RückblickSiege, Enttäuschungen und Überraschungen: Diese Luxemburger prägten das Sportjahr 2020 

Rückblick / Siege, Enttäuschungen und Überraschungen: Diese Luxemburger prägten das Sportjahr 2020 
Trotz der Corona-Pandemie fanden auch 2020 internationale Top-Veranstaltungen mit luxemburgischer Beteiligung statt.

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2020 war für Sportler, Funktionäre, aber auch Sportbegeisterte nicht einfach. Während erst viele Wettbewerbe komplett ausfielen, mussten sich die Athleten dann an leere Ränge gewöhnen – und die Fans an ihren TV-Bildschirm. Letztendlich durften die Luxemburger aber dennoch mit ihren Sportlern mitfiebern – denn auch während dieser zwölf Monate gab es Höhen und Tiefen in der luxemburgischen Welt des Sports. Das Tageblatt blickt zurück. 

Generationenwechsel des Jahres: Samy Picard. Mit gerade einmal 32 Jahren löste der ehemalige Profi-Basketballer Henri Pleimling an der Spitze des nationalen Basketballverbandes FLBB ab und ist somit der jüngste Präsident bei einem der großen luxemburgischen Sportverbände. Sein Fußball-Pendant Paul Philipp feierte in diesem Jahr übrigens seinen 70. Geburtstag.

Hickhack des Jahres: Saisonwertung im Basketball. Nachdem die Saison aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig beendet wurde, waren mehrere Vereine mit der Wertung der Spielzeit, vor allem was Auf- und Abstieg betraf, nicht einverstanden. Erst nach mehreren Vorschlägen und einer zweiten außerordentlichen Generalversammlung stimmten Ende Juni die Mehrheit der Vereine für eine Total League mit zwölf Mannschaften.

Auszeit des Jahres: Eléonora Molinaro. Die Nachricht über die Unterbrechung ihrer Tenniskarriere kam überraschend. Am Tag ihres 20. Geburtstags verkündete Eléonora Molinaro im September, dass sie ihre Karriere vorerst für ein Studium in den USA pausiert. Zu dem Zeitpunkt wurde sie auf Position 237 der Weltrangliste geführt und zählte zu Luxemburgs größten Nachwuchshoffnungen im Tennis. Bereits 2018 hatte Molinaro für Aufsehen gesorgt, als sie auf der Juniorinnen-Tour ins Viertelfinale der French Open vordrang und sich für das Master-Turnier im chinesischen Chengdu qualifizierte.

Seit September führt Samy Picard die FLBB als Präsident an 
Seit September führt Samy Picard die FLBB als Präsident an  Archivbild: Tania Feller/Editpress

Newcomerin des Jahres: Marie Schreiber. Im eigenen Land zeichnete es sich schon ab, dass Marie Schreiber großes Potenzial besitzt, dieses hat sie aber in diesem Jahr auch international unter Beweis stellen können. Bei der WM im Februar konnte sie im Rennen der Juniorinnen auf den neunten Platz fahren, während der Saison duellierte sie sich mit den besten Radsportlerinnen der Welt. Im Gespräch mit dem Tageblatt im November verriet sie, dass es ihr Ziel sei, in Zukunft bei Weltcups und Weltmeisterschaften vorne mitzufahren. 

Dämpfer des Jahres: Die Handball-Nationalmannschaft. Mit großen Hoffnungen ging man im Januar in die WM-Qualifikationsspiele gegen die Färoer-Inseln, die Slowakei und Litauen. Am Ende musste man allerdings drei Niederlagen hinnehmen. Auch in dem anschließenden EM-Qualifikationsspiel gegen Estland blieb die Nationalmannschaft hinter den Erwartungen und verpasste den Einzug in die zweite Runde. Mit einem Sieg gegen Estland hätten die Nationalspieler im November unter anderem gegen Österreich und Deutschland antreten können.

Aufsteiger des Jahres: Kevin Geniets. In seiner zweiten Saison als Profi zeigte der Escher bereits früh in der Saison, wozu er fähig sein würde. Beim Grand Prix Cycliste la Marseillaise (1.1) wurde er 17., beim fünftägigen Etappenrennen Etoile de Bessèges (2.1) kam er in der Gesamtwertung auf den vierten Platz. Bei der Volta ão Algarve em Bicicleta (2.Pro) wurde er in der Jugendwertung nach fünf Etappen Fünfter, bei der VOO-Tour de Wallonie (2.Pro) wurde er in derselben Kategorie Vierter. Zudem feierte er beim Straßenrennen der Landesmeisterschaft seinen ersten Profisieg.

Besuch des Jahres: Hamane Niang. Der Präsident des Basketball-Weltverbandes hat sich als Ziel gesetzt, sämtlichen 214 Staaten, die Mitglied der FIBA sind, einen Besuch abzustatten. Seit Anfang des Jahres kann er auf seiner Liste Luxemburg abhaken, denn im Februar sah sich der aus Mali stammende Präsident sämtliche Halbfinalbegegnungen des luxemburgischen Pokalwettbewerbs an.

