Renault-F1-Team: Die nächste „success story“ des Gérard Lopez?

Renault-F1-Team: Die nächste „success story“ des Gérard Lopez?

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Bekannt wurde er mit dem Verkauf von Skype: der Escher Unternehmer Gérard Lopez. Einen Namen in Sportkreisen macht er sich seit 2007 als Präsident und Mäzen des Fußball-Vereins Fola Esch. Und nun startet Lopez durch im Sport und ein in die Formel 1.

Die Formel 1 wurde 2009 schwer geschüttelt von der Finanzkrise, die Konstrukteure BMW und Toyota verabschiedeten sich nach der Saison, Honda bereits Ende 2008.

Bei Renault kam die sogenannte „Crashgate“-Affäre dazu. Nach dem Skandal um einen fingierten Unfall wurde die Reißleine gezogen, mit der Bank ING ging der größte Sponsor des F1-Teams trotzdem mit sofortiger Wirkung von Bord. Der Rückhalt des Mutterkonzerns stand lange auf der Kippe, am Mittwoch konnte Bernard Rey, Präsident von Renault-F1, auf einer Pressekonferenz die frohe Botschaft verkünden: Das Team bleibt 2010 in der Formel 1.

Das Zustandekommen

Dies dank einer strategischen Partnerschaft. Der „Auserwählte“ (unter vier Kandidaten/das „T“ berichtete ausführlich) ist ein Luxemburger: Gérard Lopez. Richtiger: Die Firma Genii Capital mit Sitz in Howald, deren Vorsitzender des Verwaltungsrats der 37-Jährige ist. Zusammen mit seinem einige Jahre älteren Landsmann Eric Lux ist Lopez dort federführend.

Und dies diskret. Beide stehen nicht gerne in der Öffentlichkeit, Gérard Lopez lehnte die Interview-Anfrage des Tageblatt gestern nach dem Bekanntwerden der Neuigkeit freundlich, aber bestimmt ab. Und verwies auf den Pressesprecher von Genii Capital. Julien Nerguisian bestätigte diesen Sachverhalt noch einmal: „Beide sind sehr diskret, sprechen nicht gerne über sich selbst.“

Über das Zustandekommen des Deals konnte Nerguisian trotzdem mehr oder weniger Aufschluss geben: „Das ist irgendwie fast wie von selbst gekommen, durch die vielen Kontakte, die beide in der Formel 1 haben. Hätten Sie beide vor sechs Monaten gefragt, ob sie in die Formel 1 einsteigen wollen, hätten sie bestimmt Nein gesagt.“

Das erklärt wohl auch, warum Auto-Liebhaber Lopez schon zweimal als möglicher Übernahme-Kandidat in der Formel 1 gehandelt wurde: Beim BMW-Sauber-Team und vor allem bei Rückkehrer Lotus. Wie viel Wahrheitsgehalt da dran war, ist im Nachhinein schwer zu sagen.

Wie funktioniert’s?

Nun hat es jedenfalls gestimmt, und auch geklappt. Ohne strategische Partnerschaft (in welcher Höhe ist nicht bekannt) wäre Renault wohl aus der Formel 1 verschwunden. Denn das Mutterhaus (geschätzter Netto-Verlust im ersten Trimester 2009: 2,7 Milliarden Euro) hätte das F1-Team dann wohl alleine finanzieren müssen.

Nun sieht es so aus, dass Renault-F1 quasi zum Motoren-Lieferanten wird und die Motoren-Herstellung in Viry-Châtillon bei Paris zu 100 Prozent behält (und auch das Team Red Bull weiter mit diesen Motoren beliefert), während Genii Capital über die Beteiligung am Firmensitz (von Renault-F1) im britischen Enstone alles andere, d.h. das Funktionieren des Rennstalls übernehmen soll.

Eine Absichtserklärung wurde unterschrieben, die definitiven Verträge sollen „früh 2010“ (so Nerguisian gegenüber dem „T“) finalisiert werden. Die effektive Übergabe solle laut Bernard Rey (bei AFP) am 4. Januar 2010 erfolgen.

Vision

In einer Pressemitteilung von Genii Capital wurde Eric Lux am Mittwoch wie folgt zitiert: „Die langfristige Vision ist, Renault wieder ins Spitzenfeld der Formel 1 zu führen.“ Denn das Team wird weiter unter dem Namen Renault fahren.

Die Kapitalgesellschaft Genii, tätig vor allem im Bereich der neuen Technologien und via Gérard Lopez auch im Sport-Management („Gravity Sport Management“, in dessen Verwaltungsrat Lopez sitzt, mit u.a. … Flavio Becca, Mäzen des F91 Düdelingen), wolle für dieses Ziel ihren ganzen „Unternehmer-Geist“ einsetzen, so Lux weiter.

Lopez, der sich  nicht äußerte, wurde mit seinen Worten vom „Motorsport Business Forum“ vergangene Woche in Monaco zitiert: „Es ist eine Phase der Möglichkeiten in der Formel 1, nicht der Unsicherheit. Die F1 hat ein außerordentliches Level weltweiter Aufmerksamkeit und kann genutzt werden, um neue Geschäftsmodelle in traditionellen und sich entwickelnden Märkten zu entwickeln.“

Das ist an sich fast schon eine Vision, die (in Krisenzeiten) über das Renault-F1-Team hinausgeht. Beweist Lopez den richtigen Riecher – wie bei Skype und überhaupt den Internet-Technologien, Jamendo sei hier noch erwähnt –, könnte auch die mögliche „success story“ über Renault-F1 hinausgehen. Gérard Lopez als Retter der gebeutelten Formel 1 …? Claude Clemens (mit AFP, dpa, sid)