FußballStand der Dinge: Das Nationalstadion und die Konsequenzen einer verspäteten Eröffnung

Fußball / Stand der Dinge: Das Nationalstadion und die Konsequenzen einer verspäteten Eröffnung
So sieht es derzeit im Inneren der neuen Arena aus  Foto: Alain Rischard

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Spätestens nach der Terminierung der Nations-League-Heimspiele stellt sich die Frage, in welchem Stadion diese internationalen Fußball-Begegnungen in diesem Herbst stattfinden werden. Das Tageblatt hat die beiden betroffenen Sportverbände zu den Prognosen und Konsequenzen einer verspäteten Eröffnung der neuen Arena auf Kockelscheuer befragt. 

Am 8. September trifft Luxemburg vor heimischer Kulisse auf Montenegro. Aber wo? Als sich die hauptstädtische Bürgermeisterin Lydie Polfer im Januar zum letzten Mal in den Medien zum Eröffnungsdatum äußerte, nannte sie  „Oktober“ 2020 als Zeitspanne. Dies bestätigte sie gestern erneut auf Tageblatt-Anfrage. „Das ist nach wie vor unser Ziel.“ Damit scheint bereits jetzt klar, dass der Nations-League-Heimauftakt vier Wochen zuvor nicht auf Kockelscheuer stattfinden wird. Für FLF-Nationaltrainer Luc Holtz eigentlich eine unannehmbare Sache. Vor einem Monat besichtigte er die neue Heimat der „Roten Löwen“: „Der Rasen liegt, die Beleuchtung funktioniert. Die Sitze müssen noch in den Beton geschraubt werden und auch bei den Sanitäranlagen der Umkleidekabinen hatte ich den Eindruck, dass alles relativ weit vorangeschritten sei. Es ist eher eine Frage des Willens …“ Für die Fußball-Nationalmannschaft seien Euphorie und der damit verbundene Zuschauerandrang in der neuen Kulisse von großer Bedeutung. 

In zwei oder drei Monaten werden wir uns beim europäischen Verband erkundigen, ob es möglich ist, während der Kampagne das Stadion zu wechseln

Paul Philipp, FLF-Präsident

Verbandspräsident Paul Philipp hat den Glauben an eine Überraschung noch nicht aufgegeben: „Ich hoffe noch immer, dass wir die Nations League im neuen Stadion spielen werden.“ Wie oft das der Fall sein wird, darauf konnte er keine Antwort geben. Heißt konkret: In den kommenden Monaten muss entschieden werden, ob man die drei Heimspiele der nächsten Kampagne auf beide Spielorte verteilt. Die Idee, sich bei der UEFA zu erkundigen, ob Luxemburg zuerst drei Auswärtspartien bestreiten könne, war nach Gesprächen mit dem Trainer schnell vom Tisch: „Dafür ist das Turnier für uns zu bedeutend“, sagt Philipp. „Ideal wäre es, die drei Heimspiele an gleicher Stelle zu bestreiten. In zwei oder drei Monaten werden wir uns aber beim europäischen Verband erkundigen, ob es möglich ist, während der Kampagne das Stadion zu wechseln. Das dürfte eigentlich kein Problem sein. Immerhin würden wir ein Stadion verlassen, für das wir seit Jahren Sondergenehmigungen erhalten haben – um in eine Arena zu ziehen, die alle UEFA-Normen erfüllt.“

Die Ungewissheit hat zahlreiche Konsequenzen für die FLF. Da wären zum einen die strengen Blicke der UEFA, deren Beobachter sich bereits zur Rasen-Kontrolle im Stade Josy Barthel angekündigt haben. „Obschon sie seit drei Jahren immer wieder betonen, dass es jetzt reichen würde, gehe ich davon aus, dass wir noch ein weiteres Mal die Erlaubnis erhalten würden, in der Arloner Straße zu spielen“, blickt Philipp voraus. Aufgrund des Zeitdrucks ist auch ein Gala-Match im Sommer, gegen einen hochkarätigen Gegner, kein Thema mehr.

Zudem hat der Fußballverband aufgrund der Unsicherheiten bezüglich des Eröffnungstermins zusätzlichen Arbeitsaufwand zu bewältigen. „Wir fahren derzeit zweigleisig. Wir müssen flexibel sein.“ Auf Kockelscheuer werden deutlich mehr Personalressourcen für Sicherheit und Verpflegung benötigt als in der Arloner Straße. Beide Optionen müssen durchdacht werden. Derzeit wird überlegt, eine „Porte ouverte“ als möglichen Testlauf auf der Cloche d’Or zu organisieren, um beispielsweise die Belastbarkeit beim Einlass und den Ausgängen zu kontrollieren. „Wenn es so weit ist, müssen wir bereit sein. Wir können nicht 14 Tage nach Freigabe des Baus einfach mal ein Nations-League-Heimspiel austragen, ohne vorher alles getestet zu haben.“

„Im Zeitrahmen“

In drei Monaten will sich die FLF definitiv auf einen Austragungsort für die Nations League festlegen und die Eintrittskarten drucken lassen: „Ende der Saison, also Ende Mai, müssen wir wissen, woran wir sind. Dann entscheidet sich, ob wir noch ein paar Monate länger im Stade Josy Barthel bleiben.“ Nach dem Pokalfinale (24.5.) soll ein weiteres Test-Länderspiel im altehrwürdigen Stadion stattfinden. Zudem strebt Luxemburg (nach den Terminen gegen Zypern und Montenegro) im Juni ein drittes Freundschaftsmatch im Ausland an. 

