Tennis / Kim Clijsters im Tageblatt-Exklusivinterview: „Luxemburg ist wie meine zweite Heimat“

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Kim Clijsters hat in diesem Jahr eines der eindrucksvollsten Comebacks der Tennis- Geschichte realisiert: Nach ihrem Rücktritt 2007 kehrte die 26-Jährige 2009 als Mutter auf die Tour zurück und gewann prompt die US Open, zum zweiten Mal nach 2005. Im Tageblatt-Exklusiv-Interview kommt die Belgierin auf dieses verrückte Jahr, aber auch auf ihre gesamte Karriere und...

Kommende Woche wird Kim Clijsters auch wieder auf Kockelscheuer bei den BGL Luxembourg Open zum insgesamt siebten Mal aufschlagen.
Und Luxemburg war vor genau zehn Jahren der Startschuss ihrer erfolgreichen Karriere. Im Großherzogtum kann sie auf eine fast weiße Weste zurückblicken: In 27 Spielen verlor sie nur ein einziges Mal.
Bei sechs Teilnahmen holte Clijsters fünfmal den Titel im CK-Sportcenter (1999, 2001, 2002, 2003, 2005).
INFOBOX DIE BILANZ IN LUXEMBURG

o 1999: 3 Siege in der Qualifikation (u.a. gegen Claudine Schaul).
Sieg (6:2, 6:2) im Finale gegen Dominique Monami

o 2000: Niederlage (7:6, 3:6, 1:6) im Viertelfinale gegen Anna Kournikova (RUS)

o 2001: Sieg (6:2, 6:2) im Finale gegen Lisa Raymond (USA)

o 2002: Sieg (6:1, 6:2) im Finale gegen Magdalena Maleeva (BUL)

o 2003: Sieg (6:2, 7:5) im Finale gegen Chanda Rubin (USA)

o 2005: Sieg (6:2, 6:4) im Finale gegen Anna-Lena Groenefeld (D)

o Bilanz:
6 Teilnahmen
27 Spiele
26 Siege
1 Niederlage
5 Turniersiege
54 Satzgewinne
3 Satzverluste (1999 gegen Sabine Appelmans und 2000 gegen Kournikova)
Tageblatt: Was war einfacher: neun Monate Schwangerschaft und die Geburt Ihres Kindes oder die mehrmonatige Vorbereitung auf das Comeback?
Kim Clijsters: „Ach herrjeh, das ist eine schwierige Frage: Das sind beides total unterschiedliche Sachen, beide aber persönlich sehr erfüllend. Physisch war es auf jeden Fall schwieriger, die Fitness nach der Schwangerschaft und dem Stillen wieder zu erarbeiten. Vor allem, da ich praktisch anderthalb Jahre nichts gemacht habe.“

„T“: Erzählen Sie uns: Wie ist es, gleichzeitig Mutter und Tennisprofi zu sein?
K.C.: „Es ist einfach großartig, ein hervorragendes Gefühl. Ich bin überzeugt, dass ich durch die Mutterschaft im Tennis organisierter geworden bin, da ich alles auf Jada abstimmen muss.“

„T“: Wie lange soll die ‚zweite Karriere‘ dauern? Können Sie sich vorstellen, Tennisprofi mit mehreren Kindern zu sein?
K.C.: „Für den Moment reicht ein Kind. Für die kommende Saison habe ich bereits meine Zusage für einige Turniere gegeben. Danach werde ich erneut Bilanz ziehen.“

„T“: Das Foto bei der Siegerehrung der US Open in New York zusammen mit Ihrer Tochter ging um die Welt. Viele Persönlichkeiten bemühen sich, die Privatsphäre ihrer Kinder zu schützen. Wie stehen Sie dazu? K.C.: „Diesen Moment wollte ich mit meiner Familie, Freunden und Fans teilen. Es war ein öffentliches Ereignis, das jeder sehen konnte, und das passiert nicht jeden Tag.“

„T“: Haben Sie sich als Spielerin verändert?
K.C.: „Ich sage mir die ganze Zeit, dass es eine zweite Karriere ist und kein Comeback. Es sind so viele Dinge anders als bei meiner ersten Karriere.“

„T“: Comebacks sind ja momentan sehr populär, nicht nur im Tennis. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
K.C.: „Der Auslöser war die Einladung zum Mixed-Doppel in Wimbledon, im Rahmen der Eröffnung des neuen Daches des Centre Courts.“

