/ Vettel: Rekorde sind da, um gebrochen zu werden

In der rauschenden Triumphnacht von Abu Dhabi wurde Sebastian Vettel auch zum Partymeister, für Schlaf nahm sich der neue Formel-1-Champion keine Sekunde Zeit. Erst die krachende Fete im Getümmel der Team-Garage, dann die Sause im edlen „Yas“-Hotel und dann am Montagmorgen per Flugzeug weiter zur Red-Bull-Feier im Salzburger Hangar – der neue Sportheld genoss sein Titelglück in vollen Zügen. „Es ist ein großartiges Gefühl. Ich bin unglaublich stolz, unheimlich glücklich“, schwärmte der 23-Jährige, während um ihn herum der Ausnahmezustand herrschte.
Nach dem atemberaubenden Finale einer irren Saison wähnt sich die Formel-1-Welt am Beginn einer Ära. „Er wird noch ein paarmal Champion werden“, versprach der sichtlich überwältigte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz. Und der jüngste Weltmeister der Königsklassen-Geschichte meinte cool: „Man kann über Rekorde diskutieren, aber sie sind da, um gebrochen zu werden.“Red Bull: Die mit den Flügeln
Eine clevere Idee und eine ebenso clevere Marketingstrategie: Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz (66) hat aus seiner österreichischen Getränkefirma ein internationales Imperium gemacht.
Mit einem Markenwert von geschätzt knapp zwölf Milliarden Euro sind die roten Bullen nach Studien aktuell die wertvollste Marke des Alpenlandes, im weltweiten Vergleich rangiert das Label auf Platz 82.
Der Werbespruch „Red Bull verleiht Flügel“ ist inzwischen legendär.
Doch längst steht nicht mehr das Abfüllen von Aufputschlimonade im Mittelpunkt öffentlichen Interesses: Mit Engagements in der Formel 1, im Fußball und im Extremsport platziert das Unternehmen seine Energydrinks geschickt in kräftezehrenden Bereichen – und profitiert bei Erfolgen mit. Auch ein Fernsehsender und ein Mobilfunk-Anbieter gehören zur Firmengruppe.
Die Firma verkauft nach eigenen Angaben in 160 Ländern pro Jahr rund 3,9 Milliarden Dosen und beschäftigt weltweit rund 6.900 Menschen.
Völlig losgelöst trugen seine Mechaniker den Strahlemann aus Heppenheim nahe Frankfurt auf Händen, längst hatte sich die beseelte Boxencrew T-Shirts mit dem goldenen Aufdruck „S. Vettel 2010 World Champion“ übergestreift. Aus den Lautsprechern dröhnte harte Rockmusik, Vettels Vater Norbert spielte wild hüpfend Luftgitarre. „Das ist unser Moment“, sagte Vettel, dessen Rennanzug schon streng nach Schampus, Bier und süßer Brause roch. „Jetzt haben wir endlich das, was wir immer wollten“, rief sein Papa.
Trübsinn herrschte hingegen bei den unterlegenen WM-Rivalen Fernando Alonso und Mark Webber. Der Spanier verdrückte nach der Strategie-Blamage von Ferrari ein paar Tränen, forderte aber: „Wir müssen zusammenstehen und zielstrebig bleiben.“
Der Australier Webber zog sich mit seinem Schmerz über die verpasste Titelchance zurück, bei der Boxen-Party seines Teamkollegen Vettel war er nirgends zu sehen.
Dagegen hatte der ebenfalls geschlagene Lewis Hamilton dem Deutschen als einer der Ersten gratuliert. „Versuche, jede Minute zu genießen. Und sorge dafür, dass Du auch etwas Zeit für Dich hast“, riet der britische McLaren-Pilot seinem Nachfolger als jüngster Weltmeister.
„Das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben“
Inmitten des Trubels nahm sich der neue Formel-1-Herrscher trotzdem noch Zeit, nach Erklärungen für seine grandiose Aufholjagd zum Titel zu suchen – und bewies dabei einmal mehr seine erstaunliche Reife. „Das Wichtigste ist, sich selbst treu zu bleiben und nicht zu versuchen, jemand anderer zu sein“, sagte Vettel, den die Kritik nach Patzern zur Saisonmitte hart getroffen hatte. „Das war nicht einfach, denn über mich wurde viel schlecht geredet, aber in so einer Phase kriegst du mit, wer deine wahren Freunde sind und wer dich wirklich unterstützt“, berichtete der Hesse.
Und nannte sein Erfolgsrezept für den Endspurt: „Wenn man einen Sportler fragt, was am wichtigsten ist, dann sagt er, das Gleichgewicht zu halten, Ruhe zu bewahren, was manchmal nicht leicht ist, wenn alle um einen herum Panik schieben.“
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