Weltmeister Gilbert gibt sich die Ehre

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Weltmeister Philippe Gilbert ist der große Favorit der 106. Lombardei-Rundfahrt, die am Samstag (29.09.12) über 251 km rund um den Comer See von Bergamo nach Lecco ausgetragen wird. Am Start ist kein Luxemburger Fahrer.

Am Samstag, den 29. September, wird Felice Gimondi, italienisches Radsportidol der sechziger und siebziger Jahre, runde 70. Er wurde am 1942 in Sedrina, einem kleinen italienischen Ort von 2.500 Einwohnern 15 km nördlich der Provinzhauptstadt Bergamo, geboren.

Gimondi ist also ein waschechter „grande campione bergamasco“, was für das italienische Medienunternehmen RCS, dem auch die Gazzetta dello Sport gehört, Anstoß war, das jetzt „Il Lombardia“ genannte Eintagesrennen in diesem Jahr vorzuziehen und in Bergamo starten zu lassen. Üblicherweise findet das „Rennen der fallenden Blätter“, wie die Lombardei-Rundfahrt auch noch bezeichnet wird, erst Mitte Oktober statt und bildet den Abschluss der Saison. Dieses Jahr folgt auf „Il Lombardia“ noch Paris-Tours (7. Oktober).

„Aristokrat“ Gimondi

Felice Gimondi, neben Luis Ocaña, Bernard Thévenet, Eric de Vlaeminck, Gianni Motta oder Vittorio Adorni einer der größten, mit Sicherheit der regelmäßigste Rivale von Eddy Merckx, gewann 1965 in seinem ersten Profijahr die Tour de France, nachdem er ein Jahr zuvor die Tour de l’Avenir, die damals den Amateuren vorbehalten war, davongetragen hatte. „Der Aristokrat“ oder „Der Phönix“, wie man ihn auch noch nannte, schrieb als zweiter Fahrer nach Jacques Anquetil seinen Namen ins Palmarès aller drei großen Rundfahrten ein (Tour 1965, Giro 1967, 1969, 1976, Vuelta 1968). Zu den wichtigsten seiner 141 Siege gehören auch die Tour de Romandie (1969, 1971), Mailand – San Remo (1974), Paris-Roubaix (1966), Paris-Bruxelles (1966, 1976) und der „Giro di Lombardia“ (1966, 1972, 1973).

Felice Gimondi war auch Weltmeister. Auf dem schweren Rundkurs von Montjuic (Barcelona) schlug er 1973 etwas überraschend im Sprint einer Vierergruppe Freddy Maertens, Luis Ocaña und Eddy Merckx, wobei Merckx auf den letzten paar hundert Metern alles unternahm, um seinen belgischen Rivalen Maertens am Sieg zu hindern. Das kam Gimondi zupass, tat seinem Erfolg aber keinen Abbruch.

Zu Ehren Gimondis (der übrigens drei Tage lang in Bergamo gefeiert wird) bauten die Veranstalter eine Schwierigkeit mehr in den 251 km langen Parcours der Lombardei-Rundfahrt ein. Bei km 168 müssen die Teilnehmer nämlich die sogenannte „Muro di Sormano“ ersteigen (1.124 m), die vielleicht, noch etwas weit vom Ziel, mit ihrer zeitweise aber 25-prozentigen Steigung die Spreu vom Weizen trennen dürfte.

Die Mauer wurde 1962 zum letzten Mal bei „Il Lombardia“ befahren. Damals siegte der Holländer Jo de Roo, der das Rennen auch im Jahr danach davontrug. Rekordsieger aber bleibt Fausto Coppi mit fünf Erfolgen (1946, 1947, 1948, 1949, 1954). Ein Luxemburger Gewinner steht im Palmarès (François Faber 1908), ein anderer Luxemburger stand auf dem Podium: Frank Schleck, 2005 Dritter hinter Paolo Bettini und Gilberto Simoni.

Die Glocken läuten

Abgesehen von der „Mauer von Sormano“ wurde die Strecke gegenüber dem Vorjahr nur unwesentlich verändert. Der Start wird am Samstag (29.09.12) um 10.35 Uhr in der Via Borgo Palazzo in Bergamo gegeben, die Ankunft erfolgt gegen 17 Uhr in Lecco am Lungo Lario Isonzo. Außer dem Anstieg nach Sormano (1,9 km, Schnitt 15,8%) müssen die Fahrer im Schlussteil über die Steigungen nach Madonna del Ghisallo (8,6 km, Schnitt 6,2%) und nach Villa Vergano (3,2 km, Schnitt 7,4%). Traditionsgemäß lässt der Pfarrer von Ghisallo die Glocken läuten, wenn das Feld an der historischen Kapelle passiert.

Favorit des Rennens ist der frisch gebackene Weltmeister Philippe Gilbert, der „Il Lombardia“ in den Jahren 2009 und 2010 gewann. Vor 12 Monaten aber ließ der Belgier sich überraschen, als sich der Schweizer Oliver Zaugg in der Endphase auf und davon machte und in Lecco den einzigen Saisonsieg bei einem World-Tour-Rennen für RadioShack-Nissan holte.

Zaugg, der die Luxemburger Mannschaft Ende des Jahres Richtung Saxo Bank verlässt, um Teamkollege Alberto Contadors zu werden, führt das RadioShack-Team am Samstag (29.09.12) ein letztes Mal in der Lombardei an. Neben ihm stehen Jan Bakelants, George Bennett, Ben Hermans, Chris Horner, Yaroslav Popovych, Thomas Rohregger und Haimar Zubeldia im Aufgebot. Sportdirektoren sind Kim Andersen und Luca Guercilena. Kein Luxemburger Fahrer ist dabei. Ben Gastauer aus dem Ag2r-Team verzichtet wegen Übermüdung.