Thronsturz auf der Königsetappe

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Auf der Königsetappe von Wiltz nach Ulflingen (151,1 km) wurden die Karten bei der Flèche du Sud gestern neu gemischt. Der Schweizer Simon Zahner ist neuer Führender der Gesamtwertung, bester Luxemburger ist jetzt FSCL-Fahrer Ben Gastauer (4. auf 0:33). Der Differdinger Christian Poos wurde für seine lange Flucht nicht belohnt. Von der 60. Flèche du...

Das Ziel der Differdinger Mannschaft von Gabriel Gatti war klar. Die Amerikaner vom Team Trek Livestrong um den Führenden Taylor Phinney sollten früh in die Pflicht genommen werden. Prädestiniert für Attacken waren bei der gestrigen Etappe Jempy Drucker (4. auf 0:07) und Christian Poos (8. auf 0:13).
Und es war Poos, der Leben ins Rennen brachte. Auf der Wiltzer „Knupp“ setzte er eine Attacke, zog allerdings in seinem Sog den bis dato Drittplatzierten Simon Zahner (0:04 zurück) mit. Doch über den konnte er sich später Sorgen machen. Der Weg nach Ulflingen war noch weit genug.
Allmählich fanden sich nach einigem Hin und Her an der Spitze die Sieganwärter zusammen. Die zweite gute Nachricht des Tages – nach der Attacke von Poos – war der Gegenangriff von Ben Gastauer. Der FSCL-Fahrer schaffte den Anschluss an die Ausreißergruppe, und als das erste von insgesamt vier Mal der rund 15 km lange Kurs um Ulflingen in Angriff genommen wurde, hatten sich sechs Fahrer mit rund zwei Minuten Vorsprung an der Spitze zusammengefunden. Der spätere Sieger Simon Zahner (SUI), Ben Gastauer (FSCL), Christian Poos (CCI Differdingen), Bart Wellens (BEL), Julian Munoz (COL) und Maint Berkenbosch (NED).
Und das Trek-Livestrong-Team um Leader Taylor Phinney bei alledem? Nun, die hatten es zwar versucht, aber mussten am Ende die Spitzenleute ziehen lassen. Sie bezahlten damit für die übertriebene Anstrengung vom Vortag, als sie sich (zu) früh an die Verfolgung einer Ausreißergruppe machten und viele Kräfte ließen: „Das war klar. Gestern sind sie den ganzen Tag hohes Tempo gefahren. Heute ist ihnen halt irgendwann das Benzin ausgegangen“, so FSCL-Trainer Bernhard Baldinger. Phinney kam im Hauptfeld an (16. auf 1:10 Minuten) und fiel in der Gesamtwertung auf Rang sechs zurück (auf 1:06).

Hoffnungsträger

Und so wuchs bei den Zuschauern im Ziel in Ulflingen mit jeder Runde im Finale die Hoffnung auf einen Luxemburger Erfolg und womöglich einen Luxemburger im Leadertrikot. Poos und Gastauer hielten sich gut, vor allem Letzterer war häufig an der Spitze zu finden. Selbst als der Vorsprung kurz auf 1:25 Minuten schrumpfte, rauften sich die Fluchtgefährten zusammen und setzten sich wieder ab. Bis in die letzte Runde fuhren sie geschlossen an der Spitze. Dann erwischte es die Ersten. Ex-Cyclocross-Weltmeister Bart Wellens und … Christian Poos. Der CCID-Fahrer fiel zurück. Die Frage war nur noch, wie viel er noch von seinem Vorsprung vor dem Feld retten würde. Die Hoffnungen ruhten fortan auf Ben Gastauer. Und der versuchte es auch, nur leider ohne den finalen Erfolg: „Ben ist ein super Rennen gefahren. Im Finale ist es immer ein bisschen ein Pokerspiel“, so Bernhard Baldinger.
Und da hatte der Schweizer Simon Zahner das bessere Blatt. Für Gastauer blieb der undankbare vierte Platz. Und eine Verbesserung in der Gesamtwertung von Platz 60 auf vier, 0:33 Minuten hinter dem neuen Leader Zahner. Poos rettete sich als Siebter (auf 1:03) nur Sekunden vor dem Peloton ins Ziel.
So lässt vor allem Gastauers gestrige Vorstellung für den weiteren Verlauf der Flèche hoffen. Denn der Schifflinger wird noch seine Chancen haben, auch wenn die beiden Etappen vom Wochenende leichter zu sein scheinen. Gelegenheiten, um den Unterschied zu machen, gibt es heute in Rümelingen, wo es im Finale insgesamt vier Mal den Langengrund hochgeht. Und am Sonntag steht im Finale noch mal der „Col de l’Europe“ in Niederkorn an. Auch eine Gelegenheit, ein paar Sekunden abzuknabbern. Doch so weit will der 21-Jährige sich nicht aus dem Fenster lehnen. Erst mal gilt es, den guten Platz in der Gesamtwertung verteidigen.
Die hat man beim Differdinger Kontinental-Team vorerst abgehakt. Das Ziel wird es jetzt sein, eine Etappe zu gewinnen. Mit Poos (8. auf 1:12) und Jempy Drucker (9. auf 1:13) hat man aber immer noch zwei Fahrer in den Top 10 und ist Zweiter in der Mannschaftswertung. Das Luxemburger Nationalteam liegt dort auf dem guten fünften Platz.
Mit Pit Schlechter (23. auf 1:27) und Cyrille Heymans (30. auf 1:30) finden sich noch zwei weitere Luxemburger in den Top 30.