Kevin Geniets feierte im Straßenrennen der Landesmeisterschaften seinen ersten Profisieg
Kevin Geniets feierte im Straßenrennen der Landesmeisterschaften seinen ersten Profisieg Archivbild: Gerry Schmit/Tageblatt

Abstieg des Jahres: Fed-Cup-Damen. Den Abstieg aus der Europa/Afrika-Gruppe I konnte das FLT-Team im Januar nicht verhindern. Trotz zwei Einzel-Siegen von Eléonora Molinaro mussten sich die „Roten Löwinnen“ am Ende ohne die erfahrene Mandy Minella, die krankheitsbedingt ausfiel, gegen Schweden, Serbien und die Türkei geschlagen geben. Vor allem die guten Leistungen von Molinaro bleiben allerdings in guter Erinnerung.

Rookie des Jahres: Anne Simon. Die 20-jährige Luxemburgerin konnte in ihrem Freshman-Jahr an der University of Maine auf Anhieb überzeugen. In ihrer ersten College-Saison wurde die Luxemburgerin in der America East Conference gleich siebenmal zum Rookie der Woche gewählt und wurde schließlich sogar als Rookie of the Year ausgezeichnet. 

Anfang Februar stieg das Fed-Cup-Team Luxemburgs aus der Europa/Afrika-Gruppe I ab – vor Zuschauern
Anfang Februar stieg das Fed-Cup-Team Luxemburgs aus der Europa/Afrika-Gruppe I ab – vor Zuschauern Archivbild: Jerry Gerard/Tageblatt

Enttäuschung des Jahres: Bob Jungels. Der 28-Jährige hatte sich vor der Saison vorgenommen, sich auf die Klassiker zu konzentrieren und eine Etappe bei der Tour de France zu gewinnen. Zwar konnte er seinen Teil zum Sieg von Kasper Asgreen bei Kuurne-Bruxelles-Kuurne beitragen, ein persönliches Resultat steht am Ende vom Jahr aber nicht in seiner Bilanz. Nachdem er das Zeitfahren der Landesmeisterschaften gewonnen hatte, wurde er beim Straßenrennen lediglich Zweiter. Am Ende der Saison wurde er nicht mehr für die Flandern-Rundfahrt nominiert und konnte sich nicht mit seiner belgischen Mannschaft auf eine Vertragsverlängerung einigen. 

Königlicher des Jahres: Gerson Rodrigues. Der luxemburgische Fußballnationalspieler durfte in dieser Saison in der Champions League auflaufen. Mit Dynamo Kiew traf er auf Juventus Turin, den FC Barcelona um Miralem Pjanic und Ferencvaros. Dabei kam es auch zum ersten Mal zum Duell zweier Luxemburger in der Champions League. In beiden Spielen konnten sich der FC Barcelona und Pjanic durchsetzen (2:1, 4:0). Am Ende reichte es für den dritten Rang, der den Ukrainern erlaubt, im kommenden Jahr in der Zwischenrunde der Europa League zu spielen. 

Wurf des Jahres: Pit Biever. Ein Spiel, das eigentlich kaum Bedeutung hatte, wurde aufgrund der Corona-Pandemie und des Abbruchs der Saison schlussendlich zum entscheidenden Match des Jahres. Mit seinem Drei-Punkte-Korb kurz vor Schluss der letzten Zwischenrundenpartie sicherte Pit Biever dem Basket Esch nicht nur den Sieg im Spitzenspiel gegen die Musel Pikes, sondern gleichzeitig auch den Meistertitel. 

Pit Biever sorgte mit einem Dreier kurz vor Schluss der letzten Zwischenrundenpartie für den Sieg des Basket Esch. Im Nachhinein sollte das auch der Korb zum Meistertitel werden, da die Meisterschaft abgebrochen wurde. 
Pit Biever sorgte mit einem Dreier kurz vor Schluss der letzten Zwischenrundenpartie für den Sieg des Basket Esch. Im Nachhinein sollte das auch der Korb zum Meistertitel werden, da die Meisterschaft abgebrochen wurde.  Archivbild: Luis Mangorrinha/Editpress

Eklat des Jahres: Tour de Luxembourg. Letztendlich bleiben eher die Bilder des streikenden Pelotons in Erinnerung als die der jubelnden Sieger. Auf der zweiten Etappe der Luxemburg-Rundfahrt, die von Remich nach Hesperingen führte, blieb das Hauptfeld stehen, weil sich die Radfahrer auf den Straßen nicht sicher fühlten. Auf den ersten beiden Etappen waren haltende oder gar fahrende Wagen ins Rennen gefahren. Die Organisatoren erklärten, dass die Fahrer der Wagen trotz der Ansage der Polizisten, stehenzubleiben, einfach fuhren. Auch auf der fünften Etappe kam es zu einer brenzligen Situation, als ein Lkw in einer Abfahrt in entgegengesetzter Richtung des Rennens auf der Straße fuhr. Nach der Tour sagte Organisator Andy Schleck: „Es ist ein Wunder, dass nichts Schlimmes passiert ist.“ 

Titelkampf des Jahres: Am Ende seiner bisher erfolgreichsten Saison im Motorsport sicherte sich Dylan Pereira zwei Vizemeistertitel. Im Porsche Supercup stand der 23-Jährige dabei in zwei Rennen ganz oben auf dem Podium, im Porsche Carrera Cup folgten sechs weitere Siege. Der Luxemburger lieferte sich über die gesamte Saison einen spannenden Zweikampf mit dem Niederländer Larry ten Voorde. In beiden Wettbewerben fiel die Entscheidung im Kampf um den Titel erst im finalen Rennen.

