RYDER CUP: Nordire McDowell Europas Golf-Held

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GOLF - Im Golf-Krimi mit Überlänge hat Europa die wichtigste Mannschafts-Trophäe der Welt gewonnen. Held in dem denkwürdigen Drama im walisischen Newport war der Nordire Graham McDowell.

Mit dem Lochgewinn am 17. Grün gegen Hunter Mahan entthronte der US-Open-Sieger gestern bei der 38. Auflage des prestigeträchtigsten Mannschaftswettbewerbs im Golf Titelverteidiger USA mit 14,5:13,5.

McDowell lag am 17. Grün schon mit zwei mehr gewonnenen Löchern vor Mahan. Nach dem Abschlag platzierte der Nordire seinen Ball mit dem zweiten Schlag etwa 1,5 Meter vom Loch entfernt. Mahan schob seinen 3. Schlag auf dem Par 3 am Loch vorbei, und hätte maximal mit dem 4. Putt nur zum Teilen des Punktes einlochen können. Das hätte aber nicht zum notwendigen Lochgewinn gereicht, weil McDowell sogar mit zwei Putts den Ball zum Halbieren versenken konnte. Deswegen „schenkte“ Mahan aus aussichtsloser Situation dem Nordiren den letzten Putt. Später brach er untröstlich in Tränen aus.

Nach tagelangem Dauerregen im walisischen Newport eroberte das Team von Kapitän Colin Montgomerie bei strahlendem Sonnenschein mit dem knappsten aller möglichen Ergebnisse den „Pott“ aus purem Gold. „Für elf Teamkollegen, die Fans, die Caddies zu gewinnen, ist unfassbar. Monty, Europa, es ist ein ganz besonderes Hochgefühl. Es gibt nichts Vergleichbares“, jubelte McDowell, der im Celtic Manor Resort schon im Juni die Wales Open gewann.

Montgomerie standen die Tränen in den Augen. Seine Stimme vibrierte: „Stolz, Stolz, Stolz. Es bedeute die ganze Welt für uns. Ich habe zwölf ganze Kerle im Team, ich wusste es!“ US-Kapitän Corey Pavin blieb trotz der Niederlagen in allerletzter Sekunde der faire Sportler und gratulierte: „Ein heißer Fight. Ihr habt besser gespielt. Aber nur ein bisschen. Well done.“

Erstmals seit seiner Premiere 1927 musste das Finale mit den zwölf Einzeln wegen der heftigen Regenfälle auf einen Montag verlegt werden. Den USA hätten als Titelhalter schon 14 der 28 zu vergebenden Punkte aus insgesamt 28 Matches zum Sieg genügt. Als McDowell den elften Titel für Europa im letzten von 28 Matches mit der letzten Ballumdrehung zum Par am 17. Grün sicherte, brachen alle Dämme.

Das Europa-Team lag sich in den Armen. Montgomerie ballte die Faust und umarmte nach seinem ersten Titel als Kapitän den 31 Jahre alten McDowell. „Es ist unbegreiflich. Ich muss jedem danken. Wir waren die Glücklichen. Es ist unglaublich.“ Dann genoss auch der Schotte das nicht enden wollende „Olé, olé“ der 35.000 Zuschauer im Celtic Manor Resort von Newport.

Die US-Spieler um den Weltranglisten-Ersten Tiger Woods standen wie erstarrt, als McDowell den unglücklichen Hunter Mahan mit 3:1 besiegte. Zuvor hatten es die Europäer spannend gemacht. Auch dem bis dahin ungeschlagenen Debütanten Kaymer versagten im Einzel bei der bitteren Niederlage mit 4:6 gegen Dustin Johnson die Nerven.

Begleitet von den „Europe, Europe“-Gesängen der außer Rand und Band geratenen Fans spielte sich der Gastgeber in die richtige Stimmung, um nach der 11,5:16,5-Pleite vor zwei Jahren in Kentucky den „Pott“ zurückzuholen“. Nach den 16 Vierern hatte Europa noch 9,5:6,5 geführt.

Montgomerie hatte entsprechend in seinem Taktikpuzzle Martin Kaymer an Nummer 4 ins Rennen gegen den bis dahin punktlosen Dustin Johnson geschickt. Doch der Deutsche sollte regelrecht untergehen. Die Schlüsselposition war Kaymers Viererpartner Lee Westwood an Nummer eins gegen Steve Stricker zugedacht. Der 37 Jahre alte sechsmalige Ryder-Cup-Routinier Westwood gab nach einer Führung bis zum 11. Grün das Spiel gegen Woods-Partner Steve Stricker auf den letzten Löchern mit 1:2 noch aus der Hand. Als der Engländer Ian Poulter mit 5:4 gegen Matt Kuchar den ersten Konter setzte, kam Europa in Schwung. Woods konnte zwar nach dem Zwischenspurt mit drei Putts und einem Eagle bis zum 5:3 gegen Francesco Molinari die USA wieder heranbringen. Dabei sammelte Woods nach seiner Auftaktniederlage im Vierer erstmals beim Ryder Cup drei Punkte und rechtfertigte seine Wildcard.