Vier Luxemburger bei der 21. EM

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Wurden seit 1982 mehr oder weniger regelmäßig ein bis zweiAthleten vom Luxemburger Leichtathletik-Verband nominiert, so ist Luxemburg diesmal bei der 21. EM in Helsinki gleich mit vier Athleten vertreten.

Jacques Frisch über 400 m Hürden, Charel Grethen über 800 m, Gina Reuland im Stabhochsprung undDavid Karonei über 1.500 m werden in dieser Reihenfolge ab Mittwochmorgen (27.06.12) die Luxemburger Farben vertreten.

Schnapsidee?

Schnapsidee! Vorolympischer Störfaktor! 15 Millionen Euro teurer Irrtum?

Die Kritik am künftigen Zwei-Jahres-Rhythmus der Leichtathletik-EM, die zu allem Überfluss auch noch fünf Wochen vor Olympiain London stattfindet, war zuweilen heftig.

Doch Hansjörg Wirz wischt alle Gegenargumente beiseite. „Sie ist eine dringende Notwendigkeit, um auf unserem Kontinent mehr Athleten-Potenzial zu entwickeln“, sagte der Präsident des Europäischen Leichtathletikverbandes (EAA) dem SID in einem Interview vor dem Auftakt der 21. Titelkämpfe heute.

Der 69-jährige Schweizer, seit 1999 Präsident der EAA, hatte nach einer umfangreichen Studie die europäischen Verbände schnell von seinem Plan überzeugt.

Vier Athleten nahmen auch gleich 1934 bei der ersten EM in Turin teil: Jean Krombach über 400 m, Pierre Hemmer, Finalist über 800 m, Hubert Fejean und François Mersch im Weitsprung.

Nur dreimal (1958, 1998 und 2002) war Luxemburg nicht bei einer EM vertreten. Insgesamt 20 Mal platzierten sich FLA-Athleten in einem Finale. Das beste Ergebnis erreichte 2006 David Fiegen als Vize-Europameister über 800 m.

Sechs Mal konnte Charel Sowa sich in die erste Hälfte der Finalisten über 20 km und 50 km Gehen platzieren. Der 7. Platz über 50 km Gehen war 1969 sein bestes Ergebnis. Charel Heirendt konnte 1946 einen 6. Final-Platz über 10.000 m erreichen, wie ebenfalls Fred Hammer 1950 im Weitsprung und Gérard Rasquin 1954 über 800 m.

Die zahlreichste Delegation mit sechs Athleten nahm 1978 in Prag teil. Kuriosum bei dieser EM war, dass einer der sechs Athleten ein … Amerikaner war, und zwar Mike Bayle (100 m).

Doch der junge Mann besaß auch die französische Nationalität, da er auf einer US-Militärbasis in Frankreich geboren wurde. Er war aber ein „einheimisches Produkt“, denn er absolvierte einen Großteil seiner Sportkarriere in Luxemburg, da sein Vater in Capellen bei der Namsa angestellt war. Als Sportstudent in Nancy war der CAL-Athlet auch in Frankreich lizenziert und so musste der französische Verband (FFA) sein Einverständnis geben, damit Mike Bayle für Luxemburg starten durfte. Dank der guten Beziehungen des damaligen FLA-Präsidenten Mil Jung zu den Verantwortlichen des europäischen Verbandes gab es dann eine Starterlaubnis für einen Franco-Amerikaner für Luxemburg.

Welche Ambitionen?

Mit welchen Zielen gehen ab Mittwochmorgen (27.06.12) Jacques Frisch, Charel Grethen, Gina Reuland und David Karonei an den Start?

Nun, auf Grund der Meldelisten muss man sehr bescheiden bleiben. Alle vier gemeldeten Athleten starten mit einer „wildcard“.

Jacques Frisch blieb, bei der Aufstellung des neuen Landesrekords über 400 m Hürden in 51.18 Sek., nur 8 Hunderstel von der EM-Norm entfernt. Er wird einen sehr schweren Stand haben, sieht man sich die Meldeliste an. Der Grieche Perikles Iakovakis lief am vergangenen Wochenende in Athen die 400 m Hürden in 49.04. Weiter sind der Vize-Europameister Rhys Williams (GBR) und der Dritte von 2010, Stanislav Melnikov (UKR), gemeldet.

Jacques Frisch wird auch die meisten der Gegner, die er bei der U23-EM in Kaunas 2009 begegnete, wiederfinden. Er verfügt über die letzte Zeit der 47 gemeldeten Athleten. Mit einer nochmaligen Verbesserung seines Landesrekordes hätte er sein Soll voll erfüllt.

Jacques Frisch startet am Mittwochmorgen (27.06.12) um 11.04 Uhr (10.04 MESZ) im 3. Vorlauf. Die 8. Bahn kommt ihm gelegen und er hofft, bei zwei weiteren Läufern mit einer 50er Zeit, nicht als Letzter ins Ziel zu kommen.

Aus den sechs Vorläufen ziehen jeweils die drei Besten, sowie noch weitere sechs Zeitschnellste ins Halbfinale ein.

Am Mittwochmittag (27.06.12) um 15.10 Uhr (14.10 MESZ) startet dann Charel Grethen im 1. Vorlauf der 800 m. Mit seiner diesjährigen Bestzeit von 1.49.03 blieb Grethen etwas über 2 von der EM-Norm entfernt. Der Europameister, Marcin Lewandowski (POL) ist nicht gemeldet. Doch Yuri Borzakowski (RUS), Dritter der WM 2011, Vize-Europameister Michael Rimmer (GBR), Robert Lathouwers (NL), die drei besten Spanier Kevin Lopez, Miguel Quesada, Antonio Reina sowie Gareth Warburton (GBR) werden als Favoriten auf den Titel gehandelt. Letzterer wurde in den selben Vorlauf wie Grethen gesetzt.

2010 nahm Charel Grethen an der Junioren-WM in Moncton (Kanada) teil und stieß, dank seiner unbeschwerten und kämpferischen Art, bis ins Halbfinale vor, wo er sich als Sechster klassieren konnte. Es wäre vermessen, eine ähnliche Leistung von ihm jetzt bei den Senioren zu erwarten. Mit einer Verbesserung seiner persönlichen Bestzeit hätte er schon seine Selektion gerechtfertigt.

Aus den fünf Vorläufen ziehen jeweils die vier Besten sowie noch weitere vier Zeitschnellste ins Halbfinale ein.

Gina Reuland startet am Donnerstag am frühen Morgen um 9.05 Uhr (8.05 MESZ) in der Qualifikation des Stabhochsprungs und David Karonei ist als Letzter im Einsatz am Samstag um 13.45 Uhr (12.45 MESZ). Wir werden zu gegebener Zeit näher auf ihre Wettbewerbe eingehen.