TischtennisSarah De Nutte über die Team-WM: „Wir haben eine der schwersten Gruppen erwischt“

Tischtennis / Sarah De Nutte über die Team-WM: „Wir haben eine der schwersten Gruppen erwischt“
Sarah De Nutte spielt mit der FLTT-Auswahl bei der WM gegen Südkorea, Singapur, Thailand und Iran  Foto: Editpress-Archiv/Gerry Schmit

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Am Freitag beginnen die Tischtennis-Mannschaftsweltmeisterschaften in Chengdu, dies unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen. Nach einer sehr mühsamen Anreise ist die Nationalmannschaft der Damen am Montagabend gut in der chinesischen Metropole angekommen. Die FLTT-Auswahl, die aktuell Rang 24 im ITTF-Ranking einnimmt, hat sich mit dem Erreichen des Achtelfinales ein hohes Ziel gesetzt.

Bei den Titelkämpfen gehen nur noch maximal 40 Teams an den Start. Während der FLTT-Auswahl der Herren der Weg nach China versperrt blieb, hatte sich das Damenteam, mit dem fünften Platz bei der Europameisterschaft 2021 in Rumänien, souverän für die Endrunde qualifiziert.

Dreh- und Angelpunkt des Teams Lëtzebuerg sind Ni Xia Lian und Sarah De Nutte, die mit dem sensationellen Gewinn der Bronzemedaille bei der WM Ende November vergangenen Jahres in Houston (USA) für Furore gesorgt hatten. Bei der EM, letzten Monat in München, konnten die Weltranglisten-Dritten diese Leistung, mit dem Erreichen des Halbfinals, bestätigen.

Anstrengende Reise

„Aus unserer Sicht war es eine gelungene EM, da wir unser Ziel, eine Medaille mit nach Hause zu nehmen, erreicht haben. Im Einzel hätte ich meine Begegnung gegen Tin-Tin Ho natürlich gerne gewonnen. Anschließend wäre ich auf die spätere Siegerin Sofia Polcanova getroffen, gegen die ich einen schweren Stand gehabt hätte“, blickt Sarah De Nutte, die vor gut einer Woche einen gelungenen Saisoneinstieg mit dem TT Saint-Quentin hatte, zurück. Vorrangiges Ziel ihres französischen Vereins ist das Erreichen des Titel-Playoffs in der Pro-A-Liga. „Vor kurzem haben wir erfahren, dass unsere Topspielerin Polina Mikhailova, die beim Auftaktsieg gegen Grand-Quevilly fehlte, schwanger ist. Mal sehen, in welcher Aufstellung wir die Saison bestreiten werden, da Daniela Dodean, wie letzte Saison, nur die wichtigsten Meisterschaftsspiele bestreiten sollte“, so die Landesmeisterin, die dennoch hofft, in der Champions League erneut bis ins Viertelfinale vorstoßen zu können.

Die Anti-Corona-Maßnahmen gingen so weit, dass der Innenraum während des Flugs mehrmals desinfiziert wurde

Sarah De Nutte, über die Reise nach China

Der Fokus der 29-Jährigen ist in den nächsten Tagen jedoch voll und ganz auf die WM gerichtet. Eine erste Bewährungsprobe hat die fünfköpfige Delegation bereits überstanden. Vor dem Abflug galt es, neben zwei PCR-Tests eine ganze Reihe von administrativen Hürden zu überwinden, um grünes Licht von der chinesischen Botschaft zu erhalten.

„Beim zweiten Zwischenstopp in Dubai, von wo aus ein Charterflug nach Chengdu startete, mussten wir neben einem Schnelltest eine ‚App‘ mit Daten füttern, was sehr zeitraubend war. Im Flugzeug wurden wir vom Personal in Empfang genommen, das von Kopf bis Fuß eingehüllt war. Die Anti-Corona-Maßnahmen gingen so weit, dass der Innenraum während des Flugs mehrmals desinfiziert wurde“, berichtet De Nutte, deren Mindesterwartungen, was das Essen an Bord anbelangte, nicht erfüllt wurden.

