Tour de France: Patrice Clerc: „Wir sind dabei, die Partie zu gewinnen“

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Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch was Gutes hat. Unter diesem Motto stand gestern die Pressekonferenz von ASO-Chef Patrice Clerc und Tour-Direktor Christian Prudhomme zum Dopingfall Ricardo Ricco.

Es ist nichts so schlecht, dass es nicht auch was Gutes hat. Unter diesem Motto stand gestern die Pressekonferenz von ASO-Chef Patrice Clerc und Tour-Direktor Christian Prudhomme zum Dopingfall Ricardo Ricco.

„Das Geschehen ist die Verbildlichung unserer Überzeugung im Kampf gegen Doping“, so Clerc: „Einige haben nicht richtig zugehört. Frankreich hat sich vor der Tour de France eine neue Gesetzgebung gegeben, wonach Doper bestraft werden. Vom Gesetz.“
Wer im Moment richtig zuhört und zusieht, sind die Medien. In der „Zone technique“ dominierte gestern nur ein Thema: Ricco. Die meisten Journalisten waren ausgeflogen: „Mit dem ganzen Doping sind die jetzt alle auf Reportage“, so ein Techniker vom belgischen Fernsehen. Auch bei Radio Monte Carlo (RMC) ist der Studio-Laster voll. Per Telefon werden die sportlichen Leiter angerufen. Tenor: „Hätten sie gedacht, dass Ricco …“ Den Rest kennt man.
Auch die Spanier sind nicht aufzutreiben: Die Stimmung: „Für spanische Journalisten sind alle Fahrer verdächtig, wenn sie gut gehen. Wenn sie Spanier sind, macht sie das nur noch verdächtiger“, so ein Produzent.
Das deutsche Fernsehen, das im vergangenen Jahr noch von der Berichterstattung ausgestiegen war, beobachtet das Geschehen derzeit auch wieder sehr genau: „Wir werden weiter berichten“, so Peter Kaadtmann vom ZDF am gestrigen Nachmittag, „aber je mehr Fahrer sich in Frage stellen, umso schwieriger wird es.“ Klar sei man „persönlich enttäuscht, wenn die Dopingthematik die sportliche Berichterstattung überdeckt“, aber ein Übertragungs-Stopp steht derzeit nicht bevor, „denn die Organisatoren haben bewiesen, dass sie alles tun, um der Dopingproblematik Herr zu werden. Das haben wir immer gefordert, inklusive aller wissenschaftlichen Methoden. Und den Beweis hat die ASO angetreten.“

„Es wird Zeit brauchen“

Und genauso hat die ASO den positiven Doping-Test von Ricco gestern verkauft. Als Sieg, oder besser: Etappensieg. „Wir sind dabei, die Partie zu gewinnen“, so Patrice Clerc, „aber es gibt keinen Zauberstab, mit dem man eine Sportart von heute auf morgen verändert. Es wird Zeit brauchen, aber wir nähern uns einem akzeptablen Zustand. Um einen sauberen Sport zu kriegen, muss man halt erst mal aufräumen.“
Und da steht die ASO derzeit eben gut da. Die Kontrollen der französischen Anti-Doping-Agentur greifen, scheinbar besser als die der UCI (siehe auch nebenstehenden Artikel). „Das hat nicht jeder verstanden“, so Tour-Direktor Christian Prudhomme. Ricco hat es gestern auf die harte Tour gelernt.
Das Ziel des Ganzen ist, „dass der Sport seine Glaubwürdigkeit wieder findet“, so Clerc. Und da will die ASO den gestrigen Tag als Etappenerfolg gewertet sehen. Darauf, „dass keine Betrüger mehr am Start unserer Rennen sind“, wird man hingegen wohl noch etwas warten müssen. Wie sagte Christian Prudhomme: „Die Zukunft wird es zeigen.“
khe