/ Tennis / Australian Open: Marathon-Mann Muller mental meisterhaft
Fünf Sätze, 16:14, vier Stunden und 23 Minuten: So lauten die beeindruckenden Zahlen des Erstrundensieges von Gilles Muller (ATP 87) in der ersten Runde der Australian Open in Melbourne.
David Thinnes
„Ich bin geschlaucht. Mental habe ich alles gegeben. Aber ich bin glücklich, dass ich dem Druck standgehalten habe“, so ein müder, aber stolzer Muller nach dem Krimi gegen Feliciano Lopez (Spanien, 28), Nummer 27 der Setzliste, gestern Morgen dem Tageblatt gegenüber.
Nach zwei Sätzen führte der Luxemburger bereits mit 2:0 und nichts deutete auf diesen Marathon hin. „Ich habe gedacht, das Schwierigste läge hinter mir. Doch dann hat er mehr Druck gemacht und versucht, mich spielen zu lassen. Ich war zu ungeduldig. Dann habe ich mich im fünften Durchgang entschlossen, ihn wieder mehr laufen zu lassen“, so der 25-Jährige, der dies dann erfolgreich umsetzte.
30 Spiele und fast 99′ dauerte der fünfte Satz. Muller war der einzige, der sich Breakchancen erspielte: Er hatte Matchbälle beim 5:4 und 12:11, die er ungenutzt ließ. Den dritten Matchball verwandelte der Schifflinger dann nach vier Stunden und 23′. „Du musst immer dran glauben und stur bleiben. Ich bin glücklich, ruhig geblieben zu sein und diese schwierigen Situationen gut gemeistert zu haben“, erklärt der Schifflinger, der es fast in die Geschichtsbücher geschafft hatte.
Gleich nach Spielende verkündeten die Veranstalter, Muller-Lopez hätten den Grand-Slam-Rekord für das längste Match in Melbourne mit fünf Stunden und 34′ gebrochen. Einige Stunden später kam jedoch die Meldung, dass ein Fehler vorliege und das Duo „nur“ vier Stunden und 23′ auf dem Platz verbracht hätte.
Der Rekord bleibt bei Boris Becker und Omar Camporese, die 1991 in Melbourne fünf Stunden und 11′ auf dem Platz standen.
Blufft Tomic?
In die Geschichtsbücher hat es der Zweitrundengegner von Muller bereits geschafft: Mit 16 Jahren und 90 Tagen ist Bernard Tomic (Australien, 768) der jüngste Spieler, der ein Match bei den Australian Open gewinnt. Der Australier, mit einer Wildcard ins Turnier gekommen, schaltete die Nummer 73 der Welt, Potito Starace (Italien), in vier Sätzen aus.
Bernard Tomic gilt als das größte Talent „down under“, der bereits mit Vorschusslorbeeren von vielen Tennis-Experten ausgezeichnet wurde. Gegen Starace zeigte der 1,90 m große Rechtshänder sein Potenzial, aber auch seine Ruhe. „Nein, ich war nicht nervös. Ich startete gut ins Match und das Publikum trug mich zu weiteren Leistungen“, so Tomic in der gestrigen Pressekonferenz.
Zu seinem Zweitrundengegner hat Tomic sich bereits seine Gedanken gemacht: „Er ist ein großartiger Spieler. Das Serve-und-Volley-Spiel mag ich nicht besonders. Und wenn er viele Asse schlägt, kann ich auch nicht viel tun.“
Diesen Aussagen so richtig Glauben schenken, wollte Muller nicht: „Es stimmt, dass viele Spieler nicht gerne gegen Linkshänder spielen. Aber es kann auch sein, dass er (Tomic, d. Red.) blufft. Ich weiß, dass ich gut aufschlagen muss. Ich werde versuchen, so oft wie möglich ans Netz zu gehen.“
Auf jeden Fall wird Bernard Tomic das Publikum auf seiner Seite haben. Gestern spielte der Newcomer auf der Margaret-Court-Arena, auf der 6.000 Leute Platz finden. Für das Zweitrundenspiel könnte aber durchaus eine Programmierung auf dem größten Platz in Melbourne, der Rod-Laver-Arena mit einer Kapazität von 15.000, möglich sein. Gilles Muller machen diese Massen bekanntlich nichts aus, er wächst an solchen Situationen: „Für solche Momente trainiert man sein Leben lang.“
Lob gab es für Tomic gestern in der australischen Tageszeitung The Sydney Morning Herald auch vom ehemaligen australischen Wimbledon-Sieger von 1987, Pat Cash: „Seine Rückhand die Linie entlang ist seine stärkste Waffe. Wenn er gut zum Ball steht, sind seine Schläge hervorragend. Und er ist erst 16, er verbessert sich stetig weiter. Ich denke, es besteht kein Zweifel, dass er in die Top 20, Top 30 vorstoßen kann.“
Ob Tomic wirklich so abgeklärt ist, wie er wirkt, wird sich in der Nacht zu morgen beantworten.
