Tokyo 2020Unmoderner Fünfkampf

Tokyo 2020 / Unmoderner Fünfkampf
Spätestens nach den Vorfällen vom Freitag sollte das Reiten aus dem modernen Fünfkampf gestrichen werden  Foto: dpa/Marijan Murat

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Einem Meldereiter wird im feindlichen Gelände sein Pferd getötet, er verteidigt sich zunächst mit dem Degen, bahnt sich dann den weiteren Weg mit der Pistole, muss durch einen Fluss schwimmen und legt die letzte Strecke bis zum Ziel querfeldein laufend zurück – so formulierte einst Baron Pierre de Coubertin, Begründer der Olympischen Spiele der Neuzeit, das Wesen des Modernen Fünfkampfs.

Okay, ist lange her. Zu lange, um im 21. Jahrhundert in der aktuellen Form noch länger bestehen zu können. Der Fünfkampf ist längst nicht mehr modern, nichts könnte das besser verdeutlichen als das krampfhafte Festhalten an der Disziplin Reiten – die 2016 in Rio schon Lena Schöneborn und nun in Tokio Annika Schleu Gold kostete.

In einer so hochkomplexen Sportart wie dem Reiten ist es ein aus der Zeit gefallener Anachronismus, Athleten, die keine Reiter sind, Pferde zuzulosen. Das hat schon bei den Springreitern nicht funktioniert, die ihr Finale mit Pferdewechsel 2016 abschafften, weil es einer Wettbewerbsverzerrung gleichkam. Norbert Koof beispielsweise profitierte bei der WM 1982 davon, dass außer ihm niemand mit dem mächtigen Fire klarkam.

Reiten ist das perfekte Zusammenspiel zwischen Mensch und Tier. Weder den Athleten, deren jahrelange Arbeit in einem einzigen Moment kaputtgemacht wird, noch den Pferden, die unsicher und verstört auf die fremden Eindrücke reagieren, wird der Fünfkampf noch gerecht.

Schleu war als Führende in die dritte Teildisziplin Reiten gestartet. Auf dem ihr zugelosten Saint Boy hatte zuvor schon die ROC-Athletin Gulnas Gubaidullina mit drei Verweigerungen große Probleme gehabt. Damit Schleu ein Ersatzpferd hätte wählen können, wären vier nötig gewesen.

Schleu hielt Rücksprache mit einem Veterinär und holte sich Tipps von der Besitzerin ein. Auf dem Abreiteplatz habe man sich „sehr gut verstanden“, erklärte die 31-Jährige: „Es gab keinen Fehler.“ Noch bevor die Sportsoldatin aber auf den Parcours reiten konnte, blockte das Tier ab. „Ich war kurz davor, abzugrüßen, bevor es losging, weil ich gemerkt habe, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmt“, sagte Schleu.

Stattdessen gingen Bilder um die Welt, die kein gutes Licht auf den Modernen Fünfkampf warfen. Raisners indiskutable Zurufe wurden in den Sozialen Medien zerrissen, Schleu erreichten schon beim Umziehen für den Laser-Run „diverse Hassnachrichten“.

Die Deutsche war um Klarstellung bemüht. Eigentlich würden die deutschen Fünfkämpfer „als sehr einfühlsame Reiter“ gelten. „Es bricht uns das Herz, dass wir es nicht zeigen können“, sagte Schleu: „Ich denke, die Leute können es einfach nicht richtig einschätzen.“

Der Moderne Fünfkampf des Pierre de Coubertin ist aus der Zeit gefallen. In seiner Heimat Frankreich wäre 2024 der richtige Zeitpunkt für eine olympische Verjüngungskur.

Paul Moutschen
9. August 2021 - 9.59

Deed mer leed Leila mee zu Lëtzbuerg ass den Perdsbüftek dach eng Delikatesse. Et ginn selleg Restaurants dei dat ubidden. Lies emol Kart amplatz emmer dat selwescht ze huelen. Et ass och net ""nur" ein Pferd" mee eben ""auch nur" ein Pferd"". Dei Vermenschleschung vum Notzdeier (Hond, Perd, etc) ass och recht nei. Virun 50 Joer wier do keng Diskussioun entstahnen. Deemools hunn Hönn nach Wuff an Darko geheescht. Haut heeschen se Paul an Misch. Dat leist deif blecken. Genee wei bei den Hönn. Do ass eng gefeierlech Evolutioun am gangen. Virun deems dass een als Koppel een Kand kritt kritt een well een Hond. Quasi als Test. Just dass vill vun deenen Hönn rem am Asil landen ass kengen bewosst. Ech sinn een Frönd vun den Deieren an hunn der selwer. An awer sinn se net d'selwescht wei Menschen. Och wann et wuel Gruppeiereungen ginn dei dat gären hätten. Komescherweis sinn et awer net onbedingt dei dei vill Suen fir Deieren auginn. Notament fir Perd....

Leila
8. August 2021 - 22.03

Nur ein Pferd... Ich zitiere: „Als Fachverband für den Pferdesport sehen wir die Reiterei im Modernen Fünfkampf kritisch. Unser Verständis der Reiterei liegt in der Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd und nicht darin, das Pferd als Sportgerät zu betrachten.“ – Dennis Peiler: FN-Sportschef Dem Tierarzt - man darf sich fragen, ob er überhaupt Ahnung von Pferden hat oder auch die Einstellung, dass es "nur" ein Pferd ist, vertritt - gehört die Approbation entzogen! Und nicht umsonst wurde die tüchtige Kim Raisner ausgeschlossen. Pferdefleisch? Das ist was? Noch nie gegessen. Voll am Thema vorbei... Wenn das stimmt mit der Reinkarnation und Sie kommen vielleicht "nur" als Pferd oder sonstiges Nutztier wieder zurück? Genauso voll am Thema vorbei...

Paul Moutschen
8. August 2021 - 18.22

Gudden Moien, et sollt awer och mol erwähnt sinn dass dei Madam dei do am Suedel sutz op Goldkurs war. Also eischten immens gutt an hirer Disziplin ass an dofir Joeren vun hierem Liewen ginn huet. Wann sie dann an där doter Stesssituatioun esou gehandelt huet kann ech dat novollzeien. Zweetens. Den Fehler leit net bei hier mee bei dem Veterinär deen dat Perd zougelos huet. Ech denken dass dobausen och Leit sinn dei dat novollzeien können an net nömmen dei dei sech elo hei esou em dat armt Perd besuergen. Et ass awer och just een Perd. Dir könnt an selegen Restaurants Perdsbüftek iesen. Jüst mol firt Verhältniss rem hier ze stellen. MbG Paul

Leila
7. August 2021 - 22.59

Arme Pferde! Dressurreiten ist auch so ein widernatürlicher, abartiger "Sport". Ich habe das Video gesehen, irgendwie abstoßend... ihr falscher Ehrgeiz und die Verzweiflung in Form von Tränen mit dem Wissen, auszuscheiden. Das Wohlbefinden des Tieres war ihr egal. Als sie breitbeinig seitwärts vom Pferd rutschte, sah es aus, als ob sie im Schritt fast bis zu den Knien so nass war wie in ihren Augen. Vielleicht hat auch der Sattel abgefärbt, sah jedenfalls bizarr aus.