Turbulentes Jahr 2010 der Nationalmannschaft: Über Guy Hellers hin zu Luc Holtz

Turbulentes Jahr 2010 der Nationalmannschaft: Über Guy Hellers hin zu Luc Holtz

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FUSSBALL - Das Jahr 2010 der Luxemburger Nationalmannschaft war natürlich auch geprägt vom Trainerwechsel. Am 3. August ließ Guy Hellers die Mannschaft um Rekord-Nationalspieler Jeff Strasser von heute auf morgen im Stich, indem er seinen Rücktritt einreichte. Nachfolger wurde Luc Holtz, der unterstützt wird von seinem Co-Trainer Mike Ney.

Christophe Junker
 
Solche Wechsel haben in der Regel auch Auswirkungen auf das Spieler-Personal bzw. auf die taktische Ausrichtung. Wie nicht anders zu erwarten war, ist Holtz dabei, dem FLF-Team seine eigene Handschrift zu verpassen.

Daher gilt es auch einen Blick auf die beiden ersten Länderspiele zu werfen, bei welchen Guy Hellers noch das Sagen hatte. Mit einer durchaus vermeidbaren 1:2-Niederlage gegen Aserbaidschan begann das Jahr – und mit einer taktischen Neuerung. Guy Hellers hatte sich nämlich für ein 3-5-1-1-System ausgesprochen. Abstimmungsprobleme waren unverkennbar. Und Tom Schnell, der nach über drei Jahren Abwesenheit sein Comeback feierte, trug an dem Tag eine große Mitschuld an dieser Pleite.

Daher kam es ein wenig überraschend, dass ausgerechnet er der Spieler ist, der in sämtlichen acht Partien (kein Sieg, drei Unentschieden und fünf Niederlagen bei einer Tordifferenz von 2:13) jeweils 90 Minuten auf dem Platz stand. Neben Keeper Jonathan Joubert ist der RacingSpieler damit der einzige Feldspieler, der nicht eine Sekunde verpasste.

Womit wir auch gleich bei einem der großen „Verlierer“ dieses (Länderspiel-)Jahres wären, und zwar bei Jeff Strasser. Ausgerechnet im zweiten Länderspiel des Jahres gegen die Färöer – dem letzten von Guy Hellers – verschlimmerte sich beim Kapitän, der diese Partie eigentlich nicht spielen wollte (!), eine Knieverletzung. Und seit fünf Monaten ist fast keine Besserung in Sicht. Lediglich zu einem Kurz-Comeback kam es in seinem 98. Länderspiel Mitte Oktober in Metz gegen Frankreich. Für 2011 heißt es Daumen drücken für Jeff Strasser, damit er wenigstens noch seine vorbildliche Karriere mit dem verdienten Einzug in den „Klub der 100er“ krönt.

Ausfälle/Premieren

René Peters und Mario Mutsch sind weitere zwei Kandidaten, denen eigentlich zuzutrauen gewesen wäre, keine Sekunde zu verpassen. Doch nicht weniger als drei Hinausstellungen – davon gleich zwei gegen den Metzer Profi – machten beiden einen Strich durch die Rechnung.

Solche Ausfälle ermöglichen natürlich auch neuen Gesichtern, sich erstmals zu zeigen. Je zwei Neue (Amel Cosic und Kevin Malget) schickte Hellers ins Rennen und Holtz warf mit Billy Bernard (beim Holtz-Debüt in Wales) sowie Michel Kettenmeyer ebenfalls zwei Spieler ins kalte Wasser. Möge es nur ein unglücklicher Zufall gewesen sein, dass anschließend bei Cosic und Bernard die Kreuzbänder rissen.

Und da gibt es ebenfalls unerfreulicherweise auch solche Spieler, die sich selbst ins Abseits stellen. Wie etwa Joël Kitenge, der zunächst von Luc Holtz in die Arme geschlossen wurde, als er in Wales bei der 1:5-Niederlage den zwischenzeitlichen Ausgleich für Luxemburg erzielte, dann aber auch leider zweimal aus disziplinarischen Gründen vom Team entfernt wurde. Auf dass der Weihnachtsmann dem Fola-Stürmer die Flausen aus dem Kopf treibt und ihm ins Gewissen redet. Ansonsten nimmt das Kapitel Kitenge/Nationalmannschaft kein gutes Ende.

Luc Holtz kann dagegen wieder auf zwei alte Gesichter zurückgreifen, die unter Guy Hellers berufsbedingt bzw. wegen schulischer Verpflichtungen zurückgetreten waren resp. keine Beachtung mehr fanden.

Erfreulich ebenfalls der erste Punktgewinn in der laufenden EM-Qualifikation beim 0:0 gegen Weißrussland. Das in seinem erst vierten Spiel als Nationaltrainer. Erst am Mittwoch wieder durfte sich Holtz über ein weiteres Unentschieden gegen Algerien freuen, womit das FLF-Team seit 254 Minuten keinen Gegentreffer mehr im Stade Josy Barthel kassiert hat.

Ob wir uns auf 2011 freuen dürfen, hängt auch sehr damit zusammen, ob und wie schnell die Nationalspieler die Vorstellungen von Luc Holtz umsetzen können. Erste Versuche einer etwas offensiveren Spielart – ob ein 4-4-1-1 oder ein 4-4-2 – gab es gegen Jahresende bereits zu sehen. Wenn alles hinhaut wie gewünscht, klappt es vielleicht auch mit dem Toreschießen.