Motorsport / Wenn zwei sich streiten ... siegt ein Dritter: Ein Rückblick auf die DTM-Saison
Vor dem letzten DTM-Wochenende schien der Titel für den nur 19 Jahre jungen Neuseeländer Liam Lawson in greifbarer Nähe. Man ging davon aus, dass neben Lawson lediglich GT3-Routinier Kelvin van der Linde noch eine ernsthafte Chance auf den Titel hätte. Doch zum Schluss kam alles anders als erwartet.
Der Südafrikaner Van der Linde fuhr Lawson bei beiden Rennen am Samstag und Sonntag vor einer Woche gleich in der ersten Kurve ins Auto. Sowohl van der Linde als auch Lawson kamen dann auch noch den Mercedes-Piloten Philip Ellis und Maximilian Götz ins Gehege. Kurzum, die letzten beiden Rennen am Norisring arteten zu einem regelrechten Stock-Car-Meeting der Titelaspiranten aus. Nutznießer aus dem Ganzen waren dann schlussendlich Mercedes und Titel-Außenseiter Maximilian Götz. Nachdem Letzterer gleich zweimal von der AMG-Teamorder profitierte und dadurch sowohl das Samstags- als auch das Sonntagsrennen gewinnen konnte, wurde er überraschenderweise der erste DTM-Champion der GT3-Ära. Der neue DTM-Meister ist also weder ein 19-jähriger, womöglich zukünftiger RedBull-Formel-1-Senkrechtstarter noch ein erfahrener südafrikanischer GT3-Routinier, sondern ein 35-jähriger DTM-Rückkehrer, der in der Formel 3 Erfolge gegen Hamilton, Rosberg, Vettel und Co. feiern konnte, aus Geldmangel jedoch seine Formel-Träume aufgeben musste und in den letzten Jahren etwas im Abseits verschwunden war.
16 Rennen – sieben Sieger
Ob Maxi Götz nun den Titel verdient hat oder nicht, darüber streiten sich die Experten. Die einen meinen ganz klar: Ja, da er mit 15 Top-Ten-Ergebnissen in 16 Rennen der beständigste Punktesammler war. Die anderen sind der Meinung: Nein, da er an sich keinen einzigen seiner drei Siege aus eigener Kraft erzielt hat. In der Tat hat er am Lausitzring vom kurzzeitigen Motoraussetzer des bis dahin klar führenden van der Linde profitiert und am Norisring wurde er in beiden Läufen von seinen Mercedes-Markenkollegen zum Sieg vorbeigewinkt. Des Weiteren hat er in der ganzen Saison weder eine Pole-Position noch eine schnellste Rennrunde erzielt. Nichtsdestotrotz jubelte der 35-jährige neue DTM-Champion nach dem Titelgewinn: „Für mich geht ein Traum in Erfüllung! Ich bin sprachlos und einfach überglücklich. Es ist eine sehr große Genugtuung, jetzt in die Riege der DTM-Champions zu kommen und in dieser Liste nun auch meinen Namen zu sehen!“
Im Saisonrückblick gab es in 16 Rennen sieben verschiedene Sieger: van der Linde viermal, Lawson und Götz dreimal, Marco Wittmann und Lucas Auer zweimal, Ellis und Alex Albon einmal. Bei etlichen Rennen waren bis zu sieben Marken am Start: Audi, BMW, Ferrari, Lamborghini, McLaren, Mercedes und Porsche. Man hofft, im nächsten Jahr noch den einen oder anderen Hersteller regelmäßig dazuzubekommen, so in etwa Aston Martin.
Zu den Gewinnern der neuen DTM zählt definitiv der Gesamtauftritt der AF-Corse-Truppe mit ihren Fahrern aus dem RedBull-Kader: Albon und Lawson. Vom ersten Rennsieg beim Auftakt in Monza bis zum letzten Wochenende in Nürnberg waren die Ferraris fast immer an vorderster Front zu finden, egal wie viel Zusatzgewicht sie geladen hatten. Wohl unter anderem wegen ihrer großen Erfahrung im Langstreckensport waren ihre Boxenstopps von Beginn an die Messlatte für alle anderen, obschon sie durch ein ausgetüfteltes Radmutter-System am Ferrari etwas bevorteilt waren.