Bei der Landung in Chengdu, gegen 21.00 Uhr, stand den müden Sportlern allerdings die größte Geduldsprobe erst noch bevor. Es sollte mehrere Stunden dauern, bis alle die unendliche Einreise-Prozedur überstanden hatten. Dabei hielt sich außer den WM-Teilnehmern kein einziger Einreisender im Flughafen auf.

„Am Ende war jeder nur noch genervt. Schließlich sind wir gegen drei Uhr in der Nacht in unserem Hotel, das von einem hohen Zaun umgeben ist, angekommen. Hier hat jeder auf der Straße eine Maske an, auch diejenigen, die alleine unterwegs sind“, so die ersten, eher beklemmenden Eindrücke von der Luxemburgerin aus der Millionenstadt, die sich vor drei Wochen noch im Lockdown befand.

Leicht angeschlagen in die WM

Am Dienstagnachmittag konnte die Mannschaft erstmals in der riesigen Arena trainieren. „Die Anlage ist toll, wie man das eigentlich überall in diesem Tischtennis-verrückten Land gewohnt ist. Alles ist bis ins Detail durchdacht und die Wettkämpfe sind hervorragend organisiert“, erzählt De Nutte: „Nach der EM hatte ich eine zweiwöchige Pause eingelegt. Nur wenige Tage nachdem ich das Training wieder aufgenommen hatte, wurde ich krank und konnte danach nur noch zweimal trainieren. Ich fühle mich immer noch etwas angeschlagen. Auch Ni Xia Lian und Tessy Gonderinger sind nicht zu 100 Prozent fit. Bis zur ersten Partie bleibt aber noch etwas Zeit. Manchmal läuft es unter solchen Voraussetzungen am Ende besser, als man denkt.“

Die Auslosung der Gruppen fand am Mittwochabend statt. Dabei wurden die 28 Teams auf sechs Gruppen, zu vier bzw. fünf Teams, aufgeteilt. Die beiden Gruppenersten qualifizieren sich direkt für die Runde der besten 16. Luxemburg trifft in seiner Fünfergruppe auf Südkorea, Singapur, Thailand und den Iran. Topfavoritinnen auf den Gruppensieg sind die Koreanerinnen, die mit drei Spielerinnen aus den Top 40 antreten. Platz zwei dürfte für das Trio aus Singapur reserviert sein.

Um eine Chance auf das Erreichen des Achtelfinals als einer der besten Gruppendritten zu haben, müssen die Luxemburgerinnen ihrer Favoritenrolle gegen den Iran gerecht werden und zusätzlich gegen die um vier Positionen besser eingestuften Thailänderinnen gewinnen. „Ich glaube, dass wir eine der schwersten Gruppen erwischt haben. Wir haben ein starkes Team, werden unser Bestes geben und uns über jeden Sieg freuen. Es wird eine große Herausforderung sein, einen der beiden ersten Plätze zu erreichen“, so die Einschätzung von De Nutte gleich nach der Auslosung

Den Wettbewerben dürfen nur die Einwohner aus Chengdu beiwohnen. Dennoch besteht kein Zweifel daran, dass die Ränge voll besetzt sein werden, wenn die einheimischen Ballkünstler im Einsatz sind. Bei den Herren belegen Fan Zhendong, Ma Long und Liang Jingkun die drei ersten Plätze der Weltrangliste. Mit Sun Yingsha, Cheng Meng, Wang Manyu und Wang Yidi führen gleich vier Chinesinnen die Hierarchie bei den Damen an.
Für Verbandspräsident André Hartmann führt demnach auch kein Weg an den Teams des Gastgebers vorbei: „Sowohl bei den Herren als auch bei den Damen wird China Weltmeister. Dafür leg ich meine Hand ins Feuer.“

Die WM-Arena in Chengdu
Die WM-Arena in Chengdu Foto: AFP

Im Überblick

Die FLTT-Auswahl: Ni Xia Lian (WR 41), Sarah De Nutte (WR 68), Tessy Gonderinger (WR 299), Ariel Barbosa (WR 327) – Trainer: Tommy Danielsson

Gruppe 4: Südkorea (WR 4), Singapur (WR 9), Thailand (WR 20), Luxemburg (WR 24), Iran (WR 49)