NÄCHSTER GEGNER BERNARD TOMIC o Geboren am 21. Oktober 1992 in Stuttgart (D) o Nationalität: Australier o 1,90 m, 77 kg o Rechtshänder mit doppelhändiger Rückhand o Größte Erfolge: 2008: Gewinner des Junioren-Grand-Slams in Melbourne (jüngster Sieger aller Zeiten), Halbfinale beim Junioren-Grand-Slam in Wimbledon o Nr. 768 in der ATP-Weltrangliste, Nr. 4 in der ITF-Junioren-Weltrangliste |
Tennis in Zahlen 97. Australian Open in Melbourne (12,02 Mio. Euro), 1. Tag: Herreneinzel, 1. Runde: Roger Federer (Schweiz/Nr. 1) – Andreas Seppi (Italien) 6:1, 7:6 (4), 7:5, Novak Djokovic (Serbien/Nr. 3) – Andrea Stoppini (Italien) 6:2, 6:3, 7:5, Andy Roddick (USA/Nr. 7) – Björn Rehnquist (Schweden) 6:0, 6:2, 6:2, Juan Martin Del Potro (Argentinien/Nr. 8) – Mischa Zverev (Deutschland) 6:3, 6:4, 6:2, David Nalbandian (Argentinien/Nr. 10) – Marc Giquel (Frankreich) 6:1, 4:6, 6:2, 6:3, David Ferrer (Spanien/Nr. 11) – Denis Gremelmayr (Deutschland) 6:1, 6:7 (6:8), 6:1, 6:7 (4:7), 6:4, Stanislas Wawrinka (Schweiz/Nr. 15) – Ivo Minar (Tschechien) 6:1, 2:6, 7:5, 7:6 (9), Robin Söderling (Schweden/Nr. 16) – Robert Kendrick (USA) 5:7, 6:4, 6:4, 7:5, Marin Cilic (Kroatien/Nr. 19) – Kevin Anderson (Südafrika) 6:3, 6:2, 6:7 (4), 6:3, Tomas Berdych (Tschechien/Nr. 20) – Robby Ginepri (USA) 6:4, 6:4, 6:3, Tommy Robredo (Spanien/Nr. 21) – Bobby Reynolds (USA) 6:2, 7:5, 6:1, Mardy Fish (USA/Nr. 23) – Sam Groth (Australien) 6:7, 6:4, 7:5, 6:0, Marat Safin (Russland/Nr. 26) – Ivan Navarro (Spanien) 6:3, 6:3, 6:4, Gilles Muller (Luxemburg) – Feliciano Lopez (Spanien/Nr. 27) 6:3, 7:6 (5), 4:6, 4:6, 16:14, Paul-Henri Mathieu (Frankreich/Nr. 28) – Jarkko Nieminen (Finnland) 6:2, 4:1 Aufgabe Nieminen, Philipp Kohlschreiber (Deutschland/Nr. 32) – Sam Querrey (USA) 7:6 (6), 6:3, 6:2, Jewgeni Korolew (Russland) – Carlos Moya (Spanien) 6:3, 6:1, 7:6 (7), Marcos Baghdatis (Zypern) – Julien Benneteau (Frankreich) 6:3, 7:6 (5), 6:2, Bernard Tomic (Australien) – Potito Starace (Italien) 7:6 (5), 1:6, 7:6 (5), 7:6 (6), Xavier Malisse (Belgien) – Michael Llodra (Frankreich) 7:6 (18), 6:1, 6:1, Dominik Hrbaty (Slowakei) – John Isner (USA) 7:6 (7:4), 2:6, 6:2, 7:5, Jérémy Chardy (Frankreich) – Marcos Daniel (Brasilien) 6:4, 6:4, 6:1, Viktor Troicki (Serbien) – Alberto Martin (Spanien) 6:3, 3:6, 6:2, 6:4, Guillermo Garcia-Lopez (Spanien) – Agustin Calleri (Argentinien) 3:6, 7:6 (5), 6:2, 6:0, Simone Bolelli (Italien) – Kristof Vliegen (Belgien) 7:6 (5), 7:6 (3), 7:5, Lu Yen-Hsun (Taiwan) – Thomaz Bellucci (Brasilien) 6:3, 7:5, 6:4, Amer Delic (USA) – Taylor Dent (USA) 6:4, 3:6, 4:6, 6:3, 6:4, Fabrice Santoro (Frankreich) – Juan Carlos Ferrero (Spanien) 6:3, 6:2, 6:7 (7), 6:2, Janko Tipsarevic (Serbien) – Oscar Hernandez (Spanien) 4:6, 6:1, 6:3, 4:6, 6:0, Florian Mayer (Deutschland) – Lamine Ouahab (Algerien) 6:2, 6:1, 6:2, Brydan Klein (Australien) – Björn Phau (Deutschland) 6:4, 6:3, 4:6, 6:3, Brian Dabul (Argentinien) – Philipp Petzschner (Deutschland) 6:1, 6:2, 6:4 |
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