Wer schlägt Cavendish?

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Mit Mailand-San Remo steht am Samstag (17.03.12) Samstag der erste große Klassiker der Radsaison auf dem Programm. Am Start des fast 300 km langen Rennens ist genau wie letztes Jahr kein Luxemburger.

Zu den Favoriten zählen mit Fabian Cancellara und Daniele Bennati auch zwei RadioShack-Nissan-Fahrer.

„Same procedure as last year!“ Unter diesem Motto findet heute Samstag zum 103. Mal Mailand-San Remo statt. Die Organisatoren rüttelten demnach nicht an den Neuerungen der letzten Jahre. So trauern diejenigen, die Mailand-San Remo in ihr Herz geschlossen haben, weiter der legendären Ankunft auf der „Via Roma“ nach. Es bleibt bei der „faden“ Zielgeraden am „Lungomare Italo Calvino“.

Seit die „Arrivo“-Banderole an der Promenade am Hafen weht, hat sich einiges für diejenigen Fahrer geändert, die im Poggio angreifen und es im Alleingang versuchen wollen. Vom letzten Anstieg bis ins Ziel sind es nun 6,2 km, früher waren es 550 m weniger. Im Fall eines Massensprints ist Wachsamkeit oberstes Gebot, denn einen halben Kilometer vor dem Strich muss eine scharfe Linkskurve gemeistert werden.

Rund 94 km vor San Remo haben die Fahrer die erste schwere Prüfung zu bestehen. Vor vier Jahren wurde mit „Le Maniè“ ein neuer Anstieg ins Programm genommen, der viel Kraft kostet. Die Vorentscheidung aber fällt wahrscheinlich erst ab km 245. Zu bewältigen sind dann nacheinander noch die drei „Capi“ (Mele, Cervo, Berta), die Cipressa und der Poggio.

Sprinter „à gogo“

Mailand-San Remo hat sich trotz dieser Anstiege in den letzten 15 Jahren zu einem Rennen für reine Sprinter entwickelt, auch wenn es dem einen oder andern Konkurrenten (Andrej Tchmil 1999, Filippo Pozzato 2006, Fabian Cancellara 2008) gelang, der Meute auf den letzten Kilometern davonzufahren und ein paar Meter Vorsprung über den Strich zu retten. Bis auf diese drei Ausnahmen gab es seit 1995 ausschließlich Triumphe nach mehr oder weniger hart umkämpften Spurts.

Letztes Jahr kam es anders als gemeinhin erwartet. Mailand- San Remo wurde weder vom damaligen Favoriten und dreifachen Sieger Oscar Freire noch von dem als Geheimtipp gehandelten Norweger Thor Hushovd gewonnen. Es siegte vielmehr der Australier Matthew Goss, der in einem Achtersprint seine Konkurrenten mühelos niederhielt.

Der Italiener Michele Scarponi und der Belgier Philippe Gilbert zogen den Spurt auf den letzten paar Hundert Metern an, doch wie aus einem Kanonenrohr abgefeuert schoss Matthew Goss auf der rechten Straßenseite unwiderstehlich auf und davon und sorgte für den ersten australischen Triumph bei der „Classicissima“. Es war der 52. ausländische Sieg gegenüber 50 italienischen Erfolgen. Einen kurzen Augenblick sah es zwar aus, als könnte Fabian Cancellara, der sich zur Seeseite an Scarponi und Gilbert vorbeischlängelte, dem Australier gefährlich werden, doch musste sich der Schweizer mit dem zweiten Platz zufriedengeben. Nach seinem Sieg im Jahr 2008 erzielte „Canci“ damit sein bestes Resultat bei der „Classicissima“.

Boonens „Trauma“

Mit Goss, und das fiel den wenigsten auf, gewann erstmals seit Langem wieder ein Fahrer Mailand-San Remo, der sich in Paris-Nice vorbereitet hatte. In Insiderkreisen – insbesondere bei den Sprintern – herrschte in den letzten Jahren die Meinung vor, man müsste Tirreno-Adriatico fahren, um für die lange Fahrt von der Domstadt an die italienische Riviera richtig gewappnet zu sein. Paris-Nice wurde so für die meisten – unverständlicherweise – zur zweiten Wahl.

Die schnellen Leute gehören auch diesmal zu den Hauptanwärtern auf den Erfolg, allen voran die Gewinner der letzten Jahre, Mark Cavendish (2009), Titelverteidiger Matthew Goss (2011), Oscar Freire (2004, 2007, 2010), Fabian Cancellara (2008), Filippo Pozzato (2006) und – warum eigentlich nicht? – Alessandro Petacchi (2005).

Dazu gesellen sich der Slowake Peter Sagan (unser Geheimtipp!), die Deutschen André Greipel und John Degenkolb, die Italiener Daniele Bennati und Vincenzo Nibali, der Australier Heinrich Haussler, der Amerikaner Tyler Farrar, der Norweger Edvald Boasson Hagen sowie die Belgier Philippe Gilbert und Tom Boonen.

Insbesondere Boonen hat Mailand-San Remo bisher die kalte Schulter gezeigt. Viermal konnte er sich bisher unter den zehn Ersten klassieren (2005: 8., 2006: 4., 2007: 3., 2010: 2.), doch bis ganz nach oben aufs Podium sollte es nicht reichen. Nun will Boonen den Fluch, der ihn seit Jahren an der italienischen Riviera verfolgt, endlich brechen.