Weltverband „beschützte“ Armstrong

Weltverband „beschützte“ Armstrong
(AP)

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Schwere Vorwürfe gegen den Radsport-Weltverband UCI: Der früheren Führung wird eine Vorzugsbehandlung des überführten Doping-Sünders Lance Armstrong vorgeworfen.

Ein Untersuchungsbericht hat schwere Versäumnisse des Radsport-Weltverbands UCI im Anti-Doping-Kampf festgestellt. Laut dem Bericht gebe es „zahlreiche Beispiele“, dass der Amerikaner von der UCI „verteidigt“ oder „beschützt“ worden sei, heißt es in dem Report der unabhängigen Untersuchungskommission. Diesen veröffentlichte die UCI am Montag.

KOMMENTAR

Vorbildlich

Der CIRC-Bericht hat wieder einmal aufgezeigt, dass der Radsport ein Dopingproblem hatte und immer noch hat. Für manch einen wird es nur die Bestätigung sein, dass ein sauberer Radsport reine Utopie ist. Doch vielmehr sollte man den Bericht, der vor allem das bestätigt, was eigentlich bereits bekannt war, als Chance sehen. Schließlich ist die neue UCI-Führung um Brian Cookson bemüht, die Vergangenheit lückenlos aufzuklären und somit für eine bessere Zukunft zu sorgen. Dass das Dopingproblem nicht von heute auf morgen ausgemerzt werden kann, ist klar, doch mit dem Bericht hat man eine Grundlage, mit der man arbeiten kann. Dass sich der Internationale Radsportverband dazu entschlossen hat, den kompletten Bericht zu veröffentlichen, ist zudem vorbildlich. Denn nur mit der nötigen Transparenz ist es möglich, die Glaubwürdigkeit einer ganzen Sportart wiederherzustellen.

Daran könnte sich die FIFA ein Beispiel nehmen, denkt man an den Garcia-Bericht über die Vergabe der WM 2022. Doch vielleicht muss auch beim Fußballweltverband erst ein Machtwechsel vollzogen werden – wie bei der UCI – bevor es zu einem Umdenken kommt.

(Chris Schleimer)

Der Weltverband hatte Armstrong vor gut zwei Jahren wegen Dopingvergehen unter anderem seine sieben zwischen 1999 und 2005 gewonnenen Titel bei der Tour de France aberkannt. „Die UCI befreite Lance Armstrong von Regeln, verpasste es ihn trotz Verdächtigungen gezielt zu testen und unterstützte ihn öffentlich gegen Dopinganschuldigungen“, analysierte die Kommission nun. Allerdings seien keine Belege gefunden worden, dass der 43-Jährige für eine mögliche Vertuschung von positiven Tests an die UCI gezahlt habe.

Die umstrittenen Vorgänger des heutigen UCI-Präsidenten Brian Cookson, der Ire Pat McQuaid und der Niederländer Hein Verbruggen, hatten sich bereits zuvor gegen die Vorwürfe verteidigt. Auch für den heutigen Radsport sieht die CIRC aber noch Probleme: „Der Kampf gegen Doping ist noch lange nicht gewonnen.“

Doping unterbinden

Die von der UCI initiierte unabhängige Kommission zur Doping-Aufarbeitung (CIRC) hat mehr als ein Jahr lang die dunkle Phase zwischen 1998 und 2013 durchleuchtet. Aussagen von früheren Dopingsündern sollen dabei helfen, viele Zeugen wurden befragt.

Die CIRC hat die Möglichkeit, reduzierte Sperren bei entsprechenden Zeugenaussagen auszusprechen. Ob Armstrong davon profitieren kann, ist aber fraglich, da sein Fall bereits rechtskräftig verhandelt ist.