„T“: Auch Justine Henin hat vor einigen Wochen ihren Rücktritt vom Rücktritt bekannt gegeben. Sie wird bei den BGL Luxembourg Open als Ehrengast anwesend sein. Was denken Sie über ihre Rückkehr auf die Tour?
K.C.: „Sie ist eine herausragende Tennisspielerin. Sie hat in ihrer Karriere sehr hart gearbeitet, um diese Erfolge feiern zu können. Es ist großartig für das Frauen-Tennis, dass sie zurückkehrt. Vielleicht hat sie sogar mein Erfolg dazu inspiriert.“

„T“: Belgien ist mit Yanina Wickmayer, Justine und Ihnen bestens vertreten auf der WTA Tour. Warum hat ein kleines Land wie Belgien so viele gute Tennisspieler? Was kann man von diesem Trio erwarten?
K.C.: „Das ist fantastisch für das belgische Tennis. Hoffentlich inspiriert das die jüngeren Spieler, weiterhin hart zu arbeiten.“

„T“: Seit Ihrem Rücktritt 2007 gab es viele Wechsel an der Spitze der Weltrangliste. Hat sich das Damen-Tennis in den zwei Jahren entwickelt und können Sie die Position der Nummer eins jetzt angreifen?
K.C.: „Um ehrlich zu sein: ich habe nicht viel Tennis geschaut bis zum Beginn diesen Jahres. Die Nummer eins ist schwer zu erreichen. Es war eine großer Erfolg für mich, die Nummer eins zu sein. Ich bin sehr stolz auf diesen Teil meiner Karriere. Aber momentan bin ich auf die großen Turniere konzentriert und ich will dort meine beste Leistung abrufen.“
„T“: 1999 starteten Sie mit Ihrem ersten WTA-Turniersieg auf Kockelscheuer richtig durch. Mit welchem Gefühl kehren Sie – vier Jahre nach Ihrem letzten Auftritt auf dem Centre Court – nach Luxemburg zurück?
K. C: „Luxemburg ist wie meine zweite Heimat im Tennis. Ich hatte so viel Erfolg in Luxemburg seit 1999. Die Erinnerungen an das Großherzogtum sind einfach herausragend.“

„T“: 1999 waren Sie bei Ihrem Erfolg im Großherzogtum 16 Jahre alt und waren durch die Qualifikation gegangen. Welche Erinnerungen haben Sie an damals?
K.C.: „Ich erinnere mich, dass ich die beiden besten belgischen Spielerinnen dieser Zeit, Sabine (Appelmans, d. Red.) und Dominique (Monami, d. Red.) besiegt hatte. Meinen ersten Titel in solch einem jungen Alter zu gewinnen, war einfach überwältigend. Vor dem Turnier hatte ich in der dritten Runde bei den US Open verloren, trotz einer Führung im dritten Satz gegen Serena Williams, die das Turnier gewann.“

„T“: Gegen eben diese Serena Williams standen Sie jetzt kürzlich im Halbfinale 2009 der US Open in New York. Die Begegnung endete kurios, mit dem Ausraster Ihrer Gegnerin und dem Strafpunkt. Auf den TV-Bildern konnte man sehen, dass Sie die Situation nicht richtig begriffen hatten. Was ging Ihnen durch den Kopf?
K.C.: „Wie ich bereits nach dem Vorfall in New York gesagt hatte, habe ich erst verstanden, was passiert war, als die Schiedsrichter es mir erklärt hatten. Eigentlich war es grotesk, aber auch fantastisch, da ich aus meiner Sicht das beste Tennis meiner Karriere gezeigt habe.“

„T“: Das Jahr 2009 war im Positiven wie im Negativen sehr ereignisreich für Sie: Ihr Vater Lei verstarb Anfang Januar an den Folgen von Lungenkrebs, im März kündigten Sie dann Ihr Comeback an, im August kehrten Sie auf die WTA-Tour zurück und im September gewannen Sie in New York Ihr zweites Grand-Slam-Turnier. Wie beschreiben Sie diese letzten Monate?
K.C.: „Es war das belebteste Jahr meines Lebens. Viele Erfahrungen, einiges hat mir sehr viel zurückgegeben. Es gab aber auch einen traurigen Teil, den Tod meines Vaters. Ich weiß, dass der ‚Spirit‘ meines Vaters immer noch bei uns ist.“

„T“: Die BGL Luxembourg Open 2009 werden Ihr letztes offizielles Turnier in diesem Jahr sein. Was nehmen Sie sich vor für den Wettbewerb? Wie lauten die Ziele für 2010?
K.C.: „Ich will einfach nur mein Bestes geben.“

INTERNET www.kimclijsters.be