WM-FinaleScaloni nimmt es mit Weltmeistermacher Deschamps auf

WM-Finale / Scaloni nimmt es mit Weltmeistermacher Deschamps auf
Didier Deschamps gegen Lionel Scaloni (Rechts): das Trainerduell des WM-Finals Foto: Odd Andersen und Juan Mabromata/AFP

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Didier Deschamps könnte als zweiter Trainer in der WM-Geschichte zum zweiten Mal Weltmeister werden. Sein Gegner Lionel Scaloni ist von der Notlösung zum argentinischen Glücksfall geworden.

Diego Maradona hielt ihn für so unfähig, dass er nicht mal „den Verkehr regeln“ könne. Und wenn er von Lionel Messi schwärmt, klingt er wie der größte Fan, der sein Idol anhimmelt – und zufällig auf der Trainerbank sitzt. Doch Lionel Scaloni ist kein Ahnungsloser von Messis Gnaden. Im Gegenteil: Der jüngste Trainer der WM ist der Architekt des argentinischen Erfolgs, der endlich die Sehnsucht nach dem dritten Titel und Messis später Krönung stillen könnte.

Natürlich sei der alternde Superstar der „Beste aller Zeiten“, sagte der nur neun Jahre ältere Scaloni nach dem Finaleinzug der Albiceleste, als neben ihm mal wieder Messi als „Player of the Match“ saß. „Es ist ein Privileg. Ich fühle mich geehrt, ihn trainieren und spielen sehen zu dürfen.“

Dass Messi so spielt, als wäre er weitaus jünger als 35, ist vor allem Scalonis Verdienst: Ihm ist gelungen, woran seine Vorgänger scheiterten – eine Mannschaft zu formen, die ihren Star in dessen Stärken unterstützt, nicht dessen Schwächen offenbart und allen Druck auf ihn abwälzt.

„La Scaloneta“, wie die Fans deshalb die „Seleccion“ seit dem Copa-America-Triumph 2021 nennen, trifft am Sonntag (16.00 Uhr MEZ) im Kampf um den ersten WM-Titel seit 36 Jahren auf das Nonplusultra – Titelverteidiger Frankreich und dessen Weltmeistermacher Didier Deschamps, der Fußballgeschichte der besonderen Art schreiben könnte.

Nicht nur, dass der 54-Jährige, der immer ein wenig langweilig wirkt, als zweiter Trainer nach dem Italiener Vittorio Pozzo (1934 und 1938) zweimal Weltmeister werden könnte. Dieser Siegertyp, der 1998 als erster französischer Kapitän den WM-Pokal in die Höhe streckte, der mit einem französischen Klub die Champions League gewann, der außerdem den EM-Titel holte, könnte der Erste sein, der als Spieler und Trainer zum dritten Mal auf der größten Fußballbühne triumphiert.

Deschamps entscheidet selbst über Zukunft

Fragen danach bügelt Deschamps gerne ab mit Worten wie: „Darauf habe ich nur gewartet.“ Er hört sie so gerne wie die nach seiner pragmatischen Defensivtaktik, die von den Gegnern schon beim Titelgewinn 2018 in Russland als „Anti-Fußball“ geschmäht wurde.

Der einstige defensive Mittelfeldspieler, der als „General“ dem Genie Zinedine Zidane den Rücken freihielt, hat aus den kreativen, begeisternden „Blauen“ von einst eine perfekte Fußball-Maschine geformt. Trotz offensiver Starpower wartet sie geduldig auf Fehler des Gegners und nutzt diese eiskalt mit ihrem „TGV“ Kylian Mbappé aus.

Früher nicht unumstritten, kann Deschamps mittlerweile selbst entscheiden, ob er nach dem Finale Nationaltrainer bleibt. Verbandsboss Noël Le Graët bettelt fast darum („Ich hoffe, er sagt ja“), sogar Staatschef Emmanuel Macron versucht es per präsidialer Order („Natürlich muss er bleiben“).

Zum Teufel jagen wie einst Maradona will auch Scaloni niemand mehr. Mit Spielern wie Julian Alvarez, Alex Mac Allister oder Enzo Fernandez hat die einstige Notlösung die „Scaloneta“ schon während der WM verjüngt. Die größte Aufgabe wartet, wenn er auf dem Weg zur WM 2026 ohne den „Besten aller Zeiten“ auskommen muss.