 (0:0)

FUSSBALL – Eine Jeunesse-Mannschaft, die geschlossen auftrat – letzte Saison brachte diese Stärke den Meistertitel und zog die Champions League nach sich – ergänzt durch Neuzugänge wie C. Leweck und Servais, die dem Team offensiv gut tun, hätte die 0:1-Niederlage in der zweiten CL-Qualirunde bei AIK Solna umgehen können, gar müssen.

Aus Stockholm berichtet „T“-Redakteur Christophe Junker

Das von Jacques Muller gewählte 4-5-1-System brachte Schwedens Meister zum Verzweifeln. Hätte sich Jeunesse nicht praktisch selbst ein Ei ins Netz gelegt, wäre die Ausgangslage für das Rückspiel am 21. Juli in Esch eine perfekte gewesen.

Die ersten 30 Minuten könnten ausschlaggebend sein, hatte Muller im Vorfeld der Partie gesagt. Er meinte damit nicht nur, wie der erste gegnerische Schwung gebremst werden wür3 FRAGEN AN Jacques Muller 

Tageblatt: Wie groß ist die Enttäuschung?
Jacques Muller: „Sicher ist sie groß, doch so ist Fußball. Wir haben ein super Spiel gemacht. Nicht nur taktisch, auch körperlich haben wir dagegengehalten und uns eigene Chancen herausgespielt. Wir haben an das 0:0 geglaubt. Nach dem 0:1 haben wir sogar den direkten Ausgleich gesucht. Wir haben Luxemburg und Jeunesse so vertreten, wie es sein sollte.“

„T“: Jeunesse spielte überraschend hoch. War das so vorgesehen?
J.M.: „Es war vorgesehen, so hoch zu spielen. Wir wollten ihren Brasilianer Flavio, der viel über die linke Seite macht, bremsen. Die ganze Mannschaft – es gibt keinen, der seine Arbeit nicht machte – hat sich an die Vorgaben gehalten.“

„T“: Ein Vorwurf an Thomas Fullenwarth?
J.M.: „Ich kann Thomas keinen Vorwurf machen, es war ein Moment der Unaufmerksamkeit, der vorkommen kann. Wir werden ihn nicht ’steinigen‘. Schade, Thomas ist untröstlich. Wir haben ihn bereits während des Spiels wieder aufgebaut. Es galt, direkt wieder auf der Höhe zu sein, weil internationale Gegner oftmals nachlegen. Spielen wir im Rückspiel so wie heute, können wir Solna dazu bringen, zu zweifeln. Vom Gegner habe ich keine reelle Torchance gesehen.“

CJ  de, sondern auch, wie die unerfahrenen Spieler in den eigenen Reihen die Nervosität wegstecken würden.

Zudem die bereits im Vorfeld hypernervösen Fullenwarth – welchem schlussendlich die „grosse bavure“ zum Gegentreffer unterlief – und Portier wichtige Bestandteile in der Abwehr sind.

Erste Standardsituation in der 7′, die Gesänge der „Black Army“ werden lauter, beim Freistoß von Pavey aber wird Keeper Marc Oberweis etwas zu hart angegangen. Sehr glücklich schätzen durfte sich nach 13 Minuten Portier, der bei einem Rückpass einen in seinem Rücken gestarteten Gegenspieler übersehen hatte. Die Rettungsaktion wertete der polnische Unparteiische als korrekt. Durchatmen.

Ansonsten war AIK der bislang mehr als durchwachsene Saisonverlauf anzumerken. Jeunesse ließ das nicht ungenutzt, rückte höher auf und versuchte über den bis dato omnipräsenten C. Leweck Entlastungsangriffe zu starten.

Bestraft wurde in dieser Periode fast ein Aussetzer von Oberweis, der eine Rückgabe nur mit halber Konzentration zu einem Gegenspieler weiterleitete; Engbloms Kopfball aber fehlte die Power. Solna musste schon auf solch kleine Patzer der Luxemburger hoffen, um sich Oberweis zu nähern. Wie in der 31′, nach einem Pressschlag, der aber bereinigt werden konnte.

Somit war die psychologische Barriere der 30 ersten Minuten geknackt. Und die ersten Unmutsäußerungen des Fußball-kundigen (auf einem überdimensional großen Banner stand u.a.: We’re gonna win the Champions League) und stimmgewaltigen AIK-Publikums machten sich bemerkbar. C. Leweck hätte den Groll noch steigern können, hätte er es Sekunden vor dem Pausenpfiff fester und platzierter versucht.

Aus dem Nichts

Für die zweiten 45′ brachte Muller – wie zu erwarten war – Pupovac in vorderster Front für Piron, der sich wohl aufgerieben hatte, dabei aber blass geblieben war. Unterschiede zur ersten Halbzeit waren dagegen (noch) keine auszumachen. Die AIK-Ideengeber (der Liberianer Johnson und der Brasilianer Flavio) waren wenig kreativ, respektive bekamen von den international erfahrenen Peters, Hoffmann, Collette und Co. nur wenig Spielraum gelassen, um sich entfalten zu können. Wie sehr das frustete, bewies Ljubojevic bei seiner Auswechslung. Die Auswechselbank hatte einige Kratzer abbekommen.

Aus dem Nichts – und das wiederum war umso frustrierender – fiel dann das 1:0. Herr der Lage im eigenen Fünfmeterraum, brachte Fullenwarth das Kunststück fertig, den einen Meter neben ihm platzierten Hoffmann anzuschießen, wodurch das Leder beim verdutzten Engblom landete, der – eigentlich ganz schwach – vors Tor ziehen wollte, wobei der Ball aber an Portier vorbei und zwischen dem rechten Standbein von Oberweis und dem Pfosten ins Tor kullerte. Ein Fall fürs Kuriositätenkabinett.

Von Schock konnte dennoch keine Rede sein bei Jeunesse. Man war eher angestachelt worden. Der schnelle Ausgleich aber blieb verwehrt. Sowohl bei einer Flanke von links, die drei Jeunesser verpassten (60′) wie auch nach Pupovacs Kopfball (67′).

71 Minuten mussten die 11.515 Zuschauer warten, ehe sie erstmals eine herausgespielte Aktion beklatschen durften … wie auch Oberweis’ Rettungstat gegen Catovic (74′). Als Jeunesse in den Schlussminuten „aufmachte“, kam lediglich noch etwas Gefahr auf durch Flavio (89′).

Minutenlang standen die Jeunesse-Akteure nach Schlusspfiff wie geschockt auf dem Grün des Rasunda-Stadions und konnten nicht fassen, dass sie diese Partie noch verloren hatten … 


STATISTIK


o AIK Solna: Turina – Pavey, Karlsson, Atta, Johansson – Tjärnström, Danielsson – Engblom, Johnson (85’ Gustavsson), Flavio – Ljubojevic (54’ Catovic)

o Jeunesse: Oberweis – Fullenwarth (82’ De Sousa), Portier, Hoffmann, Collette – C. Leweck, Servais, Peters, Martin, Rodrigues (87’ Cantonnet) – Piron (46’ Pupovac)

o Schiedsrichter: Siejewicz – Sapela, Siejka (POL)

o Gelbe Karte: De Sousa

o Torfolge: 1:0 Engblom (57’)

o Beste Spieler: Tjärnström – C. Leweck, Portier, Hoffmann

o Zuschauer: 11.515 zahlende