Tabelle umgekehrt

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Ein überraschender Tabellenführer, ein harmloses Manchester United, ein wiedererstarktes Arsenal und einige unerwartete Abstürze – die Premier League präsentiert sich zumindest zum Saisonanfang ziemlich ausgeglichen.

Beim Lesen der Tabelle drehen die Liverpool-Anhänger jedes Jahr zu dieser Zeit die Zeitung aus alter Gewohnheit auf den Kopf, um sich Mut für die Zukunft zu machen. Das muss dieses Jahr nicht sein. Verlustpunktfrei an der Spitze, und dazu Manchester United geschlagen, in Liverpool wurde schon für viel weniger gefeiert, vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten. In Manchester macht man sich Gedanken anlässlich der Harmlosigkeit des Teams, das mit fast gleicher Besetzung letzte Saison noch die Premier League aufgeräumt hatte. Vor allem mangelnde Kreativität warf die englische Presse dem Mittelfeld vor, aber das ist ein altes Lied. Es erklingt jedes Jahr wieder, zu Recht, manchmal zu Unrecht, meist zu früh, oft zu spät. Urheber von überragenden Denkanstößen, wie man sie von den Iniesta und Xavi erlebt, sind eher selten in der Premier League. Modric oder Arshavin waren kreativ. Der eine wurde schnell müde, der andere durfte meist gar nicht spielen. Ein Silva bei City ist kreativ, allerdings nur so lange, wie seine Mitspieler kapieren, was er will. Das war letzte Saison meist nicht der Fall.

Von Kreativität war auch bei den Mata, Oscar oder Hazard letzten Freitag im Supercup nichts zu sehen, als es nur darum ging, die Anstürme der Lulima abzuwehren. Es wäre sogar gut gegangen, hätte nicht ein Uefa-Beamter in der Verlängerung eine völlig unberechtigte Minute Nachspielzeit angeordnet.

Vielleicht sollte die Uefa die Nachspielzeit mit Werbepausen koppeln, die alternativ aufeinander folgen, um noch mehr Zuschauer zu verärgern, als es gewisse Fernseh-Sprecher ohnehin schon tun. Zugegeben, man lernt unheimlich viel bei diesen Übertragungen, vor allem taktisch wird einem so vieles so einleuchtend erklärt, dass man sich wundert, wieso nicht mehr Mannschaften jedes Jahr die Champions League gewinnen. Und man freut sich mit den Sprechern, wenn die sich so richtig freuen mit „ihrer“ Mannschaft, in der Euphorie eines erstarkten „Wir-Gefühls“ und schwereloser Bierseligkeit, wie sie nur das Glücksgefühl eines elektrisierenden Fußballmoments hervorbringen kann.

Wer bitte?

Große Aufregung hatte es bei der englischen Presse schon am Donnerstag gegeben, als man den Namen des Uefa-Fußballers der Saison 2012/2013 erfuhr. „Ja wo spielt denn der?“, fragten die britischen Journalisten und einer meinte scherzhaft, da hätte wohl jemand bei der Familie Frankenstein irrtümlicherweise die Kellertür offen gelassen … Vorbei die Aufregung um Gareth Bale, der jetzt endlich Real Madrid gehört. Was die Spurs sich für 100 Millionen Pfund so alles kaufen können, ist ihnen überlassen. Zu dem Preis kriegen sie beispielsweise zwei Top-Spieler aus dem Ausland, vorausgesetzt, sie finden sie, oder vier Dutzend englische Nachwuchsspieler, die sie dann auf die Bank setzen oder nach Doncaster oder Yeovil Town ausleihen können.

Oder sie warten bis Weihnachten, wenn viele Spieler in Paris, Monaco und Madrid das Heimweh befällt. Dann gibt’s den Bale vielleicht wieder zurück, billiger und gratis verpackt.