ALADWie die luxemburgische Anti-Doping-Agentur durch die Pandemie kommt

ALAD / Wie die luxemburgische Anti-Doping-Agentur durch die Pandemie kommt
Für die Kontrollen während der Pandemie hat die ALAD ein eigenes Hygienekonzept ausgearbeitet Foto: Editpress-Archiv/Isabella Finzi

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Der Sport stand monatelang still, die Dopingbekämpfung sollte dennoch weitergehen. Nach rund drei Monaten Pandemie hatte die ALAD ihre Kontrollen wieder aufgenommen. Das war durchaus eine Herausforderung. 

In Italien wütete das Coronavirus bereits, während in Luxemburg um Punkte für die Olympiaqualifikation gefochten wurde. Eigentlich hätte der Weltcup in Padua stattfinden sollen, nun wurde er, unter Ausschluss von Zuschauern, in der Coque ausgetragen. Das war vom 6. bis zum 8. März 2020. Am 12. März beschloss die luxemburgische Regierung den Lockdown. So führte die luxemburgische Anti-Doping-Agentur, kurz ALAD, am 8. März die letzten Wettkampfkontrollen durch. „Damals konnte man noch überhaupt nicht abschätzen, wie es weitergehen würde“, sagt Generalsekretärin Dr. Anik Sax.

Generalsekretärin Dr. Anik Sax
Generalsekretärin Dr. Anik Sax Foto: Editpress/Tania Feller

Zu Beginn der Pandemie sahen Experten mit dem weltweiten Aussetzen der Kontrollen bereits Tür und Tor für Betrüger geöffnet. Immerhin können Dopingmittel dazu beitragen, dass man härter trainieren kann. Für den technischen Direktor des Nationalen Olympischen Komitees, Heinz Thews, ist die Wiederaufnahme der Tests auch in Sachen Chancengleichheit im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2021 von großer Bedeutung.

Eigenes Hygienekonzept

In Luxemburg wird schon lange wieder getestet. Seit dem 18. Juni 2020. Es war eine sogenannte „out of competition“-Kontrolle, also außerhalb des Wettkampfes. So wie sämtliche Proben, die anschließend entnommen wurden. Von den insgesamt 133 Kontrollen fanden lediglich 36 Tests im Rahmen von Wettkämpfen statt.

„Das heißt allerdings nicht, dass wir von März bis Juni nicht gearbeitet hätten“, so Sax. Auch die ALAD musste sich erst einmal mit der Situation vertraut machen, Kontakt mit dem Gesundheitsministerium aufnehmen, ein Hygienekonzept für die Dopingkontrollen ausarbeiten. „Zu Beginn haben wir uns schon gefragt, inwiefern es überhaupt möglich wäre, Dopingkontrollen durchzuführen“, sagt Guy Colas, Verwaltungsratspräsident der ALAD. Damit man gerüstet war, hat man die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation, des Gesundheitsministeriums und der Welt-Anti-Doping-Agentur studiert und daraus eigene Konzepte erstellt, die von der „Santé“ abgesegnet wurden. „Wir wollten zu jedem Moment bereit sein“, sagen Sax und Colas.

Als das Konzept stand, wurde der Kontakt zu den Sportlern aus dem sogenannten „Groupe cible“, also den Athleten, die für unangemeldete Trainingskontrollen infrage kommen, gesucht. „Es war uns wichtig, den Sportlern unsere Vorgehensweise zu erklären, damit sie sicher sein konnten, dass die Kontrollen in größtmöglicher Sicherheit stattfinden würden“, so Sax. Sowohl der Sportler als auch der Kontrolleur mussten noch vor der Urin-Abgabe einen kompletten Fragebogen ausfüllen.

Sportler zeigen Verständnis

Verwaltungsratpräsident Guy Colas
Verwaltungsratpräsident Guy Colas Foto: Editpress/Isabella Finzi

Als die Anti-Doping-Agentur ihre Erfahrungen mit den Urin-Kontrollen gemacht hatte, war es an der Zeit, den nächsten Schritt zu tätigen. Die ALAD startete mit den Bluttests. Die Herausforderung war um einiges größer. Konnte der Kontrolleur bei der Urinprobe noch den Sicherheitsabstand einhalten, so ist das bei der Blutentnahme nicht mehr möglich. „Da stellten sich schon einige Fragen. Was tut man zum Beispiel, wenn der Sportler sich weigert und damit argumentiert, dass ihm das Infektionsrisiko zu hoch sei?“, so Jurist Colas. Aber diese Probleme blieben aus. „Es gab überhaupt keine Probleme. Die Sportler haben das alles sehr gut aufgenommen und gut kooperiert.“

Eine weitere Herausforderung war das Personal. Man hat die Kontrolleure nicht dazu gezwungen, Kontrollen durchzuführen. Dennoch hätte man quasi auf alle zurückgreifen können, bis auf diejenigen, die eine Vorerkrankung hatten. Sogar auf die Krankenpfleger, die durch die Pandemie ohnehin schon sehr gefordert waren, konnte die ALAD weiterhin zurückgreifen. „Es gab also keinen Grund, dass wir auf die Tests verzichten sollten“, so Colas.

Und die Chancengleichheit?

Welche langfristigen Auswirkungen hat die Pandemie auf die Anti-Doping-Bewegung? Zwischenzeitlich wurden abenteuerliche Konzepte entwickelt, wie zum Beispiel in den USA. Dort mussten sich Sportler sogar bei der Urinabgabe filmen, weil ja kein Kontrolleur vor Ort sein konnte. Eine Idee, die Sax und Colas nur den Kopf schütteln lassen. Für die ALAD stand so etwas nie zur Debatte. Allerdings hat die Pandemie wohl die Entwicklung eines Testverfahrens schneller vorangetrieben, die des „Dried Blood Spot“. Mit einem einzigen Bluttropfen sollen Dopingsubstanzen nachgewiesen werden können. „Das ist ein großer Fortschritt. Die Methode bedeutet weniger Aufwand und ist zudem billiger, als normale Blutproben zu entnehmen. Allerdings kann nicht jede Substanz durch diese Methode festgestellt werden.“ Noch steht die Zulassung aus, aber für Dr. Sax steht fest, dass es eine wichtige Ergänzung im Kampf gegen Doping wäre.

Und wie steht es nun mit der Chancengleichheit? Haben Doper von der Pandemie profitieren können? „Schwer zu sagen, aber die Zeit, in der überhaupt nicht getestet wurde, war doch sehr begrenzt“, gibt Dr. Sax zu bedenken. Für sie geht die Frage nach der Chancengleichheit ohnehin weit über die Pandemie hinaus. „Ich würde mir wünschen, dass wir unseren Sportlern sagen könnten, ihr werdet zwar viel getestet, aber auf eure Konkurrenten trifft das ebenfalls zu. Allerdings ist das nicht in jedem Land der Fall.“ So gesehen bleibt die Situation im Anti-Doping-Bereich auch nach der Pandemie die gleiche.