Trübe Stimmung vor Olympia

Trübe Stimmung vor Olympia
(Manuel Meyer)

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Laut dem Internationalen Olympische Komitee ist Rio de Janeiro bereit für Olympia - aber die schlechten Nachrichten im Vorfeld trüben die Stimmung.

Aus Sicht von Rios Bürgermeister Eduardo Paes sind die Olympischen Spiele „eine vertane Chance für Brasilien“. „Mit dieser ganzen ökonomischen und politischen Krise, mit all diesen Skandalen, ist es nicht der beste Moment, um im Fokus der Welt zu stehen. Das ist schlecht“, sagte Paes in einem Interview mit dem „Guardian“.
Ein Korruptionsskandal, in den fast die ganze politische Elite verwickelt ist, die Suspendierung von Präsidentin Dilma Rousseff und eine tiefe Rezession haben das Land in eine schwere Krise gestürzt. Zwar unterstützen laut einer Umfrage 61 Prozent der Menschen in Rio Olympia – aber für viele kommen die Spiele angesichts leerer Kassen zur Unzeit. Zudem gibt es international viele Vorbehalte.

85 000 Sicherheitskräfte

Paes kritisiert in dem Zusammenhang die Medien, die Gefahr durch das Zika-Virus massiv zu übertreiben – vor allem mehrere Spitzengolfer verzichten bei der Rückkehr des Sports auf die Olympische Bühne auf einen Start. Wegen des südamerikanischen Winters ist die Aktivität der Zika übertragenden Moskitos, wie von Paes angekündigt, sehr stark zurückgegangen. Zuletzt wurden kaum noch neue Infektionen gemeldet. Während Olympia wird zudem kostenlos Moskitospray verteilt.
Die Sicherheitslage werde zudem viel dramatischer dargestellt als sie tatsächlich sei, kritisierte Bürgermeister Paes. „Wenn du die internationalen Medien liest, bekommt man den Eindruck, hier gibt es überall Zika und die Leute schießen sich gegenseitig ab“, sagte Paes. Rund 85 000 Sicherheitskräfte sollen für sichere Spiele sorgen, mehr als doppelt so viel wie in London 2012. Durch die Spiele werde die Infrastruktur wie noch nie in der Geschichte Rios ausgebaut. Er wies den Vorwurf zurück, dass vor allem im reichen Westteil Rios investiert werde, wo auch der Olympia-Park liegt.

Kosten von 10,7 Milliarden Euro

Die ersten Olympischen Spiele in Südamerika werden nach jüngsten Angaben rund 39,1 Milliarden Reais (10,7 Mrd Euro) kosten, 58 Prozent sind privat finanziert. Der Hauptteil fließt in die Finanzierung einer neuen U-Bahn-Linie sowie von Schnellbuslinien und anderen Verkehrsprojekten. Die Stadien kosten mit 7,1 Milliarden Reais (1,9 Mrd Euro) deutlich weniger als in London 2012 und Peking 2008.
Rund drei Wochen vor der Eröffnung sieht das Internationale Olympische Komitee (IOC) keine Hindernisse mehr. „Rio 2016 ist bereit, die Welt willkommen zu heißen“, erklärte die Chefin des IOC-Koordinationsteams für Rio, Nawal El Moutawakel, nach dem letzten Inspektionsbesuch vor dem Start am 5. August. Das Olympia-Dorf sei herausragend, viele der Sportstätten atemberaubend, meinte sie.

Die Szenerie mit dem Cristo und dem Zuckerhut werde außergewöhnliche Spiele bescheren. In der Stadt gab es auf der Zielgeraden deutliche Fortschritte bei der Fertigstellung der letzten Projekte. So wird nach Angaben des IOC auch die über 2,5 Milliarden Euro teure neue Metrolinie in den Stadtteil Barra, wo der Olympia-Park liegt, doch noch fertig. Sie soll am 1. August den Betrieb aufnehmen. In der Spitze wird mit bis zu 425 000 Olympia-Passagieren gerechnet.
In der wegen der starken Verschmutzung umstrittenen Guanabara-Bucht soll mit Barrieren und Maßnahmen gegen das Einleiten ungeklärter Abwasser dafür gesorgt werden, dass die Segler halbwegs akzeptable Bedingungen vorfinden. Laut IOC hat sich die Wasserqualität stark verbessert, ebenso in der malerischen Lagune Rodrigo de Freitas, wo im August die olympischen Ruderwettbewerbe ausgetragen werden.