Rekord des Jahres: Ralph Diseviscourt. Der 44-jährige Luxemburger scheint unermüdlich. In diesem Jahr knackte „Dizzy“ den 24-Stunden-Weltrekord und legte innerhalb dieser Zeit 915,39 Kilometer zurück. Die Zahlen sind bei diesem Rekord mehr als beeindruckend: Über die gesamte Dauer fuhr er eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 38,1 Kilometern pro Stunde und knackte dabei neun weitere Weltrekorde. 

Ungewissheit des Jahres: Vor fünf Monaten sollten zum ersten Mal Olympia-Medaillen im Karate vergeben werden. Jenny Warling, die größte FLAM-Hoffnung, musste ihr komplettes Programm umkrempeln – und ein weiteres Jahr zittern, denn das entscheidende Qualifikationsturnier wurde um ein Jahr verschoben. Judoka Claudio dos Santos hat schlechtere Karten – aber anders als die Kollegen der Nationalmannschaft oder des Karate noch den gleichen Nationaltrainer, Alexander Lüdeke.

Auf der Staumauer in Vianden sorgte Ralph Diseviscourt für einen neuen 24-Stunden-Weltrekord
Auf der Staumauer in Vianden sorgte Ralph Diseviscourt für einen neuen 24-Stunden-Weltrekord Archivbild: Jerry Gerard/Tageblatt

Pech des Jahres: Nicht jedes Jahr kämpfen luxemburgische Turner um den Einzug in ein EM-Finale. Lola Schleich war im Dezember in Messin am Schwebebalken nah dran. Mit einer Österreicherin war die FLGym-Athletin punktgleich, beide teilten sich den achten und somit letzten Finalrang. Doch die Sauberkeit der Ausführung entschied zugunsten der Konkurrentin und Schleich musste beim Finale zuschauen. Auch das Teamfinale verpasste Luxemburg um gerade einmal 0,600 Punkte.

Nervenstärkste des Jahres: Sarah De Nutte. Mit ihrem neuen Verein TT Saint-Quentinois schaffte es Sarah De Nutte in diesem Jahr bis ins Champions-League-Halbfinale. Doch auch in der Liga überzeugte sie und konnte des Öfteren Nervenstärke beweisen. Gleich im ersten Meisterschaftsspiel lag sie im entscheidenden letzten Satz 6:10 zurück, wehrte dann sechs Matchbälle ab und gewann 15:13. 

Verzögerung des Jahres: Täglich grüßt das Nationalstadion. Bereits im vergangenen Jahr sollte das „Stade de Luxembourg“ bezugsfertig sein. Die Monate zogen ins Land und Stand heute wird es auch sehr eng, den nächsten möglichen Termin einzuhalten. Im März beginnt für die Fußballnationalmannschaft die Qualifikation für die WM 2022 im Katar. Ob dann der neue Rasen auf Cloche d’Or betreten werden kann, ist doch sehr fraglich.

Sarah De Nutte überzeugte in diesem Jahr mit ihrer Nervenstärke
Sarah De Nutte überzeugte in diesem Jahr mit ihrer Nervenstärke Archivbild: Marcel Nickels/Tageblatt

Verpasste Chance des Jahres: Die Fußball-Nationalmannschaft war zwei Spieltage vor Schluss Tabellenführer der Nations League und hatte den Aufstieg in die Division B vor Augen. In Zypern machte eine Rote Karte den „Roten Löwen“ aber einen Strich durch die Rechnung und am Ende war Montenegro Gruppensieger. Trotzdem bleiben die Leistungen der Kicker in guter Erinnerung.

Rechnerei des Jahres: Jeder Verband hat sich bereits damit beschäftigt und muss es auch weiterhin tun. Es wird gerechnet, wie man noch irgendwie alle Spieltage der laufenden Saison unter einen Hut bekommen kann und darauf gehofft, dass die Regierung Mitte Januar wieder grünes Licht für die Meisterschaften gibt.

Die luxemburgische Fußball-Nationalmannschaft verpasste den Aufstieg in die Divison B der Nations League nur knapp. 
Die luxemburgische Fußball-Nationalmannschaft verpasste den Aufstieg in die Divison B der Nations League nur knapp.  Archivbild: Jeff Lahr/Tageblatt