/ Vorbildlich?
Bis zwischen der A3, der Aire de Berchem, der Bahnstrecke Luxemburg-Bettemburg und der N31 die Bagger rollen, ist es aber noch ein weiter Weg. Was bisher geschah:
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„De Promoteur“
Der Promotor des Projekts, Flavio Becca, saß am Montagabend als Zuhörer in der ersten Reihe des Saals. Das Wort ergriff er nicht, eine Frage wurde auch nicht an ihn gestellt. Seltsamerweise fiel sein Name während des ganzen Abends nicht ein einziges Mal (außer wir hätten ihn während langer dreieinhalb Stunden einmal überhört, was durchaus möglich ist), weder von „offizieller“ Seite noch aus dem Publikum. Es wurde immer nur vom „de Promoteur“ gesprochen.
Becca erschien nach der Versammlung jovial und leutselig, lehnte Interview-Anfragen von anwesenden Medien-Vertretern jedoch freundlich und bestimmt ab. „En interessanten Owend“, meinte er nur als kurze Reaktion, und auf die Nachfrage „Positiv oder negativ in Ihrem Sinne?“ sagte er: „Positiv, ech muss ëmmer positiv denken.“
Als Bauherr des Projekts fungiert offiziell im Übrigen die „Livange Development S.A.“. Gemäß Auszug aus dem „Mémorial“ wurde diese im Juli 2009 gegründet. Die Anteile halten Flavio Beccas Finanzierungsgesellschaft Promobe Finance (92 Prozent) sowie Guy Rollinger (acht Prozent).
Ach ja: Wie steht es übrigens mit dem geplanten Projekt einer Geschäftsgalerie in Wickringen?
(clc)
Im November 2008 anlässlich der Feierlichkeiten zu 100 Jahren FLF spricht auch Premierminister Jean-Claude Juncker erstmals über das Projekt eines neuen nationalen Fußballstadions, ehe er im Februar 2009 beim Pressebriefing nach einer Regierungsratssitzung von einem Projekt in Liwingen spricht. Der damalige Sportminister Jeannot Krecké muss eiligst eine Pressekonferenz einberufen, am 26. Februar 2009 gibt es erste Details. Richtig viel Konkretes derweil noch nicht, die Planungen sind noch nicht weit fortgeschritten. Der Gegenwind in der Bevölkerung, bei den Anrainern, Umweltschutzverbänden, der nationalen Geschäftswelt und angrenzenden Gemeinden regt sich aber sofort.
Wohl deshalb, und da es um ein Mega-Projekt geht, wird ein Arbeitskreis einberufen, der laut Sportminister Romain Schneider (im Februar 2010 im „T“-Interview) vier Ministerien umfasst, „vom ‚Intérieur‘ über das ‚Développement durable‘, den Sport bis hin zur ‚classe moyenne‘, Wirtschaft zum Teil auch noch. Neben den verschiedenen Ministerien ist ebenfalls die Gemeinde Roeser mit drin. Oder CFL und Ponts&Chaussées, das Wasserwirtschaftsamt, die Umweltverwaltung, der ‚promoteur‘ und die Studienbüros.“ Diese Gruppe arbeitet einen Masterplan aus, der vor den Sommerferien 2010 vom Regierungsrat angenommen wird.
Fußball nur am Rande
Wegen zusätzlicher Studien, so Michel Knepper von K-Engineering am Montag in Roeser, dauert es dann noch ein Jahr, bis der Masterplan endlich öffentlich vorgestellt wird. Da alle an einem Tisch sitzen, fließen nationale Überlegungen (Ausbau der A3 auf sechs Spuren, neue Bahntrasse Luxemburg-Bettemburg) gleich mit in das Ausarbeiten des Privatprojektes ein. Vorbildlich, möchte man doch meinen …
Auf jeden Fall notwendig. Das Projekt auf einem 20-Hektar-Areal ist dermaßen groß – Fußballstadion für 10.000 Zuschauer, 76.000 m2 für den Handel (28.000 fürs Outlet, 27.000 für Fachmärkte, 21.000 fürs Shopping-Zentrum) –, dass der Fußball nur noch am Rande interessiert. Dass das Stade Josy Barthel so was von überholt ist, darin ist man sich einig. Das „Totschlag-Argument“, der Luxemburger Fußball sei zu schwach für ein schönes neues Stadion, kam am Montagabend nur einmal aus dem Saal, während 1:20 Stunden Vorstellung und zwei (!) Stunden Fragen und Antworten musste FLF-Präsident Paul Philipp nur einmal ans Mikrofon.
„Einkaufszentrum der Großregion“
Das Projekt polarisiert wegen seiner schieren Größe, wegen landesplanerischer Einwände, wegen erhöhten Verkehrs- und Lärmaufkommens, wegen Umweltschutz-Bedenken und möglicher Hochwasser-Probleme. Das wurde erkannt, die Verantwortlichen wissen, dass sie viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, und haben am Montag damit begonnen.
Was die Verantwortlichen vielleicht überrascht hat: Sie müssen nicht nur bei der nationalen Geschäftswelt und Handels-Vereinigungen geradestehen für das geplante Ausmaß der Geschäftsflächen, sondern auch bei der Bevölkerung. An noch mehr und größeren Einkaufsmöglichkeiten scheint kein Bedarf zu herrschen. Liegt die Regierung also falsch mit ihrem Vorhaben, Luxemburg zum „Einkaufszentrum der Großregion“ zu machen? In Teilen der Luxemburger Bevölkerung scheint jedenfalls kein Interesse daran zu bestehen.
Der Weg, den der Promoter (für sein Privatprojekt) und die Regierung (für das „Einkaufszentrum der Großregion“) vor sich haben, könnte noch ein sehr langer sein. Über Investitionen in Luxemburg (und nicht in Sterpenich oder Perl oder …) wurde am Montag übrigens wenig geredet – und über zu schaffende Arbeitsplätze nur sehr polemisch (Grenzgänger).
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