Statistenrolle
Überraschend gut schlug sich auch das noch eher unerfahrene Lamborghini-Team von T3 Motorsport. Hier tat sich der bis dato noch völlig unbekannte, erst 19-jährige Belgier Esteban Muth durch seine vielen verblüffenden Überholmanöver hervor. Etwas überraschend war, dass sich bei Audi und BMW nur ein einziger Pilot sofort gut zurechtfand, alle anderen aber nie richtig in Tritt kamen. Bei Audi war nur van der Linde über die ganze Saison hin schnell. Sein Abt-Teamkollege Mike Rockenfeller hatte viele Auf und Ab. Das Team Rosberg mit dem letztjährigen Vize-Champion Nico Müller und dem Amerikaner Dev Gore sah zu keinem Zeitpunkt wie ein Siegerteam aus.
Bei BMW war nur Wittmann mit seinem Walkenhorst M6 konkurrenzfähig. Team Rowe war nie wirklich vorne dabei: Sheldon van der Linde klebte das Pech förmlich an den Fersen, Teamkollege Timo Glock kam zu keinem Zeitpunkt mit dem GT3-M6 zurecht und fuhr immer hinterher. Bei Mercedes war es etwas ausgeglichener unter den Teams: Das Hubert-Haupt-Team stellte am Schluss den Meister und war auch mit Vincent Abril so etliche Male vorne dabei. Winward siegte mit Lucas Auer und Ellis. Getspeed, Gruppe M und Mücke gelang mit Arjun Maini, Daniel Jucadella und Maxi Buhk jeweils ein Podiumsresultat.
Die neue elektronische Lenktechnologie von Schaeffler-Paravan, die bei jeweils einem Auto von Audi, BMW und Mercedes eingesetzt wurde, erwies sich als schwierig, sodass lediglich Buhk diese bis zum Schluss verwendete. Die beiden Damen der DTM, Sophia Flörsch und Esmee Hawkey, waren auf der Piste lediglich Statisten.
Vom Reglement her muss man sagen, dass den Technikern der DTM die Balance of Performance (BOP) eigentlich relativ gut gelungen ist, auch wenn einige unter der Hand meinten, die Ferraris seien vielleicht etwas bevorteilt gewesen. Genau wie in der Formel 1 waren auch hier manche der Meinung, dass Strafen nicht für jeden gerecht ausgesprochen wurden. Auch kamen Stimmen auf, dass man bei den Boxenstopps etliches hätte neu regeln müssen, da Ferrari und Mercedes wegen der an den Felgen befestigten Radmuttern gegenüber der Konkurrenz im Vorteil wären. All diese Diskussionen bleiben aber wohl in keiner Rennserie aus.
DTM-Chefs ziehen positives Fazit
Wenn DTM-Chef Gerhard Berger absolut nicht von den Geschehnissen am Norisring begeistert ist, so fällt sein Fazit über die ganze Saison jedoch ohne große Überraschung positiv aus: „Unser wichtigstes Ziel für dieses Jahr war, Stabilität zu schaffen. Das haben wir erreicht! Wir haben großartiges Racing mit erstklassigen Fahrern und Teams erlebt. Trotz aller Unsicherheiten konnten wir acht tolle Veranstaltungen durchführen. Wir haben vielleicht gerade die beste DTM-Saison erlebt, die wir je hatten, mit einer großen Markenvielfalt und mit unglaublich spektakulären Rennen. Die Entwicklung geht eindeutig in die richtige Richtung, es gibt viele positive Signale und wir blicken zuversichtlich auf 2022.“
Was die kommende DTM-Saison betrifft, so steht schon jetzt einiges fest: Lawson will, wegen all der negativen Geschehnisse, nicht mehr länger in der DTM dabei sein. Seine Zukunft liegt bei den Formel-Autos und wohl sehr bald in der Formel 1. Ob RedBull mit AF-Corse noch dabei sein wird, ist auch fraglich. Rockenfeller geht mit Sicherheit nicht mehr für seinen langjährigen Arbeitgeber Audi an den Start. Ob er überhaupt noch DTM fahren wird bleibt zum jetzigen Zeitpunkt offen. Da Audi nicht mehr in der Formel-E antreten wird, wechselt der dreifache DTM-Champion René Rast wieder für die Marke aus Ingolstadt in die DTM zurück.
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Eine solche manipulierte Stock Car DTM muss man klar ablehnen!