Rossi-Mania: Platz vier bei Blitz-Comeback

Rossi-Mania: Platz vier bei Blitz-Comeback

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

MOTORRAD - Der neunmalige Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi hat sich beim Großen Preis von Deutschland eindrucksvoll zurückgemeldet. Der von den Folgen eines schweren Trainingssturzes gehandicapte MotoGP-Weltmeister aus Italien wurde bei seinem Comeback am Sachsenring nach einer starken Vorstellung Vierter.

Der 31-jährige Rossi lieferte sich mit Casey Stoner (Ducati) ein erbittertes Duell um den dritten Platz, den der Australier erst kurz vor dem Ziel mit einem erfolgreichen Überholmanöver für sich entschied.

Im Kampf um den WM-Titel, den Superstar Rossi trotz vier Rennen Zwangspause noch nicht abgeschrieben hat, wurde der Rückstand zur Spitze allerdings größer. Rossis Yamaha-Teamkollege Jorge Lorenzo, der die drei Rennen vor dem Deutschland-GP allesamt für sich entschieden hatte, kam hinter seinem spanischen Landsmann Dani Pedrosa (Honda) auf den zweiten Platz. Lorenzo führt das Klassement mit 185 Punkten vor Pedrosa (133) an, Rossi hat 74 Zähler auf dem Konto. Das Rennen der Königsklasse musste in der neunten Runde unterbrochen werden, nachdem der Franzose Randy de Puniet (Honda) und die beiden Spanier Alvaro Bautista (Suzuki) und Aleix Espargaro (Ducati) gestürzt waren. De Puniet zog sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu und musste per Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden.

Auf Krücken

Die Bilder sind ungewöhnlich. Ein junger Mann, der schwer angeschlagen an zwei Gehhilfen läuft, wird beklatscht, bejubelt, fotografiert. Der lächelt mal kurz, winkt und konzentriert sich sofort wieder auf seine Fortbewegung, die wenig später überaus rasant verläuft. Die Gehhilfen fliegen in die Ecke, der Mann schwingt sich auf sein Rennmotorrad und braust davon. Augenblicke später driftet er durch die Kurven, die Knieschoner berühren den heißen Asphalt. Ist die Rundenhatz vorbei, beginnt das leidvolle Spiel mit dem mühevollen Laufen, von Hunderten Fans lautstark begleitet, von vorn.

Die „Wunder-Heilung“ seines offenen Schienbeinbruchs, den er sich vor 42 Tagen im Training zum Italien-Grand-Prix in Mugello zugezogen hatte, elektrisierte die Massen. Insider-Schätzungen zufolge waren zehn Prozent der über 200.000 Sachsenring-Besucher lediglich wegen Rossi da. Plakate mit Aufschriften wie „Mille grazie, Valentino“ zierten die Rennstrecke.

Die Fans lieben Rossi, er selbst liebt die Show und bedient die Erwartungen. Dabei bleibt unklar, wie sehr die Verletzungen ihn tatsächlich belasten. In Momenten, in denen sich der Italiener unbeobachtet fühlt oder sich auf andere Dinge konzentrierte, schienen die Schmerzen keine Rolle zu spielen. So sah man ihn bereits ohne Gehhilfen und kaum humpelnd laufen, auf einer Treppe wippte „Vale“ auf den Zehenspitzen stehend auf und ab – auch das scheinbar mühelos.

Doch ganz egal, wie problematisch es um Rossi steht: Er ist ein „harter Hund“. Allein die Tatsache, dass sein Ausrüster ihn mit einem speziellen Rennanzug und Stiefeln versorgen musste, zeigt, dass er unbedingt fahren will. Besonders konzentriert hat man sich auf den Schutz des Schienbeins. Statt Polypropylen wurde ein Teil Kevlar verwendet. Rossi erbat außerdem einen zusätzlichen Kevlar-Schutz für das Wadenbein, die Schutzmaßnahmen wurden in beide Stiefel eingebaut. Die D-air-Rennkombi des Italieners ist zusätzlich mit Airbags ausgestattet.

Die Verteidigung des WM-Titels ist für Rossi kein Thema mehr. Ihm geht es jetzt bereits um die Vorbereitung auf das nächste Rennjahr, dann möglicherweise im italienischen Ducati-Werksteam. In jedem Fall aber arbeitete er mit seinem Auftritt am Sachsenring weiter an seinem Mythos. Die „Rossi-Mania“ geht weiter.

Motorrad in Zahlen

Grand Prix von Deutschland auf dem Sachsenring:
125 ccm: 1. Marc Marquez (Spanien) Derbi 41:28,274 Min. (Schnitt: 143,401 km/h); 2. Tomoyoshi Koyama (Japan) Honda + 17,578 Sek.; 3. Sandro Cortese (Deutschland) Derbi + 18,263; 4. Esteve Rabat (Spanien) Aprilia + 19,098; 5. Bradley Smith (Großbritannien) Aprilia + 19,713

WM-Stand: 1. Marquez 157 Pkt.; 2. Pol Espargaro (Spanien) Derbi 131; 3. Nicolas Terol (Spanien) Aprilia 118; 4. Smith 105; 5. Koyama 77

Moto2: 1. Toni Elias (Spanien) Honda 41:57,745 Min. (Schnitt: 152,220 km/h); 2. Andrea Iannone (Italien) Honda +3,297 Sek.; 3. Roberto Rolfo (Italien) Honda + 6,574; 4. Fonsi Nieto (Spanien) Honda +6,781; 5. Karel Abraham (Tschechien) Honda +7,396

WM-Stand: 1. Elias 136 Pkt.; 2. Thomas Lüthi (Schweiz) Honda 94; 3. Iannone 90; 4. Julian Simon (Spanien) Honda 77; 5. Shoya Tomizawa (Japan) Honda 76

MotoGP: 1. Dani Pedrosa (Spanien) Honda 28:50,476 Min. (Schnitt: 160,376 km/h); 2. Jorge Lorenzo (Spanien) Yamaha + 3,355 Sek.; 3. Casey Stoner (Australien) Ducati + 5,257; 4. Valentino Rossi (Italien) Yamaha + 5,623; 5. Andrea Dovizioso (Italien) Honda + 17,158; 6. Marco Simoncelli (Italien) Honda + 17,757; 7. Nicky Hayden (USA) Ducati + 17,935; 8. Ben Spies (USA) Yamaha + 20,957; 9. Hector Barbera (Spanien) Ducati + 22,000; 10. Marco Melandri (Italien) Honda + 35,217

WM-Stand: 1. Lorenzo 185 Pkt.; 2. Pedrosa 138; 3. Dovizioso 102; 4. Stoner 83; 5. Hayden 78; 6. Rossi 74; 7. Randy de Puniet (Frankreich) Honda 69; 8. Spies 67; 9. Simoncelli 49; 10. Melandri 45

Nächste Rennen: GP der USA am 25. Juli in Laguna Seca (Moto GP)