Tennis: Johansson mit den besseren Nerven

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Das Finale des 9. ITF-Turniers (75.000 $) in Petingen wäre gestern fast zum einseitigen Alleingang zugunsten von Renata Voracova (Tschechien, 121/Nr. 5) geworden. Doch Mathilde Johansson (Frankreich, 120/Nr. 4) verhinderte dies mit einem beeindruckenden Comeback, das sie nach fast drei Stunden erfolgreich abschloss.

Das Finale des 9. ITF-Turniers (75.000 $) in Petingen wäre gestern fast zum einseitigen Alleingang zugunsten von Renata Voracova (Tschechien, 121/Nr. 5) geworden. Doch Mathilde Johansson (Frankreich, 120/Nr. 4) verhinderte dies mit einem beeindruckenden Comeback, das sie nach fast drei Stunden erfolgreich abschloss.

Nachdem die gebürtige Schwedin bereits aussichtslos mit 2:6 und 0:4 zurücklag, kämpfte sie sich ins Endspiel zurück.
Den Beginn des Spiels hatte Johansson verschlafen („ich war zu nervös“). In Durchgang eins gab Voracova nur sechs Punkte in den ersten fünf Spielen ab. Die Tschechin spielte konstant und druckvoll, und ihre Gegnerin machte die Fehler. Ohne Saft und Durchsetzungsvermögen schien die Französin. Auch wenn sie noch mal mit einem Break auf 2:4 herankam, war Johansson keine Gefahr für Voracova. Das 6:2 war die logische Konsequenz.
Ein ganz anderes Bild dann ab dem 4:0. Johansson trat wie verwandelt auf: ihre Bälle hatten plötzlich die richtige Länge und das richtige „Gewicht“. „Ich habe versucht, mein Spiel zu ändern und die Bälle weniger fest und früher zu spielen, um ihr keinen Rhythmus zu geben“, erklärte Johansson nach dem Spiel.
Das Blatt hatte sich gewendet: Voracova war jetzt in der Defensive und Johansson spielte sich ihre Punkte heraus. Nach drei Spielgewinnen in Folge (3:4) musste Johansson dann aber das 3:5 hinnehmen. Doch die 23-Jährige gab nicht auf, auch nicht bei den zwei Matchbällen von Voracvoa. Die Tschechin zeigte Nerven: nach den zwei Matchbällen schenkte sie ihrer Gegnerin mit einem Doppelfehler das Break (5:5). Johansson war jetzt die Stärkere: ohne Mühe glich sie zum 1:1 in Sätzen aus.
Beim Seitenwechsel dann erstaunte Gesichter bei den Zuschauern: beide Spielerinnen verlassen den Platz. Die Erklärung: bei einer gewissen Temperatur und Luftfeuchtigkeit sehen die internationalen Regeln nach Durchgang zwei eine zehnminütige Pause vor.
Der Entscheidungssatz beinhaltete dann einen ständigen Wechsel der Führung. Voracvoa gelang zwar das erste Break, Johansson zog jedoch gleich doppelt nach. Doch auch das sollte nicht reichen zum Turniersieg: die Tschechin kam auf 4:4 heran und das ganze Spielchen ging wieder vorn vorne los. Johansson hatte aber das Geschehen scheinbar im Griff. Sie spielte jetzt aggressiver und machte weniger Fehler. Dies sollte sich dann wenig später auszahlen. Nachdem sie ihren Aufschlag zum 6:5 durchgebracht hatte, schenkte ihr Voracova mit drei Doppelfehlern die ersten zwei Matchbälle. Doch die Tschechin riskierte noch mal alles und wehrte diese Chancen ab. Der dritte Matchball sollte dann der entscheidende sein für Mathilde Johansson. Ein Fehler von Voracova setzte dem Krimi ein Ende. Nach fast drei Stunden feiert die Französin einen beeindruckenden Come-Back-Sieg.
Mathilde Johansson wird somit zur Nachfolgerin ihrer Landsfrau Pauline Parmentier, die den Titel im vergangenen Jahr gewann. Für Parmentier kam danach der definitive Durchbruch auf der WTA-Tour mit zwei Turniersiegen und dem Vorstoß unter die Top 50 (momentan auf Platz 40).
„Ja, das ist ein gutes Beispiel. Hoffentlich kann ich das auch erreichen. Mit den hier gewonnenen Punkten werde ich sicherlich nahe an die Top 100 herankommen,“ erklärt die Turniersiegerin.
Und dabei war sie zu Beginn der Woche fast gar nicht erst zu ihrem Auftaktmatch angetreten: „Ich hatte eine Magengrippe erwischt und war nicht sicher ob es einen Sinn mache, auf den Platz zu gehen.“ Im Nachhinein hat Mathilde Johansson – mit dem insgesamt siebten Titel bei einem ITF-Turnier (dem zweiten in diesem Jahr) – die richtige Entscheidung getroffen.

Die Resultate

Einzel, Halbfinale: Mathilde Johansson (F, 120/Nr. 4) – Anastasia Pivovarova (RUS, 165) 7:5, 6:0, Renata Voracova (CZE, 121/Nr. 5) – Arantxa Rus (NED, 286/WC) 4:6, 6:4, 6:2
Finale: Johansson – Voracova 2:6, 7:5, 7:5
Doppelfinale: Corinna Dentoni/Anastasia Pivovarova (ITA/RUS) – Stephanie Foretz/Ipek Senoglu (F/TUR) 6:4, 6:1