„Wir sind diejenigen, die etwas bekommen, da kann man dann nicht permanent nachfragen“, gab Philipp zu verstehen. Druck will man demnach nicht ausüben. In zwei Wochen steht die nächste Versammlung mit den Architekten auf dem Programm. Dann wird es weitere Auskünfte über die Entwicklung der Arbeiten geben: von den Nummerierungen der Sitze (die im April geliefert werden) über die Verkleidungen an den Wänden bis hin zum Außenbereich. Gestern wurde unter stürmischen Bedingungen mithilfe eines Krans an der Beleuchtung gearbeitet. Einige Schutzplanen verdecken derzeit die Außenansicht des Untergeschosses. „Uns hat man zuletzt versichert, dass man im Zeitrahmen sei“, sagte Philipp gestern. Während die groben Bauarbeiten im Sommer abgeschlossen sein sollen, wird die Arena erst nach der präzisen Analyse der Gewerbeaufsicht freigegeben werden. „Das allerdings fällt dann wohl mitten in die Urlaubszeit …“

Für uns bedeutet das, dass aufgrund der Ungewissheit über das definitive Datum ein Gala-Spiel nicht mehr zeitlich möglich ist

Steve Karier, FLR-Präsident

Kein Gala-Spiel

Weniger kompliziert ist die Lage für den Rugbyverband, allerdings muss die FLR aufgrund der Verspätungen ihr geplantes Gala-Spiel gegen Portugal abblasen: „Für uns bedeutet es, dass aufgrund der Ungewissheit über das definitive Datum ein Gala-Spiel nicht mehr zeitlich möglich ist.“ Verbandspräsident Steve Karier war beim letzten Rundgang dabei und hat dort zum letzten Mal eine Information über das Datum erhalten. Auch er spricht von „Oktober. Die Arbeiten schreiten voran, doch für einen Laien wie mich ist es schwer einzuschätzen, wie viel es noch zu erledigen gibt.“

Die Rugby-Nationalmannschaft startet Mitte des besagten Monats Oktober in ihre Europameisterschaftskampagne: „Wir werden versuchen, erst ein Auswärtsspiel zu bestreiten und rechnen so damit, im November zu Hause zu spielen.“ 2.000 Zuschauer werden erwartet – der gesamte Aufwand ist weniger hoch einzuschätzen als bei den Kollegen vom Fußball. „Wir brauchen beispielsweise keine elektronischen Eintrittskarten und Drehkreuze an den Eingängen.“ All dies wurde bei den Planungen der Spielstätte einkalkuliert. 

Karier hat dagegen ein anderes Anliegen: In den vergangenen Jahren sei die Rugby-Truppe oft für den schlechten Zustand des Rasens verantwortlich gemacht worden. Dem wäre aber nicht so: „Das Grün im Josy Barthel haben nicht wir zerstört – sondern die veraltete Abwässerung.“ Ein Hybridrasen, eine Mischung aus Kunst- und Naturgras, soll beiden Sportarten standhalten. „Der neue Rasen entspricht den allerhöchsten Normen, die es gibt.“ Und wie Philipp und Holtz bestätigten, sei diese – die wichtigste – Komponente für ein Fußball- oder Rugbyspiel ja bereits auf Kockelscheuer verlegt worden. 

Teure Angelegenheit für den F91

Die Bilder der Gemeindearbeiter, die mit Waschlappen den frischverlegten Rasen im Stade Josy Barthel trocknen mussten, gingen im vergangenen November um die Welt. Für den Europa-League-Teilnehmer F91 Düdelingen war die Angelegenheit weniger amüsant. Der Verein musste für die Verlegung des Grüns rund 250.000 Euro zahlen. Der F91, in seiner Rolle als Mieter der Spielstätte, bat daraufhin sowohl die Ville de Luxembourg als auch den nationalen Fußballverband FLF, das Sportministerium und die Gemeinde Düdelingen um finanzielle Unterstützung. Wie Klubpräsident Romain Schumacher gegenüber dem Tageblatt erklärte, kam die Stadt Luxemburg für rund 30% dieser Summe auf. Von den drei anderen Ansprechpartnern habe er noch keine offizielle Rückmeldung erhalten. Mit finanzieller Hilfe der Düdelinger Gemeinde rechnet er nicht, stattdessen habe man sich über deren helfende Hände im Stadion gefreut. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, meinte der Düdelinger. „Wir hatten damals keine andere Wahl als diesen neuen Rasen installieren zu lassen. Bei einer Spielabsage wäre es noch teurer geworden.“ FLF-Präsident Paul Philipp bestätigte gestern gegenüber dem Tageblatt, dass sich der Verband nicht an den Kosten beteiligen wird. „Wir haben damit nichts zu tun. Der Rasen war bereits vor der Begegnung gegen Portugal in einem schlechten Zustand. Mittlerweile ist ja auch bereits bekannt, dass der Rasen ein weiteres Mal ersetzt werden muss.“ (chd)

Robert-Manuel
7. März 2020 - 16.24

F91 hat vom Sportministerium noch keine Antwort bekommen? Wen wundert das? Das wird wohl noch eine Weile dauern. Bei den Kompetenzen die dort vorhanden sind, wird man wohl zuerst die Anzahl der Grashalme zählen die verlegt wurden ehe man eine Entscheidung trifft...

Pierre Wollscheid
6. März 2020 - 16.30

Einfach nemmen Traurech Net das de Stadion nett ferdech gett,nee en Ass och nach 50% ze Feier. De Stadion vun Hoffenheim huet nemmen 50% kascht vun dem vun Letzebuerg, an ass doubel esou grouss